MISSION weltweit – Ausgaben 2015
13 JApAn dARuM GEHT’s ein ständiges Auf und Ab. Ich lebte als Hikiko- mori, ging ein halbes Jahr lang nicht zur Uni, verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer und wusch mich nur selten. Ich las viele Bü- cher, suchte nach der Wahrheit, suchte nach mir selbst. Schließlich wollte ich sterben, aber seltsamerweise fand ich keinen Grund, meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich beschloss, wieder zur Uni zu gehen. Dort durfte ich im Labor meines Professors Experimente machen. Das machte mir viel Spaß, es hatte Sinn. Doch weder die Physik noch die Philosophie noch die Religion beantworteten meine Fragen. Im Labor des Pro- fessors fühlte ich mich angenom- men, er war ein netter Mann und lebte authentisch. Eines Tages lag seine Doktorarbeit auf meinem Platz im Labor. Ich war sprachlos, dass er mir diesen Einblick gab, und war sehr beeindruckt. Ich fühlte mich in meinem Fragen und Suchen ernst genommen. Lebenswende und Gottesoffenbarung Mein Leben begann sich zu verändern. Ich räumte mein Zimmer zu Hause radikal auf, warf vieles weg und putzte drei Tage lang bis in alle Ecken. Ich wollte allen Schmutz beseitigen. Und dabei musste ich plötzlich an Jesus denken: Er kannte die Menschen und ihren Schmutz. Er kannte seinen Vater im Himmel. Gott wollte, dass Jesus allen Schmutz der Menschen reinigt. Und ich wusste plötzlich: So wie der Vater Jesus und Jesus den Vater kennt, so kennt der Vater auch MICH. Dieser Vater hat mich schon immer gesehen und gekannt. Ich war von Gott erkannt. Als ich bei meiner Aufräumaktion eine Schubla- de öffnete, fiel ein Zettel heraus. Darauf stand: „Dein Zimmer ist schön geworden. Man sieht, dass du dich wirklich anstrengst.“ Darunter war Mat- thäus 6,18b angegeben: „Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ Das war der Hammer und für mich wie eine Botschaft von Gott. Später erfuhr ich, dass eine meiner Schwestern diesen Zettel in die Schublade ge- legt hatte. Dieses und andere Erlebnisse wa- ren für mich sehr entscheidend und zeigten mir, dass es Gott wirklich gibt. Gott hatte sich mir offenbart. Ich erkannte, dass nicht ich auf der Suche nach Gott war, sondern dass Gott mich gesucht hatte. Ich weiß nun, dass ich nicht selbst glauben kann, sondern dass Gott mir den Glauben geschenkt hat. Voller Freude schrieb ich in Facebook: „Ich glaube jetzt an Jesus!“ Gebetserhörung nach 15 Jahren Damals in der 5. Klasse hatte ich Gott gebeten: „Bitte mach, dass ich merke, dass ich angenom- men und akzeptiert bin.“ Nun hatte Gott 15 Jahre später dieses Gebet erhört. Dass er so konkret auf ein Gebet antwortet, war für mich ein ge- waltiges Erlebnis. Ich betete: „Gott, ich habe dich gefunden. Nein, du hast mich gefunden. Bitte zeige mir alles. Ich will noch mehr, ich will alles erkennen.“ Ich begann, wieder eine Gemeinde zu besu- chen. Im Gespräch mit dem Pastor wurde mir klar, dass ich einen neuen Weg einschlagen und mein Physikstudium aufgeben sollte. Der Pastor schlug mir vor, zwei Jahre an einem christli- chen College in Kanada zu studieren. Er selbst wurde dort sehr geprägt. Ich würde sehr gerne auf dieses College gehen, aber noch weiß ich nicht, wie das gehen soll. Wenn Gott diesen Weg zeigt, wird er auch das geben, was ich dazu brauche. Seit ich wieder in der Bibel lese, ist mir 2. Timo- theus 2,15 wichtig geworden: „Bemühe dich dar- um, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaf- fenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“ Für mich ist es Gottes persönliches Wort an mich. Ich bin gespannt, wie er dieses Wort wahrmachen wird. Akihiro kommt seit Anfang des Jahres regel- mäßig zu unserem Gottesdienst und nimmt am Bibelgespräch teil, das zweimal im Monat stattfindet. Er trifft sich oft mit unserem Pastor zum Gespräch und liest viele von ihm empfoh- lene theologische Bücher. Für mich ist dieser junge Mann ein eindrückliches Beispiel für eine 180-Grad-Wendung. Ich bin sehr gespannt, was Gott aus seinem Leben machen wird. Schwester Priscilla Kunz ● Schwester Priscilla Kunz ist als Missionarskind in Tokio gebo- ren und arbeitet seit 20 Jahren in Japan, zurzeit im Gemeinde- aufbau in der 425000-Einwoh- ner-stadt Machida. nach ihrer Ausbildung und berufstätigkeit als Ernährungsberaterin be- suchte sie die bibelschule und trat in die schwesternschaft der Liebenzeller Mission ein. bis zur ersten Ausreise nach Japan war schwester priscilla im Liebenzeller Gemeinschafts- verband, bezirk karlsruhe, tätig. Hikikomori Als „Hikikomori“ (= sich einschließen) werden Men- schen bezeichnet, die sich freiwillig in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer ein- schließen und den kontakt zur Gesellschaft auf ein Mi- nimum reduzieren. der be- griff bezieht sich sowohl auf das soziologische phänomen als auch auf die betroffenen selbst. … obwohl akuter gesellschaftlicher Rückzug in Japan Männer und frauen gleichermaßen zu betreffen scheint, sind es überwie- gend männliche personen, die mit ihrem Verhalten besorgnis oder Aufmerksam- keit erregen. in familien mit mehreren kindern ist es am häufigsten der älteste sohn. Quelle: Wikipedia mein leben begann sich zu verändern. ich räumte mein Zimmer zu hause radikal auf, warf vieles weg und putzte drei tage lang bis in alle ecken. ich wollte allen schmutz beseitigen. Diese Botschaft fand Akihiro in der Schublade. Mithelfen: spendencode 1340-32 Japan Mission weltweit 7–8/2015
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