Liebenzeller Mission

Ob eine Mission zu ihrem Ziel kommt und Menschen das Evangelium hören und verstehen, hängt auch von den Fähigkeiten der Menschen ab, die dieses Evangelium bezeugen. Deshalb lässt sich der christliche Glaube von einer christlichen Bildung gar nicht trennen. Von den Christusliedern der frühen Christenheit über die Briefe des Apostels Paulus, die Bekenntnisse der Alten Kirche und die Katechismen der Reformationszeit zieht sich Bildung wie ein roter Faden durch die Geschichte von Kirche und Mission. Der christliche Glaube lebt nicht nur, aber auch ganz stark vom Wissen! Christen müssen die Schriften kennen, in denen sich Gott offenbart hat. Sie müssen das Buch kennen, das die Grundlage für Glaube und Handeln ist. Sie müssen den Weg verstehen, den Gott mit seinem Volk und seiner Gemeinde gegangen ist und noch gehen will. Sie müssen Anfang und Ziel dieser Geschichte begreifen – und vor allem ihre Mitte: Jesus Christus. Entsprechend bedeuten 125 Jahre Liebenzeller Mission auch 125 Jahre Bildung auf dem Missionsberg und Bildung, die vom Missionsberg ausgegangen ist. Hier wurden in den vergangenen 125 Jahren buchstäblich Tausende Menschen ausgebildet: zunächst „Missionszöglinge“ für den Dienst in China, dann Schwestern und Brüder für den Dienst als Prediger, Evangelistinnen, Jugendreferenten und Krankenschwestern. Ausgebildet wurde bald nicht mehr nur für die Mission, sondern auch für Gemeinschafts- und Jugendverbände. Über die Jahre kamen Azubis in Hauswirtschaft, Verwaltung und Handwerksbetrieben dazu. Heute kann man auf dem Berg eine Jüngerschaftsschule (impact-move), Fachschule (Interkulturelle Theologische Akademie – ITA) oder Hochschule (Internationale Hochschule Liebenzell – IHL) besuchen. Hier können junge Menschen Theologie, Pädagogik, Soziale Arbeit oder Entwicklungszusammenarbeit studieren und einen staatlich anerkannten Bachelor oder sogar Master erwerben. 124 Jahre war die Bildungssprache Deutsch und die Missionszöglinge, Seminaristen, Bibelschülerinnen und Studenten waren es auch. Im vergangenen Jahr hat die IHL mit dem ersten englischsprachigen Bildungsprogramm in der Geschichte der Liebenzeller Mission begonnen. Mission ist im 21. Jahrhundert nicht mehr nur ein Weg, der „from the West to the Rest“ führt, sondern eine internationale und interkulturelle Bewegung von überall her nach überall hin. In den kommenden Jahrzehnten sollen Studierende aus den verschiedensten Ländern, Kulturen und Völkern am missionarischen Bildungsprogramm auf dem Missionsberg teilnehmen können. Über die Mission wurden von Bad Liebenzell aus 125 Jahre lang die entlegensten Winkel der Erde erreicht: das Innere Chinas, die kleinsten Südseeinseln und das Herz Afrikas. Auch über die Bildung ist die Liebenzeller Mission immer wieder zu neuen Ufern aufgebrochen. Sie hat geistliche und leibliche Nöte und Notwendigkeiten wahrgenommen und dann Mittel und Wege gefunden, um junge Menschen auszubilden, um dieser Not zu begegnen. Diesen Auftrag werden wir auch in Zukunft verfolgen. Mission verändert sich, Bildung auch. Die Standards steigen, die Methoden ändern sich. Vieles wird digitaler, internationaler und interkultureller werden. Aber eines wandelt sich nicht: Liebenzeller Bildung bleibt ebenso wie die Mission ein Weg mit Gott von Mensch zu Mensch. Volker Gäckle 11 Pfarrer Heinrich Coerper stirbt O Der Gründer der Liebenzeller Mission stirbt am 8. Juli in Lahr und wird wenige Tage später in Bad Liebenzell bestattet. Beschlagnahmungen im Krieg O Das Gebäude „Pilgerruhe“ und große Teile des Missionshauses werden beschlagnahmt und den ganzen Krieg über für die Unterbringung von Flüchtlingen belegt. Gründung des US-Zweigs O Der amerikanische Zweig der Liebenzeller Mission wird in Schooley’s Mountain gegründet. 1936 1939 1941

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