MISSION weltweit – Ausgaben 2016

12 DARum gEHt’S IntERKultuREllE tEAmS DEutScHlAnD Foto: istockphoto/imageDb Muslime gehen davon aus, dass der Koran absolut buchstäblich diktiert, aufgeschrieben und überliefert wurde, obwohl die Hadithe (islamische Überlieferungen) die Entstehung des Koran detailliert und anders beschreibt. Während das Neue Testament von 50 bis 96 n. Chr. abgefasst wurde, begann die Niederschrift des Korans von 610 bis 632 n. Chr. Der Koran selbst schildert die Bibel durchweg als verlässlich und positiv (Âl-i İmrân 3:93; Mâide 5:43; Yunus 10:94). Einige Verse berichten jedoch, dass Juden und Christen den Inhalt der Schriften verfälscht hätten, indem sie falsch zitierten, verheimlichten oder falsch deuteten (Ali-İmrân 3:78; Mâide 5:68). Irgendwann stellten Muslime im Vergleich von Koran und Bibel gravierende inhaltliche Unterschiede fest, auch fanden sich keine Ankündigungen Mohammeds in der Bibel, wie behauptet wurde. Die logische Erklärung: Die Bibel wurde massiv verfälscht. Viele Muslime gehen davon aus, dass mindestens 90 Prozent der Bibel umgeschrieben wurden. Wann, wie und wo das geschehen sein soll, weiß keiner. Es wird jedoch immer wieder behauptet, beim Konzil von Nizäa um 325 n. Chr. sei der Inhalt der Bibel verändert und beschlossen worden. Der Kanon der Bibel war jedoch kein Thema dieses Konzils. Auch weisen die Handschriftenfunde vor und nach dem Konzil keine derartigen Unterschiede auf. Überhaupt gibt es bei den 24.000 alten biblischen Handschriften und Fragmenten keinerlei Hinweis auf solche Änderungen. Die biblischen Schriften wurden sorgfältig überliefert, und der ursprüngliche Text kann sehr genau und klar rekonstruiert werden, selbst wenn die Erstschriften nicht mehr existieren. Die Tatsache, dass es vier verschiedene Evangelien gibt, wird auch als klarer Beweis der Verfälschung gesehen – schließlich berichtet der Koran nur von einem Indschil. Doch gerade diese vier Zeugen, die von Jesu Leben berichten, sind sehr wichtig. Gottes Wort sagt mehrfach, dass jede Sache durch zwei oder drei Zeugen bestätigt werden muss. Diese vier schriftlichen Zeugnisse ergänzen und bestätigen einander so, dass wir Gewissheit über Jesus bekommen können. Wir können Muslime zum Nachdenken bringen: Wenn Gott allmächtig ist, wie könnten dann Menschen sein Wort verfälschen? Wir glauben, dass Gott mächtig ist und in der Lage, seine Schriften zu bewahren. Michael ● Michael und Tamara, zwei kinder. michael ist elektroinstallateur und absolvierte die ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission. tamara ist krankenschwester. beide waren zwei jahre zum kultur- und sprachstudium in der türkei, seither interkulturelle arbeit in Deutschland. muslime sind durch denkoran verpflichtet, an die Schriften vor dem Koran zu glauben. Dazu zählen die Thora (die fünf Bücher mose bzw. das Alte testament), denSebur (ein Buch, das David geschrieben haben soll) und das Indschil („Evangelium“). So sagt zum Beispiel die Sure An-nisa 4:136: „o ihr, die ihr glaubt, glaubt an gott und seinen gesandten, und das Buch, das Er auf seinen gesandten herabgesandt hat, und das Buch, das Er zuvor herabgesandt hat. Wer gott verleugnet und seine Engel, seine Bücher, seine gesandten und den Jüngsten tag, der ist weit abgeirrt.“ Der Koran und die Bibel Wer sich schon mit muslimen über die Bibel unterhalten hat, wird vermutlich gehört haben, dass muslime an die Heiligen Schriften glauben. Dennoch lehnen dieselben muslime die Bibel ab, mit der Begründung, sie sei verfälscht worden. Was ist dran an den Vorwürfen, und wie können wir reagieren? mithelfen: spenDencoDe 1062-32 interkulturelle teams

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