MISSION weltweit – Ausgaben 2015

8 darum geht’s malawi Wenn sie meine Schwester Petra und mich ins Bett brachte, betete sie mit uns ein Gute- Nacht-Gebet. Das hatte eine enorme Wirkung auf mich. Es stand für mich nicht zur Debatte, ob es Gott gibt oder nicht – ich war von seiner Existenz überzeugt. Auch meine Oma hatte ih- ren Anteil daran. Wenn ich in den Ferien bei ihr war, wollte sie mir das Bibellesen mit einem Geldschein als Belohnung schmackhaft machen. Meine Großeltern beteten für mich. Wenn ich in ihrer Küche war, hörte ich oft durch den Hei- zungsschacht, wie mein Opa laut betete, und ich hörte ihm zu. Doris und Bifi: gelebter Glaube An der Realschule hatte ich zwei Freundinnen. Wir verstanden uns prima und es gab viel zu la- chen. Die beiden verbrachten viel Zeit in einem Jugendkreis und mit den Leuten, die da hingin­ gen.IchhingegenwarmiteinerCliqueunterwegs, in der jeder ein motorisiertes Zweirad besaß. Wir hingen zusammen herum, hörten Musik und trafen uns fast täglich in einer Fabrikhalle. Doris und Bifi fielen in der Klasse durch ihren gelebten Glauben an Jesus Christus auf. Oft machten sich Mitschüler oder selbst Lehrer da- rüber lustig. Ich dachte: Nein, so ein extremer Christ bin ich nicht. Aber Christ bin ich schon, weil ich glaube, dass Gott existiert! Die beiden gehen sicher in eine Sekte … Doris erwähnte auch einmal, dass sie mit Jesus über Probleme spricht. Das war mir fremd, und mir kam der Gedanke, dass ich vielleicht doch kein wirklicher Christ war. Ich hatte zwar schon mal gebetet, dass der kaputte Staubsauger wie- der funktionieren sollte und er ging dann wie- der. Aber mit Jesus so richtig auf Tuchfühlung gehen? Ganz persönlich werden? Das war mir fremd. Doris fragte mich jeden Freitag, ob ich abends nicht in den Jugendkreis kommen woll- te. Immer ließ ich mir eine andere Ausrede ein- fallen. Ich weiß nicht, weshalb Doris so ausdau- ernd war. Sie lud mich jede Woche ein. Immer an der Ampel, wenn wir uns trennten. Nach Monaten ließ ich mich breitschlagen Worüber an jenem Abend im Jugendkreis ge- sprochen wurde, war mir ein böhmisches Dorf. Es war irgendein Text aus der Bibel. Was mich dann doch jede Woche hinzog, weiß ich nicht. Es musste Gott selbst gewesen sein. Die Gebete meiner Großeltern wurden nach und nach er- hört. Ich begann, in der Bibel zu lesen und auch mit Gott zu reden. Bifi meinte dann, wir könnten doch zu einer Freizeit an den Starnberger See fahren, zu „Wort des Lebens“. Im Sommer 1980 machten wir uns auf den Weg. An Silvester wieder. Der fromme Mann auf der Bühne hielt eine Andacht. An die kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber an die Frage, die er uns stellte: „Geht ihr mit oder ohne Jesus ins neue Jahr? Dieser Satz traf mich. In den christlichen Diszi- plinen war ich ja schon recht gut. Aber ich sah dann vor meinem inneren Auge, wie ich vor Gott stand. Gott sagte zu mir nach meinem Leben auf der Erde, dass er mich nicht zu sich lassen kön- ne. Meine Schuld würde mich von ihm trennen. Marion Engstler lebt seit 14 Jahren in Malawi und ist zurzeit im Heimataufenthalt. Ihre bisherigen Aufgaben: überregionale Arbeit mit Frauen, Personalbetreuung und Finanzverwaltung, Schulungen und Predigt­ dienste, außerschulische theologische Ausbildung und chronologischer Bibelunterricht. Vor ihrer Gemeindediakoninnen- Ausbildung in Bad Liebenzell war die Industriekauffrau Deutschlektorin in der Slowakei. Mit Jesus auf Tuchfühlung? Mit dem christlichen Glauben hatte ich nichts am Hut. Nicht, weil ich das nicht wollte, sondern weil das bei uns zu Hause nicht Teil des Lebens war. Gut, meine Mutter hat mich schon mal in den Gottesdienst mitgenommen. Aber weil ich zu schreien begann, blieb nur das Verlassen der Kirche. Wie peinlich! Unter www.liebenzell.org/ weltweit/arbeitsgebiete/ malawi erleben Sie Marion Engstler beim Kontakteknüpfen am Ufer des Malawisees. Kurzclip, 6 Minuten. Fotos: elke pfrommer, marion engstler

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