8 darum geht’s spanien Gemeinsam Hindernisse überwinden Dass Korruption hier gang und gäbe ist, dürfte weithin bekannt sein. Doch inwieweit beeinflusst sie auch die „Heiligen“? Trotz vieler gehörter Predigten und Bibelstunden werden Dinge geduldet oder gefördert, die nichts mit dem Glauben zu tun haben. Aus der Vielzahl der Fälle greife ich vier heraus, die uns in besonderer Weise zu denken geben: Fall 1: Das geliehene Geld Leute, die hier neu anfangen, haben es schwer. Da hilft man einem Neuankömmling in Schwierigkeiten gern. Als jener mehrere tausend Euro „zusammengeliehen“ hatte, wechselte er die Gemeinde, und wie wir später erfuhren, tat er dort dasselbe. Dann verschwand er in sein Heimatland. Mit fast 10.000 Euro ließ es sich in Südamerika sehr gut leben. Fall 2: Die glatte Lüge ins Gesicht Es ist enorm, was mit dem Hinweis auf die Kultur alles entschuldigt werden kann. Die geliebte Schwester im Herrn klärte uns über ihre Wurzeln auf: „Wir Indianer lächeln dir ins Gesicht. Drehst du dich um, bekommst du einen Pfeil in den Rücken.“ Wow, dachten wir, das ist ja schlimm. Aber wir ahnten nicht, dass sie dasselbe bei uns auf verbale Weise praktizierte. Etwa dreimal entlarvten wir sie bei einer glatten Lüge, die über ihre lächelnden Lippen kam. Fall 3: Sehr überzeugt von sich und seinen Zielen „Hier meine Briefe und meine Referenzen“, sagte der Vater einer netten Großfamilie zu uns, als er in die Gemeinde kam. Er gab uns lächelnd die Hand. Wir freuten uns, dass sie zu uns kamen. Und dass dieser Familienvater auch schon in anderen Gemeinden gedient hatte, war gut, denn es mangelt ja immer an Mitarbeitern. Die Kinder besuchten die Kinderstunde, die älteren kamen zur Teengruppe. Ab und zu waren die Jugendlichen auch bei ihnen zu Hause. Alles klar soweit. Nur das Ziel des Mannes war nicht ganz in Ordnung. Er hatte ein starkes Sendungsbewusstsein und wollte eine Gemeinde gründen. Und das ist natürlich viel einfacher, wenn man schon ein paar Leute hat, die man aber von einer anderen Gemeinde auf hinterlistige Weise abzieht. Am Ende mussten wir ihnen mitteilen, dass sie gehen sollten, bevor sich die Gemeinde spaltet. Fall 4: Teamwork drunter und drüber Teamwork wird groß geschrieben, und das ist auch gut so. Doch was tun, wenn der Teamleiter des nationalen Verbandes mit einer neuen Frau auftaucht? Bei einem Besuch auf der Durchreise erfahre ich von ihm persönlich, dass er „ein neues Leben anfängt“. Ein Demas, der die Welt lieb gewann? (2. Timotheus 4,10) Theo und Carolin Hertler leben seit 1996 als Gemeindegründer in Marbella/ Andalusien und haben vier Kinder. Sie begleiten die Gemeinde auf dem Weg in die Selbstständigkeit und engagieren sich überregional bei Missionseinsätzen. Theo ist Teamleiter für Spanien. Er war vor seiner theologischen Ausbildung in Bad Liebenzell als Maschinenschlosser tätig. Carolin ist Krankenschwester, besuchte eine Bibelschule und arbeitete ehrenamtlich im Gemeindeaufbau im Osten Deutschlands. Wenn die Heiligen nicht mehr scheinen In den 20 Jahren als Gemeindegründer in Spanien haben wir viele Menschen und Kulturen kennengelernt. Von Anfang an war uns bewusst, dass wir eine sehr herausfordernde Aufgabe haben. Der damalige Missionsdirektor Ernst Vatter meinte lächelnd nach einem Besuch des Luxushafens Puerto Banús: „Naja, ich bin mal gespannt auf eure Erfahrungen.“ Diesen Satz vergaßen wir nicht. In Marbella regiert das Geld. Besucher der Gebetsstunde
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