MISSION weltweit – Ausgaben 2015

13 JApAn DArUm GeHt’S miSSion weltweit 1–2/2015 lich wurde ich mir meiner Verantwortung be­ wusst. So versuchte ich, alles möglichst sachlich zu überdenken. Ohne Zweifel: Dieses Land ist durch Radioaktivität kontaminiert (verseucht). Wir dürfen unseren Kindern und nachfolgen­ den Generationen keine verseuchte Luft, ver­ schmutztes Land und Wasser hinterlassen. Als Erwachsene und Eltern haben wir für die Kinder unser Bestes zu geben und zu tun. Ich musste Buße tun und dies auch klar und deutlich vor meiner Frau und anderen aussprechen. Ich bin im Tohoku, dem Nordosten Japans, ge­ boren und aufgewachsen und liebe meine Hei­ mat. Schon während meiner Zeit an der Bibel- schule entschied ich insgeheim, später einmal im Tohoku Menschen das Evangelium weiterzu­ geben. So habe ich mich sehr gefreut, als ich vor einigen Jahren in die Gemeinde in Mizuzawa berufen wurde. Am 11. März 2011 wurde meine Heimat sehr verwundet Sie hat seither einen großen Schmerz zu tragen. Nicht nur die Schäden durch das starke Erdbe- ben und den Tsunami. Tohoku wurde auch zu einem weit verstrahlten Gebiet. In einem klei­ nen Teil dürfen die Leute nicht mehr wohnen. Das Leiden dauert an – mehr und mehr verstärkt sich die Verwirrung und Ungewissheit. Unsere herrlichen Berge und Bergketten, die Wiesen, der Anblick der schönen Reisfelder: Mir kom­ men die Tränen, wenn ich daran denke. Inmitten dieser Krisensituation gelassen fröh­ lich weitergehen? Ist das die Haltung eines Glaubenden? Oder sollte er beten, weinen, mit- leiden an den Wunden der Kreatur? Diese Ent- scheidung musste ich treffen.” Mittlerweile ist Pastor Wakai mit seiner Fami­ lie aus der Kirche ausgezogen und in die Nach­ barstadt Kanegasaki umgezogen. Von dort aus führt er seinen Dienst als Pastor der Gemein­ de weiter. Kontaminiertes Wasser und Boden wird noch lange ein Thema in Japan bleiben. Aber die Arbeit im Reich Gottes geht auch in dieser Situation weiter. Wir arbeiten bis Jesus wiederkommt. Ob Reinhard Zöllner in seinem Buch „Japan – Fukushima und wir” recht hat, wenn er behauptet: „Radioaktivität ist die Pest des 21. Jahrhunderts”? Ich weiß es nicht. Aber er zitiert dort auch Martin Luther, der 1527 an- gesichts der Pest gefragt wurde, „ob man vor dem Sterben fliehen möge”. Luther antwortete: „Wer für andere Verantwortung trägt, die ohne ihn hilflos wären, darf nicht fliehen. Allen an- deren steht es frei, zu fliehen oder zu bleiben.” Dieser Gedanke ist mir seither eine große Hilfe und auch Leitgedanke für meine Arbeit. Chris­ ten sollen Verantwortung übernehmen und tragen. Auch wenn das in der glei­ chen Situation ganz unter- schiedlich aussehen kann. Gerd Strauß l Familie Wakai wohnt jetzt in Kanegasaki, der Partnerstadt von Leinefelde/Thüringen. Mit seiner Gemeinde hat Pastor Wakai vor gut zwei Jahren eine neue Gemeindegründung in Ichinoseki begonnen. Gerd und Heike Strauß unterstützen mit Kurzzeitmitarbeitern der Liebenzeller Mission diese Pionierarbeit. Die Kohlköpfe wurden von Christen im Süden Japans gespendet und in Siedlungen verteilt. W Mithelfen: SPEndEncodE 1340-32 Japan Viele Wiesen im landschaftlich reizvollen Tohoku mussten wegen Verstrahlung abge- tragen werden.

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