MISSION weltweit – Ausgaben 2015
11 JApAn DArum GEHT’S miSSion weltweit 11–12/2015 ich mich mit meinem Äußeren klar zu meinem Glauben an Jesus Christus bekenne, ist zumin- dest in Süddeutschland fast jedem klar. Wir Schwestern werden weniger als Einzelpersonen wahrgenommen, vielmehr als Teil aller christ- lichen Ordensfrauen. Mein Verhalten fällt also auf viele andere zurück. Ich sehe es als Gottes Geschenk, dass mir dies nicht zur Last gewor- den ist. Ebenso wie der Umstand, dass ich die neugierigen und irritierten Blicke von anderen in der Regel nicht bemerke, obwohl ich ein Mensch bin, der sonst seine Umgebung sehr sensibel wahrnimmt. Manchmal Irritationen Ich stand an der Kasse eines Supermarktes. Die ältere Dame hinter mir nahm mich interessiert in Augenschein. Meine weiße Haube, den mir anvertrauten Säugling im Tragetuch vor der Brust, meine Einkäufe … Irgendwann konnte sie ihre Neugier nicht mehr zurückhalten: „Ist das Ihr Kind?“, wollte sie wissen. Als ich die Fra- ge verneinte, fiel ihr sichtbar ein großer Stein vom Herzen. Es hätte sie erschüttert, wenn sie ihr bisheriges Bild von ehelosen und damit logi- scherweise auch kinderlosen Schwestern hätte korrigieren müssen. An einem anderen Tag war ich ganz kinderlos in einem großen Einkaufszentrum unterwegs. Mir fiel keine logische Erklärung für die Unsi- cherheit der jungen Verkäuferin ein. Entgegen meiner sonstigen Erfahrungen wollte ihre Un- beholfenheit während des gesamten Verkaufs- gesprächs nicht weichen. Auch ich fühlte mich mit der Zeit immer unwohler. Später fiel mir der Grund wie Schuppen von den Augen: An einem Faschingsdienstag führte mein Schwes- ternkleid verständlicherweise zu großer Verwir- rung. Meine Tracht sah wohl zu echt aus, um als Verkleidung durchzugehen, aber mein Alter und ihre Vorstellung von Ordensfrauen passten offensichtlich nicht in das Weltbild dieser jun- gen Verkäuferin. Aber solche etwas unglückli- chen Erfahrungen mit meiner Schwesterntracht kann ich an einer Hand abzählen. Oft Vertrauensvorschuss In meinem Arbeitsalltag als Familienpflegerin habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mir meine Schwesterntracht einen gewis- sen Vertrauensvorschuss gegeben hat. Von ei- ner Diakonisse erwarten die meisten Menschen in der Regel noch immer mehr Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Verschwiegenheit und Bera- tungskompetenz in Lebensfragen als von einem Durchschnittsdeutschen. Mit der Zeit habe ich immer wieder festgestellt, dass auch Menschen, die beim ersten Eindruck desinteressiert am christlichen Glauben schienen, im Grunde ih- res Herzens doch eine Sehnsucht nach Gott ha- ben und in schwierigen Lebenslagen Hilfe von Christen dankbar annehmen. Mir liegt nichts daran, im Mittelpunkt zu stehen und Aufmerksamkeit zu erregen, aber manch- mal macht es doch Spaß, für verwunderte Bli- cke zu sorgen. Zum Beispiel beim gemeinsamen Rollerfahren mit Kindern oder bei Barfuß-Spa- ziergängen. Und obwohl ich Stammtischbrüder in einer Gaststätte so abgelenkt habe, dass sie dem Fußballspiel nicht mehr konzentriert fol- gen konnten – ich glaube kaum, dass diese Situ- ationen dem allgemeinen Bild der Christenheit geschadet haben … Schwester Naemi Söll l Schwester Naemi Söll lebt seit August 2013 in Japan und arbeitet im Schülerheim für missionarskinder in nakama- chidai. Die ausgebildete Familienpflegerin war zuvor bei „Teens in mission“ tätig, einem jugendmissionarischen Arbeitsbereich der Liebenzeller mission. Beim pfingstmissions- fest 2015 wurde naemi in die Schwesternschaft der Lieben- zeller mission eingesegnet. ich möchte Menschen den blick auf Jesus erleichtern und nicht hinderlich oder abschreckend im Weg stehen. Familienpfleger/innen unterstützen Familien mit kindern, wenn mutter oder Vater durch Schwanger- schaft, krankheit oder Tod Hilfe benötigen. in der regel werden die Einsätze von der krankenkasse oder vom Jugendamt finanziert. Wiedersehen beim Teenagermissionstreffen mit Missionaren, Japan-Kurzzeitmitarbeitern und Studenten der Internationalen Hochschule Liebenzell mithelfen: SpeNDeNCoDe 1340-32 Japan Die neue Farbpalette FoToS: S. NaeMi SÖLL
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