MISSION weltweit – Ausgaben 2015

26 DABEi GEwESEn? In Deutschland wird die Situation der Christen in Ägypten unterschiedlich geschildert. Stehen sie stark unter Druck oder können sie ihren Glauben weit- gehend unbeeinträchtigt leben? Engagierte Christen in Ägypten sind denselben Anfeindungen ausgesetzt wie ihre Brüder und Schwestern in anderen Ländern der welt. Sich für Jesus von der masse abzuheben ist nicht einfach, und jeder, der im Glauben den namen Christi anruft, muss um Seines namens willen leiden. Einige der reichsten Geschäftsleute in Ägypten sind Christen; also kann man nicht behaupten, dass Christen eine ver- folgte minderheit in unserem Land sind. Es ist jedoch eine Tatsache, dass Christen in dieser Gesellschaft, in der sie nur einen kleinen Anteil von etwa zehn bis zwölf prozent stellen, diskriminiert werden. Trotzdem sind die Gemeinden hier leben- dig und aktiv. Christen können innerhalb der existie- renden Gesetze tätig sein. Dadurch haben sie teilweise große Einschränkungen, aber doch auch eine enorme Freiheit, ihren Glauben zu leben und auszudrücken. unter diesen Bedingungen wächst der Glaube mehr, als wenn man in einer ganz freien Gesellschaft leben würde. Was können Christen in Deutschland tun, um den Christen in Ägypten zu helfen? Sie können am besten helfen, indem Sie für uns beten und der falschen propa- ganda, die in den westlichen medien über die Situation in Ägypten verbreitet wird, keinen Glauben schenken. Hören Sie auf das, was Ägypter selbst über ihr Land berichten, und nicht darauf, was Fremde über Ägypten sagen. Was ist der Schlüssel für ein friedliches Miteinander zwischen Christen und Muslimen im Nahen Osten? Liebe, Vergebung und Akzeptanz – das ist die Formel für die friedliche koexis- tenz zwischen Christen und muslimen im nahen osten. Spielen viele Ägypter mit dem Gedanken auszuwandern? Die meisten würden gerne in den freien und reichen westen auswandern. Aber wenn sie dann dort sind, stellen sie fest, dass sie weit mehr verloren als gewon- nen haben. obwohl es ihnen körperlich und finanziell besser geht und sie Zugang zu ausgezeichneten Leistungen haben, verlieren sie ihren christlichen Glauben als Lebensmittelpunkt und verirren sich im materialismus und in der moralischen Freizügigkeit des westens. Was sollten Ihrer Meinung nach Christen in Europa im Hinblick auf Flüchtlinge tun? Die Flüchtlingssituation ist sehr kompli- ziert. in der Bibel steht, dass wir Fremde bei uns willkommen heißen sollen. Die Aufgabe der Christen im westen ist es, zu beten, wie der umgang mit den Hundert- tausenden, die täglich ankommen, orga- nisiert werden kann, ohne überrannt zu werden. Zum anderen sollten sie mit den regierungen zusammen an vernünftigen und machbaren Lösungen arbeiten. Gibt es einen Bibelvers, der Sie besonders anspricht? Am meisten bedeutet mir römer 8,28. Dort heißt es, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Die Dinge mögen einem selbst nicht immer als gut erscheinen; aber Gott verspricht uns, dass Er – wenn wir mit ihm kooperieren – Gutes daraus hervorbringt, ihm zur Ehre und uns zum nutzen. Große Einschränkungen und enorme Freiheiten wer beim Herbstmissionsfest oder bei exchange'15 in Bad Liebenzell nicht dabei war, hat etwas verpasst: die herausfordernde Botschaft eines ägyptischen Christen. Als der „arabische Frühling“ in eine katastrophe mündete, lehnte ramez Atallah ab, ins sichere Ausland zu flüchten. Christoph kiess sprach mit ihm. Ramez Atallah (mit Anzug) bei der Aussendung der Missionare beim Herbstmissionsfest ramez Atallah wurde in kairo/Ägypten geboren und wanderte im Alter von 16 Jahren mit seiner Familie nach montreal/kanada aus. Dort fand er zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. nach 18 Jahren in kanada kehrte er mit seiner Frau und zwei kindern nach Ägypten zurück. ramez war mitarbeiter bei christlichen Studentenvereinigungen in kanada und Ägypten und war von 1975 bis Juni 2015 in verschiedenen Aufgaben im Lausanner komitee tätig, u. a. als stellvertretender Vorsitzender und beim 3. internationa- len kongress für weltevangelisation in kapstadt. Seit 1990 leitet er die Bibelgesellschaft in Ägypten. Seine Frau rebekka engagiert sich in der Hilfe für „müllkinder“ in kairo. ÜberSeTZUNG: MarGiT hoFSÄSS · FoToS: JoCheN LeNGLer

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