MISSION weltweit – Ausgaben 2015
15 Mission weltweit 7–8/2015 MALAWi dARuM GEHT’s rend der Winterferien begegnet und hatte einen Richtungswechsel bewirkt. Laston war jetzt in ihm verwurzelt. Er hatte endlich verstanden, was er am Chisomo-Zentrum ge- hört und gelernt hatte. Jesus verän- derte ihn – innerhalb eines Monats! Nach Abschluss seiner Ausbil- dung ging Laston zurück in seine Gemeinde. Mittlerweile ist er der verantwortliche Leiter. Mit Demut, Liebe und viel Geduld kümmert er sich um die Christen in seiner Nachbarschaft. Er predigt nun die gute Nachricht, das Evangelium, nicht mehr die Werkgerechtigkeit wie zuvor. Als „Lohn“ für seinen guten Dienst wurde Las- ton vor Kurzem ordiniert. Jetzt ist er Evangelist. Auch darin unterscheidet er sich von anderen. Viele der sogenannten Evangelisten werden nach ihrer Ordination leider hochmütig und stolz. Sie können mit dem neuen Status nicht gut umgehen. Laston bleibt, weil er in Jesus ver- wurzelt ist, am Boden und dient Jesus demütig. Unterwegs als Fahrrad-Pastor Einmal im Jahr findet in unserer Partnerkir- che eine Pastorenkonferenz statt. Auch Laston durfte teilnehmen. Unter den vielen Dorfpasto- ren wurde er ausgewählt und mit einem neuen Fahrrad beschenkt, obwohl er zu diesem Zeit- punkt noch gar nicht ordiniert war. Das Rad erleichterte seine Aufgaben als Gemeindeleiter, war eine Hilfe bei Besuchen, Krankentranspor- ten und anderem. Laston war glücklich über sein Geschenk, aber stolz und hochmütig wurde er nicht. Nach acht Monaten war er wieder ein- mal mit dem Fahrrad unterwegs. Er war lange von zu Hause weg, und die Sonne war schon untergegangen. Bevor er sein Dorf erreichte, musste er durch eine größere Siedlung fahren. Dort wurde er angehalten, niedergeschlagen, und sein Fahrrad wurde ihmweggenom- men. Traurig und enttäuscht, aber nicht verbittert, berichtete er mir von diesem Vorfall. Diesen Rückschlag und andere, aber auch schöne Erlebnisse, nahm er aus Gottes Hand. Nicht unreflektiert, sondern verwurzelt in Jesus. Ende Februar hatte Laston eine Entzün- dung am Oberschenkel. Das Laufen fiel ihm sehr schwer. Gerade in dieser Jah- reszeit wird jeder Kwacha (malawische Währung) für Essen benötigt. So hatte Laston kein Geld für den Krankenhaus- besuch, das monatliche Budget ließ es nicht zu. Abgesehen davon gab es in den Regierungs- krankenhäusern zu dieser Zeit auch keine Me- dikamente. Also brachten wir ihn in ein Missionskrankenhaus und bezahlten die Rechnung. Er nahm die Medikamente und be- dankte sich sehr herzlich für die Hilfe. Eine gute Woche später besuch- te er uns. Immer noch fiel ihm das Laufen schwer. Um uns zu sehen, war er fast eine Stun- de auf den Beinen. Müde, aber glücklich, saß er auf der gelben Bank vor unse- rem Haus und überreichte Mirjam einen prall gefüllten Rucksack: „Dies ist ein kleines Dan- keschön dafür, dass ihr mir geholfen habt!“ Frischer Mais und Avocados quollen aus dem Rucksack, die ersten Früchte seiner Ernte. Der Geldwert überstieg die Krankenhauskosten. Das war tiefe Dankbarkeit. Gott hat diesen Mann verändert und wirkt immer noch an ihm. Menschen wie Laston und seine Familie moti- vieren uns immer wieder. Sein Beispiel, sein Vorbild, seine Einstellung, seine Beziehung zu Gott helfen nicht nur uns, sondern auch den Christen in unserer Umgebung. Und so freuen wir uns auf die nächsten „Lastons“, die im Sep- tember ans Chisomo-Zentrum kommen werden. Gott wirkt. Danke, wenn Sie mit uns beten, dass noch viele unserer Studenten zu wahren Nach- folgern werden. Joachim Berger ● Chisomo das Wort bedeutet Gnade und ist die kurzform für das „Chisomo Theological and Vocational Training Centre“. Es gibt Gemeinde- mitarbeitern eine einjährige theologische und handwerk- liche Ausbildung, damit sie anschließend ihre Heimatge- meinde leiten und nebenbei als schreiner ihren Lebens- unterhalt verdienen können. denn nur wenige dorfge- meinden in Malawi können einen pastor anstellen und finanzieren. die Liebenzeller Mission baute das Chisomo- Zentrum von 1993 bis 1995 auf. seither wurden 420 Männer und frauen auf die Gemeindemitarbeit vor- bereitet. dadurch wurden unsere partnerkirche und andere Gemeindeverbände nachhaltig geprägt. „Chisomo“ liegt zwei Auto- stunden südlich des Malawi- sees. die letzten zwölf kilo- meter nach der Abzweigung von der asphaltierten straße sind eine unbefestigte, schlaglochreiche sandpiste. durch die nähe zu Mosam- bik kommen auch von dort Männer zur Ausbildung. pro Trimester werden sechs bis sieben fächer unterrich- tet, zum beispiel bibelkunde AT + nT, Exegese einzelner biblischer bücher, systema- tische Theologie, Gemeinde- praxis, Ethik und dogmatik. Auf dem schulgelände wohnen die „studenten“ mit ihren familien. Hier werden auch Mais, Reis, bananen, Cassava und Erdnüsse für den Eigenbedarf angebaut. neu ist unterricht im alter- nativen feldanbau nach den prinzipien von „foundation for farming“ (Grundlage für Landwirtschaft). der unterricht war ihm zu viel, die stunden zu lang, die mittagspausen zu kurz, die arbeit zu hart, das essen zu wenig. Laston (hinten) beim Unterricht am Chisomo-Zentrum Fotos: Joachim Berger, elke pFrommer Mehr in einem Video-Clip: www.liebenzell.org/chisomo
RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy