MISSION weltweit – Ausgaben 2015

7 miSSion weltweit 1–2/2015 mALAwi DArUm GeHt’S nach einem Hauskreistreffen fragte mich ein Be- sucher, ob wir denn keine Angst hätten, dass je­ mand in der Nacht das Wasser vergiften würde. Derartige Gedanken hatte ich mir nie gemacht, weil ich solche Ängste überhaupt nicht kenne. … und einem wiederbelebten Baum Vor Kurzem war ein Baum Gesprächsthema Nummer eins. Er war vor Jahren umgestürzt, lag auf dem Boden, stand aber eines Morgens wieder an seinem alten Platz. Unverständlich für Malawier wie für Deutsche. Wie kann sich ein toter Baum wieder aufrichten und weiterle­ ben? Viele Malawier suchten den Platz auf, um das Unfassbare zu sehen. Manche überschütte- ten den Baum mit Benzin, weil sie Angst hatten, er könnte noch viel mehr Kräfte entfalten. Ge­ schichten und Gerüchte wurden erzählt, welche rätselhaften Dinge schon in der Vergangenheit um den Baum herum passiert waren. Malawier haben Angst vor diesem Baum. Auch mir wurde bewusst, dass andere Mächte große Kraft haben und Menschen an sich binden. Angst einflößen als Erziehungsstil? Vergangene Woche kam ich zu einer Familie, die ein neues Haus baut. Die ganze Familie war um das Bauwerk herum versammelt. Zwei Jungen hatten sich in der Wolle. Der Jüngere schlug immer wieder auf den Älteren ein. Die stillende Mutter forderte den kleineren Bruder mehrmals auf, endlich aufzuhören. Auch unsere Erzieherin, Frau Mulute, stellte sich zwischen die Kinder. Der Kleine hatte schließlich einen Stock genommen, um den Großen zu schlagen. „Lass deinen Bruder in Ruhe, sonst bindet dich die Weiße fest”, sagte die Mutter. Ich war scho­ ckiert über diese Drohung, die ich so oder ähn­ lich immer mal wieder höre. Malawier nutzen ganz oft die Angst der Kinder als Erziehungs­ mittel. Mit der Mutter führte ich ein längeres Gespräch, dass man seinem Kind keine Angst einjagen und ihnen keine Angst vor Weißen vermitteln sollte. Vertrauen aufbauen und Ängsten begegnen In jedem Kindergartenjahrgang gibt es Kinder, die vor mir Angst haben. Man hat ihnen ge­ droht: „Wenn du nicht brav bist, nimmt dich die Weiße mit nach Hause.” Oder sie haben Ängste entwickelt, weil sie die unterschiedliche Haut­ farbe als befremdend empfinden. Zu diesen Kindern muss ich langsam Vertrauen aufbauen. Morgens, wenn sie mit den Eltern kommen, rede ich mit den Erwachsenen. Ich begrüße das Kind in seiner Sprache, auch wenn zunächst keine Reaktion kommt oder wenn sich das Kind hinter der Mutter versteckt oder schreit. Dann im Kindergartenalltag lächle ich dem Kind immer wieder freundlich zu. Ich biete ihm Spielmaterial an, das es noch nicht kennt. Vor allem aber ist wichtig, ihm die Distanz zu las­ sen, die es braucht. Schon nach wenigen Tagen akzeptiert das Kind meine Andersartigkeit und spricht auch mit mir. Es sammelt neue Erfahrungen: Debora beißt nicht, sie schlägt nicht, sie bindet Kinder nicht fest und sie verschleppt sie auch nicht zu sich nach Hause. Dimensionen, die man kaum verstehen kann Soweit einige Streiflichter aus meinem Alltag. Es ist für mich eine große Herausforderung, die Menschen mit ihren Ängsten zu verstehen und ihnen weiterzuhelfen. Im pädagogischen Bereich fällt es mir leichter, weil ich manches weiß und einordnen kann. Aber die Ängste, die Malawier vor Geistern, Dämonen, Flüchen und anderem haben, habe ich selbst nur teilweise er­ lebt. Ich kann sie somit kaum verstehen. Ich weiß, dass Jesus Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, Men­ schen befreien kann von Sünden und Ängsten, wenn man sein Leben ihm überlässt. Und ich wünsche mir, dass viele Malawier ihr Vertrauen auf Gott setzen und wie die Kindergartenkinder erleben, dass es für Gotteskinder keinen Grund zum Fürchten gibt, weil Gott mächtiger ist als alle Gewalten. Debora Jägers l Debora Jägers ist erzieherin, war für ein Jahr zur Ausbildung am theologischen Seminar der Liebenzeller mission und lebt seit 2008 in malawi. Sie ist pädagogische mitarbeiterin im Dorfentwicklungsprojekt „Ubwenzi” (Freundschaft), zu dem ein kindergarten und eine Schule gehören. Debora bildet die erzieherinnen weiter und hilft ihnen, Verantwortung zu übernehmen. Sie leitet einen kinderclub, schult die mitarbei­ ter, macht Hausbesuche und arbeitet bei evangelistischen Veranstaltungen mit. christen sollen und wollen mittendrin sein im Leben ihrer mitmenschen. Unsere missi­ onare sind das weltweit in 26 Ländern. weil wir einen Gott haben, der mitten im Leben ist. mehr dazu: www.liebenzell.org/mittendrin Im Kindergarten Madalitso (Segen) spielen die Kleinen begeistert „Wer hat Angst vor dem großen wilden Tier”. Mithelfen: SPEndEncodE 1673-32 Malawi FoToS: ELkE PFroMMEr

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