MISSION weltweit – Ausgaben 2015
21 ecuador darum geht’s mission weltweit 5–6/2015 140 000 Menschen entstehen. Es wird unermüd- lich gebaut, um Raum für bis zu 12 000 Studen ten zu schaffen und Unternehmen und Versuchs betriebe anzusiedeln, die hier zu einem Wis sens- und Wirtschaftszentrum für Ecuador und ganz Lateinamerika werden sollen. Schule in Schichten In unserer Stadt wurde vor einiger Zeit das ers te große Einkaufszentrum eröffnet. Die Zahl der Autos hat sich in den vergangenen sieben Jahre fast verdoppelt. Viele Familien, die vor Jahren wenig aufzuweisen hatten, besitzen nun Wasch maschine, Couchgarnitur und Computer. Der private Internetanschluss wird „normal“. Groß projekte wie eine neue Raffinerie an der Küste, der vor zwei Jahren im Hochland bei Quito ein geweihte neue Flughafen und gigantische Was serkraftwerke im Amazonasgebiet sind weitere Kennzeichen des Aufschwungs. Die Regierung ist sich bewusst, dass der wach sende Wohlstand noch zu sehr an die Förderung einheimischer Rohstoffe gebunden ist. Aus die ser Abhängigkeit versucht sie sich durch Bil dung und Innovation zu befreien. Partnerschaf ten mit asiatischen Ländern wie Südkorea und China sollen die Entwicklung unterstützen. Durch steigende Kosten und höheren Lebensstan dard sind Familien darauf angewiesen, dass bei de Elternteile arbeiten. Dieser Druck wirkt sich ebenso ungünstig auf das Familienleben aus wie die Tatsache, dass die oberen Schulklassen in einem Drei-Schichten-System lernen – morgens, mittags und abends. Viele Familien haben nur am Wochenende Zeit füreinander. Für ein sicheres Einkommen muss man meist ein Universitäts studium absolvieren. Das ist mit hohen Kosten und vermehrtem familiären Druck verbunden. Machtmissbrauch, Mord und Drogen Die sozialistische Regierung bemüht sich um einen sozialen Ausgleich. Trotzdem stellen sich dem Land weiterhin viele Herausforderungen. In vielen Bereichen der Gesellschaft gibt es noch Korruption und Machtmissbrauch. Arbeit geber zahlen die gesetzlich vorgeschriebenen Gehälter nicht, zwingen aber ihre Angestellten, die korrekte Bezahlung mit ihrer Unterschrift zu bestätigen. Die Polizei genießt wenig Vertrau en. Die Kriminalitätsrate ist hoch und Strafverfolgung gibt es zum Beispiel bei Mord kaum – selbst wenn die Mörder bekannt sind! Allein in den beiden vergangenen Monaten haben wir von Bekannten von vier Mordfällen in ihrem Be kanntenkreis gehört, in denen es keinerlei Ver suche gibt, den Fall aufzuklären. Trotz des materiellen Aufschwungs leiden vie le Ecuadorianer unter Eheproblemen, Drogen konsum und häuslicher Gewalt. Die Hälfte aller Kinder wächst bei nur einem Elternteil oder bei Verwandten auf. Fast 25 Prozent aller Schwan geren sind Teenager! Aufbruch in der Missionsarbeit Unser Ziel ist es, vor allem den Norden Ecua dors mit biblischen Gemeinden und guter Ver kündigung zu durchdringen. Dazu brauchen wir aber noch mehr einheimische Pastoren. Zu den drei Mitarbeitern, die wir 2014 anstellen konn ten, wollen wir bis 2017 fünf weitere Haupt amtliche gewinnen. Insgesamt arbeiten wir in 30 unerreichten Orten. In zwei Orten bahnen sich konkrete Gemeinde gründungen an. Wissen spielt eine immer größere Rolle und wir sehen den Auftrag, die künftige Elite des Landes mit dem Evangelium zu erreichen. Noch in diesem Jahr wollen wir eine Studentenarbeit in der neuen Elite-Universitätsstadt Yachay beginnen. Schulung kontra Irrlehre DieKircheinEcuadoristnochrelativjung. Wir helfen durch intensive Schulungsarbeit und Erstellung von Material mit, dass gesunder Glau be wächst. Denn ungesunde Lehren verwirren viele und führen dazu, dass Evangelikale einen schlechten Ruf bekommen. Einige Beispiele: P Das sogenannte Wohlstandsevangelium zieht viele an und endet häufig in Desillusion. P Eine wachsende Bewegung nennt sich „Pare de Sufrir“ (Hör auf zu leiden). Der Name sagt schon alles. Muss es aber Christen immer gut gehen? P In einer Gemeinde besteht der Pastor darauf, dass ihm die Mitglieder die Hälfte ihrer Ein künfte geben. Weil sie glauben, dass ihr Pas tor von Gott erwählt und mit Geist erfüllt ist, folgen sie seinen Anweisungen. P Oder da ist ein Pastor, der seine Sekretärin heiratet mit der Begründung, dass seine bis herige Frau nicht mehr zu seinem geistlichen Niveau passt. Die Gemeinde zahlte sogar die Scheidungskosten. P Ein Freund von uns war viele Jahre in einer Gemeinde, in der man nichts zu melden hatte, solange man nicht in Zungen reden konnte. Schließlich fing unser Freund an, Zungenrede vor- zutäuschen, woraufhin der Pastor zufrieden war und ihm eine Lei tungsposition übertrug. Unser Auftrag, den Menschen die gute Nach richt der Errettung durch Jesus zu sagen, bleibt. Wohlstand bedeutet nicht automatisch Wohl sein. Wir wollen innovativ und zeitgemäß nach vorne gehen in Gemeindegründung, durch Schulungen, die den Menschen die Bibel ins Le ben bringen, und in der Arbeit unter Studenten. Rainer Kröger l Rainer und Katharina Kröger sind seit Juli 2006 im Einsatz in Ecuador, zunächst vor allem in der Gemeindegründung unter der schwarzen Bevölkerung im Raum Salinas, seit Juli 2012 auch in der Teamleitung. Rainer hat vor seiner Ausbil dung am Theologischen Semi- nar der Liebenzeller Mission Abitur gemacht, war sechs Jahre als Prediger in Berlin tätig sowie acht Jahre als Pastor in Edmonton/Kanada. Katha rina ist Krankenschwester und arbeitet vor allem in der missionarischen Arbeit unter den Kindern und Jugendlichen im Chota-Tal. Wohlstand bedeutet nicht automatisch Wohlsein. Bauboom in der neuen Universitätsstadt Yachay Fotos: Rainer kröger, monika weinmann
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