Liebenzeller Mission

und der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage in den folgenden Jahren. Er schrieb bis zu seinem Schlaganfall an Weihnachten 1933 mehrere Briefe an Adolf Hitler und begleitet ihn „mit dankbarer Fürbitte“. Immer wieder verteidigte er Adolf Hitler in Briefen und Flugschriften. Sein Nachfolger Ernst Buddeberg hielt am 23. Oktober 1940 fest: „Der verstorbene Gründer und Leiter des Werkes, Pfarrer Heinrich Coerper, war einer der ersten Pfarrer in Württemberg, der sich offen zum Führer bekannt hat.“ Der Gründer der Liebenzeller Mission erkannte kurz vor seinem Schlaganfall seinen Irrtum. Er trat noch im selben Monat aus der Bewegung der „Deutschen Christen“ aus und distanzierte sich von ihnen, als er deren antichristlichen Kurs erkannte. Ernst Buddeberg hatte sich zunächst der Bekennenden Kirche angeschlossen und sich gegen Antisemitismus stark gemacht. Als er die Leitung der Liebenzeller Mission übernahm, legte er sich jedoch größte politische Zurückhaltung auf. Gleichwohl war er tief national-patriotisch gesinnt; er sah in Adolf Hitler den gottgesandten Führer, der als „Werkzeug Gottes die Erhebung des deutschen Volkes leite“, so Helmut Egelkraut, der 2015 das Standardwerk „Die Liebenzeller Mission und der Nationalsozialismus“ verfasste. Die Gestapo lobte bei Ernst Buddeberg, dass er „nationalsozialistisch eingestellt“ sei. Er stellte sich uneingeschränkt auf die Seite Hitlers und So erinnert sich Marianne Baral an den ehemaligen jüdischen Prediger Samuel Ostrer, der im schwäbischen Brucken tätig war und von dem sich die Lie- benzeller Mission im Juni 1936 aufgrund seiner jüdischen Ab- stammung trennte. Sein wei- terer Verbleib konnte nie aufgeklärt werden. Auch Vilma Lasser, eine jüdische Ärztin und ChinaMissionarin, musste die Liebenzeller Mission 1938 verlassen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hatte auch gravierende Auswirkungen auf die Liebenzeller Mission: In Deutschland unterlagen die Missionsgesellschaften zunehmend strenger Spendensammelbeschränkungen, ebenso fielen im Laufe der Zeit die Steuervergünstigungen weg. Die Begrenzungen bzw. die Sperre der Devisen in die Missionsgebiete hatte dramatische Folgen für die Gehaltszahlungen an die Missionare und Finanzierung der dortigen Arbeit. Durch das aggressive Auftreten der NSDAP-Auslandsorganisation waren die Missionare und ihre Familien unmittelbar betroffen; sie wurden in China auf diese Weise von den Nationalsozialisten kontrolliert. Heinrich Coerper selbst war geprägt von einer starken vaterländischen Gesinnung und großen Ablehnung der Juden: Er gab ihnen eine Mitschuld an der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg „Es kam das Pfingstmissionsfest 1936, meine Mutter ging zu Fuß hin … Sie wollten nach Bruder Ostrer schauen, aber er durfte nicht mehr unter die Leute, sie trafen ihn deshalb nicht. Traurig traten sie den Heimweg an, am Kaffeehof (in Liebenzell) vorbei. Da saß Bruder Ostrer ganz oben auf einem Bänkle und sagte zu ihnen: ,Von euch muss ich mich noch verabschieden, sonst kann ich nicht fortgehen.‘ Am Tag darauf musste er fort nach Polen, nach Lodsch ins Lager.“ Die Liebenzeller Mission in der Zeit des Nationalsozialismus Missionsfest mit der damaligen vorgeschriebenen Beflaggung 14 Missionsfest – jetzt auch für Teenager O Erstes Teenagermissionstreffen am Sonntag nach Pfingsten mit 500 Teilnehmern, damals noch auf dem Missionsberg, heute im Monbachtal. Start in Bangladesch O Mit der Ausreise von Albert und Marianne Rechkemmer sowie den Schwestern Charlotte Andres und Gertrud Endlich beginnt die Missions- arbeit in Bangladesch. 1974 1975 1974 Neu: Das Feierabendhaus O Das „Feierabendhaus“ auf dem Missionsberg wird eingeweiht. Dort können Liebenzeller Schwestern ihren Lebensabend verbringen.

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