MISSION weltweit – Ausgaben 2015

20 WELTMission konkRET Gerhard Maurer. Er und seine frau barbara leben im Ruhestand am Hunsrück. Von 1963 bis 1991 waren sie Missionare in Taiwan. Die Autoren sind Christen aus deutschland, die in China arbeiten. Fotos: gerhard maurer, lm-archiv Neustart auf der ilha Formosa „Gott hat uns die Verantwortung für die Missionsarbeit unter Chinesen noch nicht abgenommen!” Noch klingen mir die Worte des früheren Missionsinspektors Max Wilhelm in den Ohren. Mis- sionar Gustav Juttka, der 19 Jahre lang in China gearbeitet hatte, wurde 1955 mit der Aufgabe betraut, in Taiwan eine Arbeit zu beginnen. Die „schöne Insel“, wie portugiesische Seefahrer sie nannten, stand damals für die Mis- sionsarbeit weit offen. Gustav Juttka berichtete über seinen Abschied: „Als ich Anfang Februar 1955 die Reise nach Formosa angetreten habe, sang ein Chor in Stuttgart auf dem Hauptbahn- hof das Lied: ‚Ich bin entschieden zu folgen Jesus’. Sehr betont wurde: , niemals zurück’ . Meine Frau begleitete mich bis in die Schweiz. Als wir uns an einem Morgen in der Frühe in Beatenberg verabschiedeten, sang ein Chor dasselbe Lied – nur in Englisch. Das bewegte mich sehr. Niemals zurück! Sollte es wirklich so sein? Lange wartete ich auf eine Antwort vom Herrn. Da las ich Psalm 90,10: ‚Unser Leben währt 70 Jahre ...’ Nun hatte ich nicht nur einen ganz kla- ren Ruf nach Taiwan zu meinen Chinesen, sondern auch die Zeit, wie lange ich dort bleiben sollte.“ „Bei einem Missionar der CIM, der schon eher nach Taiwan ge- kommen war, verbrachte ich eine geraume Zeit im Gebet und bekam auch die Gewissheit vom Herrn, dass Puli der Ort war, wohin Er mich berufen hatte“, berichtete Gustav Juttka über den künftigen Einsatzort im Zentrum der Insel. In der Land- stadt Puli wurden die Götzen sehr verehrt, doch bald konnten vier Personen auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft werden. Zwei weitere Gemeinden im Umkreis entstanden. Am 7. Juli 1969 brachte ich Missionar Juttka zum Flughafen. Er verabschiedete sich nach 14 Jahren Missionsarbeit in Taiwan in den Ruhestand – wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag. China: Barmherzigkeit hinterlässt Eindruck Vor einiger Zeit besuchte uns der 90-jährige Herr Lu zusammen mit seinem Sohn. Er hatte von anderen erfahren, dass wir mit der Lieben- zeller Mission verbunden seien und erzählte uns seine Geschichte. Als Jugendlicher konnte er die Mittelschule besu- chen, welche aber in den Wirren des chinesisch-japa- nischen Krieges nach Hongji- ang in West-Hunan umziehen musste. 1938 erkrankte er dort als 15-jähriger Flüchtling an Typhus. Er hatte weder Familie noch Beziehungen noch Geld. Die Liebenzeller Mission betrieb damals in Hongjiang das Ailing- Krankenhaus (Ailing = Barmherzigkeit). Der deutsche Arzt und Missionar nahm den Jungen auf, ohne dass eine Bezahlung der Behandlungs- kosten zu erwarten war – und rettete ihm damit das Leben. Herr Lu erzählte uns, dass er sein Leben lang Gott und der Liebenzeller Mission für diese Ret- tung dankbar sei. Auch bei seinem Sohn hat dieses für sie ungewöhnliche, barmherzige Han- deln einen tiefen Eindruck hinterlassen. Beide haben sich zwar nie einer Kirche angeschlossen, aber dafür ein Enkel, der nun in Kanada lebt. Mission unter Chinesen 2015 wird die China-inland-Mission (CiM) 150 Jahre alt. Als deutscher Zweig wurde 1899 die Liebenzeller Mission gegründet. die folgenden berichte zeigen beispielhaft: Gott beauftragt und rettet Menschen, damals wie heute. Der fast 70- jährige Gustav Juttka (winkend) verabschiedet sich von Taiwan auf dem Flug- feld in Taipeh. Herr Lu (Bildmitte) ist heute noch dankbar, dass ihm ein Missionsarzt das Leben gerettet hat. das Zitat von Max Wilhelm bewegt die LM nach wie vor: Mittlerweile arbeitet ein Teil der interkulturellen Teams unter chinesischen studenten in deutschland!

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