MISSION weltweit – Ausgaben 2015

27 MISSIoN weltweit 3–4/2015 fLÜcHTLINGE IN DEuTScHLAND WELTMISSIoN KoNKRET mit dem Jesus-Film sein, damit er mit dem Mo- biltelefon angesehen werden kann. Ein Besuch im Asylheim erfordert Mut und Selbstüberwindung. Man weiß nicht, wie der andere reagieren wird. Ein freundliches Lächeln und ein „Hello, how are you?” kommt immer gut an. In der Regel spricht jemand unter den Bewohnern etwas Englisch. Nach wenigen Mi- nuten sitzt man zusammen bei Tee und Gebäck. Manchmal läuft die Kommunikation über Hand- und Fingerzeichen. Aber das spielt keine Rolle. Wichtiger als das Verstehen ist für Flüchtlinge, dass Sie Zeit mitbringen. Damit bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie sich für ihr Leben und ihr Erlebtes interessieren und dass sie Ihnen wich- tig sind. Die Sprache der Liebe ist wichtiger als viele Worte. Fragen Sie ruhig, wie man sich in ihrer Sprache begrüßt, ob man sich dabei in die Augen schaut oder die Hand gibt. Wie man sich verabschiedet durch Worte und Gestik. Bei Ihrem nächsten Besuch wissen Sie dann schon, wie Sie grüßen können. Fragen, wie und warum Ihr Gesprächspartner nach Deutschland gekom- men ist, kommen nicht gut an. Zum Glauben stehen Erwähnen Sie im Gespräch, dass Sie Christ sind, sonntags in die Gemeinde gehen, Gottes Wort lesen und beten. Fragen Sie, ob es Anliegen gibt, für die Sie beten können. Bleiben Sie dran und fragen Sie beim nächsten Besuch, was daraus geworden ist. Setzen Sie auf langfristige Freundschaften mit Einzelnen. Enttäuschungen sind nicht aus- geschlossen. Nicht alle Men- schen lieben Regeln und Struk- turen oder sind es gewohnt, ihre Meinung direkt zu äußern. In vielen Kulturen ist ein direktes „Nein” beleidigend und peinlich. Lassen Sie sich durch ungewohnte Reaktionen, die Sie nicht einordnen können, nicht gleich irritieren. Ver- suchen Sie zu verstehen, weshalb der andere so reagiert. Gerne unterstützen wir Sie dabei mit unseren Erfahrungen in diesen Fragen. interkulturelle Kommunikationshelfer Wir Mitarbeiter der Interkulturellen Teams verstehen uns als Kommunikationshelfer zwi- schen den Kulturen und wollen helfen, fremde Lebensgewohnheiten besser zu verstehen. Ger- ne kommen wir zu einem Abend in Ihre Ge- meinde, um Ihre Fragen zu beantworten und weiterzuhelfen. Eine gute Möglichkeit sind je- des Jahr die Gesprächsforen, die wir bei den Missionsfesten an Pfingsten und im Herbst in Bad Liebenzell anbieten. Dort können Sie und andere Christen zu Wort kommen und Erfah- rungen austauschen. Eine neue Heimat geben „Wenn diese Menschen in unseren Ort kommen, dann haben wir für sie eine Verantwortung. Und wenn diese Menschen in meiner Gemein- de keine Heimat finden können, dann habe ich ein Problem”, meinte der Sielminger Gemeinde- pfarrer Tobias Geiger bei einem Treffen mit Ver- tretern der Kirchengemeinde, der Landeskirch- lichen Gemeinschaft und der EC-Jugendarbeit mit Mitarbeitern der Liebenzeller Mission. Wir haben einen Auftrag, Flüchtlingen zu helfen! In Sielmingen läuft bereits vieles und zwar in Verbindung mit dem Arbeitskreis Asyl, dem rund 50 Ehrenamtliche angeschlossen sind, und der Flüchtlingen das Einleben am Ort erleich- tert. Jeder Neuankömmling bekommt ein Begrü- ßungsgeschenk. Regelmäßig besuchen Christen das Flüchtlingsheim. Schüler des nahe gelege- nen Gymnasiums helfen ehrenamtlich, Deutsch- unterricht anzubieten. Wöchentlich werden Be- gegnungszeiten in der Gemeinschaftsunterkunft angeboten, bei denen auch die Arztbegleitung koordiniert wird. Mittwochabends lädt der EC zum Fußballspielen ein, was vor allem die jun- gen Männer begeistert. Der Sportverein bietet Karate an und erhebt für Asylbewerber keinen Mitgliedsbeitrag. Durch die regelmäßigen Treffen mit A. im Ge- meinschaftshaus hören die Flüchtlinge in ihrer Sprache,wieMenschenzumlebendigenGottkom- men können. Mittlerweile haben sich durch diese Treffen Kontak- te zu Gemeindegliedern ergeben. Die Landeskirchliche Gemeinschaft lädt zur Gemeinschaftsstunde ein mit einer anschließenden Möglich- keit, beim Stehkaffee ins Gespräch zu kommen. Am 3. Advent fanden fünf Taufen im Gottesdienst der Kirchengemeinde statt und am 25. Dezember zum zweiten Mal eine Weihnachts- feier für Flüchtlinge im Gemeinschaftshaus. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wir leben in einer Zeit mit noch nie da gewesenen Möglich- keiten. Was machen wir daraus? Gott gehorsam sein Mitbürger fragen mit großer Sorge, wie unser Land so viele Menschen aufnehmen kann und wohin das führen soll. Deutschland nimmt ak- tuell so viele Flüchtlinge auf wie wenig andere Länder. Wenn man von den Nachbarländern der Krisenregionen absieht, liegt Deutschland an dritter Stelle hinter den USA und Russland. Die Entscheidung, viele Menschen bei uns auf- zunehmen, wurde politisch getroffen und ist zu- nächst einfach Fakt. Aber als Christen müssen wir entscheiden, ob wir mit der existierenden Situation so umgehen, wie es Gottes Wort sagt! Klaus-Dieter Volz ● fotos: LincoLn rogers / LorenZo mondo (shutterstock) als christen müssen wir entscheiden, ob wir mit der existierenden situation so umgehen, wie es gottes Wort sagt! Interessierte Gemeinden erhalten gerne weitere Tipps für die Arbeit unter flüchtlingen. bitte fordern Sie die Handreichung beim „Arbeitskreis flucht und Asyl” der Liebenzeller Mission an, E-Mail: flucht-und-asyl@ liebenzell.org Klaus-Dieter und Erika Volz haben zwei Söhne, waren von 1993 bis 2009 Missionare in Taiwan und arbeiten seit 2010 unter chinesen in Deutsch- land. Klaus-Dieter leitet die „Interkulturellen Teams” der Liebenzeller Mission. Er ist als Missionarskind in papua- Neuguinea aufgewachsen. Erika ist bankkauffrau. beide haben die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert. Mitvielen praktischen Tipps Erarbeitetvonden InterkulturellenTeamsDeutschland der LiebenzellerMission Fremden begegnen – Fremden dienen Leitfaden fürdieBegegnung mit Flüchtlingen

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