MISSION weltweit – Ausgaben 2015

22 WEItERDENKEN >> sONDErBEitrAG VON miHAmm Kim-rAuCHHOLZ Der Geist/Wind weht, wo er will und du hörst seine Stimme, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder Geborene aus dem Geist. Johannes 3,8 Die Worte Jesu an einen ratlosen Nikodemus, mit denen er in jener Nacht das Wirken des Geis­ tes beschreibt, lassen etwas erahnen von der Herausforderung, vor der wir alle stehen, wenn wir mit unserem begrenzten menschlichen Ver­ stand und unserer Sprache den Heiligen Geist und sein Wirken in eine für uns verständliche „Struktur“ und in Worte fassen wollen. Es sind Worte, die uns in ihrer Fremdheit vor allem ei­ nes vor Augen führen: Der Geist Gottes und sein Wirken sind etwas, das wir Menschen nur ganz und gar empfangen können, nicht etwas, das nach unserem eigenen Gutdünken plan oder gar machbar wäre. Und vielleicht liegt in die- ser offensichtlichen Unverfügbarkeit des Geis- tes für uns Menschen ein entscheidender Grund, weshalb wir uns so oft davor scheuen, über ihn oder gar mit ihm zu sprechen. Das Terrain ist zu fremd, zu ungreif und damit unvorherseh­ bar für uns, auch als Glaubende. Und auch wir stehen so manches Mal eher ratlos vor der Prä­ senz und dem Wirken des Heiligen Geistes wie Nikodemus in jener Nacht, als er versuchte, die geistliche Wiedergeburt eines Menschen mit seinem Verstand nachzuvollziehen. Unverfügbarkeit jedoch bedeutet nicht automa- tisch Unwirklichkeit oder Unklarheit. Es ist un- ter anderem vielleicht dieser Fehlschluss oder dieses fehlgeleitete Empfinden, das uns in man- cher Hinsicht oft auf eine innere und äußere Di­ stanz gehen lässt zu dem, den Jesus selber zu uns gesandt hat als den anderen 1 Beistand ( parak- letos = „der Herbeigerufene“ und deshalb nun „bei uns Stehende“) in dieser Welt. Gottes Geist wirkt, bevollmächtigt und befähigt Obwohl die Wendung „Heiliger Geist“ im Alten Testament (AT) nur in Psalm 51,13 und Jesaja 63,10 auftaucht, ist ruach, die hebräische Ent­ sprechung für „Geist“, insgesamt 378mal im AT vertreten. 2 Neben der dynamischen Wirk­ samkeit und dem personhaften Willenswirken als Charakteristika umfasst der Geist Gottes in seinem Wirken ein breites Spektrum. Sowohl das ekstatische Wirken (Verzückung) und Be­ vollmächtigung zur Prophetie bei auserwähl­ ten Menschen bzw. Gruppen (4. Mose 11,25; 1. Samuel 10,6.10; 19,23; Hosea 9,7; Micha 3,8; Jesaja 61,1) als auch die Befähigung zu einer besonderen Fertigkeit wie das Anfertigen von 1 Vgl. 1. Johannes 2,1: Jesus als Helfer, Fürsprecher (parakletos), der beim Vater ist und für uns eintritt 2 Zu den nun folgenden Ausführungen vgl. W.H. Schmidt, Geist/Heiliger Geist/Geistesgaben I. AT, in: Theologische Realenzyklopädie XII; F. Baumgärtel, Geist im Alten Testament, in: Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament VI Sonder- beitrag von Mihamm Kim- Rauchholz Der Heilige Geist – mehr als die Nummer drei Sonder- beitrag von Mihamm Kim- Rauchholz Der Heilige Geist – mehr als die Nummer drei Foto: sHUtteRstoCk / mana PHoto

RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy