miSSion weltweit 9–10/2016 frAnkreiCh DArum Geht’S 11 FotoS: miCHael eCkStein Bei uns in der Normandie läuft ganz viel über Beziehungen. Wenn ich vom Glauben weitersagen möchte, stoße ich eher auf offene Ohren, wenn mein Gegenüber mich schon kennt. Viel schwieriger ist es, wenn ich völlig Unbekannte anspreche. Als Ausländer, die wir hier ja sind, heißt es also erst einmal, Kontakte zu knüpfen. Zum Beispiel, wenn man die Kinder in die Schule bringt, noch ein bisschen mehr mit einer anderen Mutter reden als nur schnell „Bonjour“ sagen. Oder sich ganz bewusst in einem Verein engagieren. Und so bin ich mit meiner Tochter Katharina im Städtischen Blasorchester in Saint-Lô gelandet. Auch als ehemalige Posaunenchor-Bläserin war es am Anfang eine große Herausforderung, mich in einem Orchester zurechtzufinden und dann auch so manche spezifischen Wörter zu lernen, die einem in der Sprachschule nicht beigebracht wurden. Die Freude, miteinander musizieren zu können, ist es aber wert, manchmal auch ein bisschen zu leiden und zu „interpretieren“. Als wir mit unserem Orchester nach Deutschland reisten, war es natürlich ein großer Vorteil, dass wir beide Sprachen beherrschen, und so konnten wir oft ganz unkompliziert helfen, indem wir übersetzten. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten kam dann die Frage auf, warum wir als Familie denn nicht in Deutschland geblieben wären, wo es doch ganz schön ist und auch das Essen schmeckt (es gab bei dieser Gelegenheit Maultaschen und Kartoffelsalat ). „Ich halte nichts von religion“ Ich erklärte, dass mein Mann Michael Pastor ist, und dass wir in Frankreich leben, weil wir der Meinung sind, dass auch in der Normandie die Menschen erfahren sollten, dass Gott sie liebt und dass ER gerne eine Beziehung zu ihnen möchte. Ein Mann meinte dann: „Ich halte nichts von Religion.“ Da antwortete ich: „Ich auch nicht. Mir ist Jesus wichtig und Gott und seine Liebe zu uns! Religion ist nur, was wir Menschen darum herum gemacht haben, und das ist nicht so wichtig.“ Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Und im weiteren Gespräch ist mir dann mal wieder deutlich geworden, dass wir von ganz unterschiedlichenWeltanschauungen ausgehen. Viele Franzosen haben ein ganz anderes Weltbild. Da gibt es keinen Gott, der es gut mit mir meint. Da gibt es auch keinen Schöpfer, der einen Plan für mich hat. Und da gibt es keinen Gott, dem ich verantwortlich bin, wie ich mit meinem Leben und den anderen Menschen umgehe. Als Christ ist der Glaube für mich keine Ansichtssache. Es geht um dieWahrheitsfrage. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und um diese Wahrheit verständlich weitersagen zu können und auf offene Ohren zu stoßen, darf und muss ich hier erst einmal falsche Ansichten kennenlernen und stehen lassen. Und dann kann ich versuchen, meine Ansicht engagiert und überzeugend im Alltag umzusetzen. Tina Eckstein l Michael und Tina Eckstein unterstützen seit juli 2009 den Aufbau von Gemeinden in der normandie und arbeiten in Saint-lô. Die dortige Gemeinde hat mittlerweile rund 20 besucher. vor seiner Ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission arbeitete michael als Schreiner. tina ist ergotherapeutin. ihre drei kinder besuchen französische Schulen bzw. den kindergarten. „ein falscher ton, leise und zögerlich gespielt, bleibt ein falscher ton. ein falscher ton, laut und mit Überzeugung gespielt, nennt man eine interpretation.“ So lautet eine der „Goldenen regeln für den orchesterspieler“, die man hier in der musikschule lernt und (eher unfreiwillig) in die tat umsetzt. Bild links: Gottesdienst in der Gemeinde in Saint-Lô Bild rechts: Katharina Eckstein spielt im Blasorchester der Stadt Saint-Lô. mithelfen: SPenDenCoDe 1460-32 Frankreich Ansichtssache
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