MISSION weltweit – Ausgaben 2015

23 das empfehlen wir weiterdenken >> sondertbeitrag von mihamm ki -rauchholz Kleidern und anderen handwerklichen Aufgaben (2. Mose 28,3; 31,3) oder zur politischen Führungstätigkeit (4. Mose 27,18; Richter 3,10; 6,34; 11,29; 14,6.19; 1. Samuel 11,6; 1. Chronik 12,19) gehören dazu. Was durch dieses Spektrum deutlich wird, ist, dass der Geist Gottes im AT nicht nur für außergewöhnliche Ereignisse in An­ spruch genommen wird, sondern seine Wirksam­ keit sich auch auf alltägliche und gewöhnlich er­ scheinende Ereignisse und Handlungen, wie zum Beispiel eben auch die handwerkliche Kunstfertig­ keit, erstreckt. Das heißt: Der oft verbreitete Ge­ danke, dass das Wirken des Geistes immer außer­ gewöhnliche Formen annehmen muss, entspricht nicht dem biblischen Zeugnis. Spektakularität an sich bildet nicht den Maßstab für das Wirken des Geistes Gottes, sondern allein die Tatsache, dass Gott mit seinem Geist real in die Geschichte der Menschen und der Welt eingreift und sein Wille hier auf Erden geschieht. In diesem Sinne ist unse­ re Realität durchsetzt von dem Wirken des Geistes Gottes. Die Frage ist nur, ob wir dies als solches auch so bewusst in unserem alltäglichen Leben mit Gott wahrnehmen. Weder vorrangig noch ausschließlich durch Gnadengaben Dieser Aspekt im Wirken des Heiligen Geistes ist meines Er­ achtens vor allem deshalb wichtig für das weitere Verständnis, weil häufig die Tendenz zu beobachten ist, dass das Wirken des Heiligen Geistes vorrangig und leider manchmal auch aus­ schließlich mit den Gnadengaben (Charismen) aus 1. Korinther 12–14 3 in Verbindung gebracht zu werden scheint. Und wenn wir aus irgendwelchen Gründen und persönlichen Erfahrungen der Ausübung von Gnadengaben, wie zum Beispiel Zungenrede, Prophetie, Heilungen usw., kritisch gegenüberstehen, so stehen wir allzu oft in der Gefahr – vielleicht auch unbewusst –, uns allgemein auch von dem Wirken des Heiligen Geistes an sich zu distanzieren und dieses Wirken als etwas Befremdliches oder im schlimmsten Falle Gefährliches für die Gemeinde anzusehen. Weder unpersönliche Substanz noch nebulöses Konzept Verlegen wir unser Augenmerk auf das Neue Testament 4 (NT), fällt zunächst auf, dass der Heilige Geist immer mehr als Person wahrgenommen und so auch dargestellt wird. In Apostelge­ schichte 5,3 klagt Petrus Hananias an, dass er den Heiligen Geist belogen habe und gleich im darauffolgenden Vers wiederholt Pe­ trus die gleiche Anklage, nur dass er diesmal den Heiligen Geist mit Gott ersetzt („Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott.“) . Eine Sache kann man nicht belügen und die Tatsache, dass Pet­ rus hier den Heiligen Geist als personhaftes Gegenüber darstellt, macht deutlich, dass hier nicht von einer unpersönlichen Subs­ tanz oder einem nebulösen Konzept die Rede sein kann. Interes­ sant ist in diesem Zusammenhang auch die sprachliche Beobach­ tung bei Johannes, der für den Geist (to pneuma = griechisch Neutrum ) nicht das entsprechende Demonstrativpronomen in Neutrum „ekein on “, sondern das Maskulinum „ekeinos“ (vgl. Johannes 16,13f) gebraucht, wenn er auf den Geist hinweist. Ein aktiver Teil im Glaubensalltag Von den neutestamentlichen Schriften sind es vor allem Lukas, Johannes und Paulus, die einen besonderen Schwerpunkt auf den HeiligenGeist und seinWirken legen. Bei Lukas ist derHeiligeGeist ein aktiver Teil im Glaubensalltag: So wird Elisabeth bei einem Verwandtenbesuch erfüllt vom Heiligen Geist und ermutigt die jun­ ge, schwangereMaria (1,41). Der alte Greis Simeon kommt auf Anregen des Geistes in den Tempel (2,27). Jesus kehrt voll heiligen Geistes zurück vom Jordan, wird dann wieder vom Geist in die Wüste geführt und kommt in der Kraft des Geistes wieder nach Galiläa (4,1.14). Das Hin- und Herwandern Jesu zwischen verschiedenen jüdischen Ortschaf­ ten kann wohl kaum als ein spektakuläres Ereignis gewertet werden, und doch wird deutlich, dass es zum Wirken des Heiligen Geistes gehört. Gleich­ zeitig finden sich auch bei Lukas genügend Stel­ len, wo der Heilige Geist in außergewöhnlichen Phänomenen wirksam wird: Der Heilige Geist kommt über Maria und sie empfängt auf über­ natürliche Weise das Kind in ihrem Leib (1,35). Der Geist wird als Kraft aus der Höhe bezeichnet (24,49; Apostelgeschichte 1,8; vgl. auch 1. Korin­ ther 2,4) und in Apostelgeschichte 2,4 und 7,55 bewirkt er, dass die Jünger Jesu in anderen Sprachen predigen können und sich vor den Augen des Stephanus in seiner Todesstunde der Himmel öffnet und die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes für ihn sichtbar werden. 5 Diese Vielseitigkeit des Wirkens ist auch bei Paulus zu finden: Der Heilige Geist wirkt im Lebenswandel der Gläubigen 6 , wird mit Kraft 7 in Verbindung gebracht und ermöglicht die Gotteser­ kenntnis wie auch das entscheidende Bekenntnis zu Jesus. 8 Es ist der Geist Gottes, der zur Auferweckung vom Tode führt 9 und der Gnadengaben 10 austeilt, mit denen wir als Leib Jesu der Erbau­ ung der Gemeinde dienen können. Die herausragende Rolle, die der Geist bei Johannes, dem Geisttheologen des NT schlechthin, einnimmt, ist unumstrit­ ten. Erwähnenswert ist vor allem seine Konzentrierung „auf die worthaften Funktionen“ 11 des Heiligen Geistes, die alle in gewis­ ser Hinsicht mit Erkenntnis zu tun haben: „Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26) oder: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten“. 12 Der Scheinwerfer Christi In aller Vielseitigkeit ist es jedoch die Signatur des Wirkens des Heiligen Geistes, dass er nicht sich selbst ins Zentrum stellt, son­ dern konsequent von sich selbst weg auf Christus hinweist. 13 Bis dahin, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus als entscheidendes Kriterium für die Echtheit des Geistes Gottes steht. 14 J. I. Packer hat mit Hinblick auf dieses durchgängige Charakteristikum den Heiligen Geist als einen „Scheinwerfer Christi“ beschrieben, der seinen Lichtstrahl weg von sich auf Christus konzentriert und ihn ins Zentrum stellt. 15 Spektakularität an sich bildet nicht den Maßstab für das Wirken des Geistes Gottes, sondern allein die Tatsache, dass Gott mit seinem Geist real in die Geschichte der Menschen und der Welt eingreift und sein Wille hier auf Erden geschieht. 3 Vgl. auch Römer 12,3–13 und Epheser 4,7–15 4 Vgl. hierzu J. Frey, Vom Windbrausen zum Geist Christi und zur trinitarischen Person, in: Jahrbuch zur Biblischen Theologie 24 Heiliger Geist (2010), 121–154 5 Vgl. u. a. auch Apostelgeschichte 8,17f; 10,19.44; 15,8; 19,6; 20,23; 21,11 6 Vgl. Römer 8,16; 14,17; 15,30; Galater 5,16; Epheser 6,18; Kolosser 1,8; Judas 20 7 Vgl. Römer 15,13; 1. Korinther 2,4; 2. Timotheus 1,7 8 Vgl. 1.Korinther 2,10–16; 12,3 9 Vgl. Römer 8,11 10 Vgl. Römer 12,3–13; 1. Korinther 12–14; Epheser 4,7–15 11 J. Frey, Windbrausen 147 12 Vgl. auch Lukas 12,12: „Denn der heilige Geist wird euch in dieser Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ und auch das Wirken des Geistes in den ersten beiden Kapiteln des Lukas-Evangeliums. 13 Lukas 3,22; 4,1.14.18; 10,21; Johannes 1,32f; 7,38f; 14,26; 15,26; 16,13-15; 20,22; 1. Johannes 4,2f; Apostelgeschichte 2,33; 10,38; 16,7; Römer 8,9; 2. Korinther 3,17f; Galater 4,6; Philipper 1,19 14 Vgl. 1. Johannes 4,2f; 1. Korinther 12,3 15 Vgl. J. I. Packer, Auf den Spuren des Heiligen Geistes (1989)

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