4 DArum GeHt‘S Ach ja, es gibt noch eine andere Gruppe, die sich und anderen Schuld leicht und schnell vergibt, um dann weiterhin munter drauflos zu sündigen. Dietrich Bonhoeffer nennt das „Billige Gnade“. Den richtigen Weg zwischen diesen Extremen als christliche Gemeinschaft zu finden ist schwer. Machen Sie auch diese Erfahrung? Missionare in anderen Kulturen sind an dieser Stelle noch extremer herausgefordert. Den Maßstab des Wortes Gottes in anderen Kulturen richtig anzuwenden, fordert besonderes Verständnis und göttliche Weisheit. Viele der in den Artikeln genannten Situationen könnten aber bei uns genauso vorkommen und ganz ähnliche Reaktionen und Fragen in unseren Gemeinden hervorrufen. Wesentlich ist, welche Werte, Erziehung, Kultur und Gottesbild uns prägen.* Wie sollen wir in dieser Frage weiterkommen? Mir persönlich wurde im Zusammenhang von Schuld und Vergebung das Verhalten Jesu wegweisend. Johannes schreibt in seinem Evangelium: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, ... eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit.“ Johannes 1,14 Als betroffene Menschen fällt es uns sehr schwer, die Pole Wahrheit und Gnade miteinander zu verbinden. Die tiefen schmerzhaften Realitäten der Sünde verletzen uns so sehr, dass sich Wahrheit und Gnade scheinbar ausschließen müssen. Bei Jesus war das anders. Wie er in konkreten Fällen mit Sündern und Sünde umging, weist uns einen anderen Weg: Wo immer Jesus einen Ansatz von aufrichtiger Sehnsucht nach Vergebung erkannte, zögerte er nie, sie zu schenken. Gnade und Wahrheit sind für unseren Herrn keine sich ausschließenden Gegensätze, die er spärlich gewährte. Nein, sie sind das Markenzeichen Jesu (Jesaja 66,19)! Diese Erkenntnis soll uns helfen im Umgang mit Schwachheit, Versagen und Schuld bei anderen – und uns selber. Dieses Geschenk anzunehmen und weltweit anzubieten ist die Einzigartigkeit des Evangeliums. Wir sind begnadigte Botschafter der Versöhnung. Ihnen herzlich verbunden Ihr Martin Auch, Missionsdirektor Da liegt es uns allen näher, Schuld zu vertuschen, anstatt sie zu bekennen. Und es ist natürlich, die Schuld des anderen eher zu sehen, als die eigene. Es entspricht unserem menschlichen Charakter, uns selbst zu entschuldigen und den andern kritischer zu beurteilen. Gemeinschaft der (un)Heiligen: Wenn Christen scheitern und versagen Wieso tappen wir immer wieder in derselben Sache daneben? Wieso fällt es uns so schwer, dem anderen zu vergeben, wenn er wiederholt versagt? Wir alle bekennen theologisch richtig, bis an unser Lebensende Sünder zu bleiben und bis zum letzten Tag unseres Lebens von der Gnade und Vergebung Jesu zu leben. Im alltäglichen Umgang mit dieser Tatsache tun wir uns aber schwer. * Die Mai/Juni-Ausgabe von „Mission weltweit“ zum Thema „Dafür schäme ich mich (nicht)“ gibt dazu wichtige Einsichten. Gerne können Sie früher erschienene Ausgaben von „Mission weltweit“ bei uns anfordern.
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