MISSION weltweit – Ausgaben 2016

5 miSSion weltweit 7–8/2016 SAmbiA DArum GeHt’S Foto: hAnS-PEtEr hErtLEr Wir sprachen im Leitungskreis über die Kirchenordnung, die wir für unsere Gemeinde erarbeitet hatten. Beim Thema Gemeindezucht gingen die Meinungen auseinander. Der Pastor und ich waren der Meinung: Wenn jemand gesündigt hat und seine Schuld einsieht und sie bekennt, dann gibt es keinen Grund, ihn noch länger von den Gemeindeveranstaltungen auszuschließen. Ich kann förmlich sehen, wie sich allein bei dem Gedanken an Gemeindezucht bei zahlreichen Lesern die Nackenhaare sträuben. Ja, wir betreiben in Sambia Gemeindezucht, denn Sünde darf niemals beliebig werden. Und ja, es ist ein sehr heikles Thema, das mit vielen Fragen und Problemen verbunden ist, die aber hier nicht diskutiert werden können. Vergebung ist nicht an Bedingungen geknüpft, aber … Ein älterer Mann in unserem Leitungskreis hatte sich wie oben geschildert Luft verschafft. Er bestand darauf, dass die Gemeindeleitung eine Art Zeitstrafe ausspricht, um zu sehen, wie ernst es dem Ausgeschlossenen mit seiner Umkehr ist. Das Denken hinter seiner Haltung ist nicht einmal verkehrt und zudem sehr menschlich. Wenn mir die Umkehr zu einfach gemacht wird, wird die Buße auch nur halbherzig sein und es kommt zu keiner wirklichen Veränderung. An Beispielen dafür mangelt es nicht. Da ist das junge Mädchen, das mit 15 Jahren schwanger wurde und dann durch ihre ältere Schwester in die Gemeinde kam. Sie fand ihren Platz, wurde Teil des Lobpreisteams und der Jugendgruppe. Aber dann kam der nächste junge Mann, der ihr ein paar nette Komplimente machte – und schon war sie zurück auf dem alten Gleis. Aber auch die andere Seite kann Beispiele nennen. Da hat jemand einen Fehler eingesehen, Buße getan und ist zu einer wichtigen und angesehenen Person innerhalb der Gemeinde gereift. Wie der Chorleiter einer Gemeinde, dessen Freundin schwanger wurde. Die beiden bekannten der Gemeinde ihre Schuld, sie haben geheiratet, und die Gemeinde hat ihn jetzt als Diakon gewählt und ihm die Verantwortung für die Finanzen übertragen. Was sollen wir also machen? In unserer Diskussion wurde deutlich, dass Gottes Vergebung nicht an Bedingungen geknüpft ist, aber Konsequenzen mit sich bringen muss. Das Buch »Nachfolge« von Dietrich Bonhoeffer war mir an dieser Stelle eine große Hilfe. Wir sind nicht Richter über die Herzen anderer Christen. Ein Bruder (oder eine Schwester), der Sünde erkennt, bekennt und sein Leben ändert, ist ohne »Probezeit« sofort wieder als Gemeindeglied willkommen. Gemeindezucht greift bei uns dann, wenn jemand zwar Schuld bekennt, aber nicht bereit ist, sein Leben zu ändern. Für mich eine der großen Herausforderungen in einer Gemeinde! Ich bin froh und dankbar für meine erfahrenen sambischen Brüder und Väter im Glauben, mit denen ich gemeinsam beten, diskutieren und handeln kann. Hans-Peter Hertler l Mithelfen: SPEnDEncoDE 1440-32 Sambia Hans-Peter und Britta Hertler leben mit ihren drei kindern in kasama. Sie schulen ehrenamtliche Gemeindeleiter und unterstützen Gemeinden im norden des landes. beide absolvierten die Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission. Zuvor arbeitete Hans-Peter als bankkaufmann und layouter. britta sammelte nach dem Abitur erste missionserfahrungen in bolivien. Gemeindezucht soll verhindern, dass Sünde oder irrlehre in einer Gemeinde um sich greift. Sie hat das Ziel, wieder zurechtzubringen. nach Apostelgeschichte 20,28 ist sie eine Aufgabe der Gemeindeleitung. Zeitstrafe für Sünder? „So können wir das auf keinen fall machen. Da kann ja jeder sündigen, wie er will, muss dann nur ‚tut mit leid!’ sagen, und dann ist wieder alles in ordnung. nein, wir benötigen eine Zeit der Prüfung, um festzustellen, ob die entschuldigung wirklich ernst gemeint ist.“

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