14 DARum gEHt’S SAmBIA Jetzt im Winter verbringen die Dorfbewohner die kühlen Morgenstunden lieber in ihren Hütten oder am Feuer. Erst wenn die Sonne kräftig scheint, kommen sie zum Gottesdienst. Gegen 11 Uhr erscheint ein Gemeindeglied, und wir setzen uns auf die ungehobelten Holzstämme, die mit einigen Ziegelsteinen als Fundament die Kirchenbänke ersetzen. Wir warten. Und warten. Eine Stunde später füllt sich das Gebäude mehr und mehr. Ein Mann hat sich anscheinend vorbereitet und geht zur Kanzel. Er beginnt mit einer Bibelarbeit und versucht mühsam, einen Abschnitt aus dem Römerbrief vorzulesen. Er ist einer der wenigen mit einer Bibel und auch einer der wenigen, die lesen können. Leider ist die alte Bemba-Übersetzung ziemlich schwierig zu verstehen, und sein stockender Vortrag trägt auch nicht zum Verständnis bei. Schließlich ist die Lesung beendet, und er bittet die Versammlung um ihre Meinung. Die Köpfe in den Reihen senken sich, und kaum jemand kann einen Kommentar zum Bibeltext geben. So schleppt man sich mühsam von Vers zu Vers. Erst als einige Fragen zu Geistern und Zauberei aufkommen, gibt es vereinzelt Wortmeldungen. Glücklich geht es nun gemeinsam ans Singen und Tanzen. Bei der folgenden Predigt nutzt derselbe Bruder eine Vorlage der letzten Kirchenkonferenz und erweitert diese mit Kommentaren aus einer Radiosendung. So geht gegen 14:30Uhr der Gottesdienst seinem Ende entgegen. Reformation ist in Sambia so nötig wie in Deutschland Wir erleben in einigen Kirchen wenig lebendiges Christsein oder eine gelebte Beziehung zu Jesus. Stattdessen gibt es Traditionen und Bräuche, an denen man sich festhält. Aber das wäre ja nicht schlimm, wenn diese Traditionen und Bräuche christlich und biblisch verankert wären. Leider sind Radio- oder Fernsehsendungen und neuerdings auch soziale Medien die Informationsquellen. Die Bibel wird mehr und mehr zum Staubfänger. Deshalb schulen wir Gemeindeälteste und Diakone, Prediger und Pastoren. Sie lernen die Bibel zu lesen, auszulegen und der Gemeinde so zu präsentieren, dass diese auch wachsen kann. Wir begleiten die Kirchen, damit aus einer mühsam gehaltenen Bibelarbeit ein fruchtbares Gespräch über Gottes Wort wird. Wir helfen den Mitarbeitern, Orientierung in Gottes Wort und in der Leitung durch den Heiligen Geist zu finden – damit in den Kirchen die notwendige Erneuerung christlichen Glaubens durch die Heilige Schrift allein stattfinden kann. Edward ist einer der Gemeindeleiter in den Dorfkirchen rund um Kasama. Auch er hatte Schwierigkeiten, eine Andacht, Bibelarbeit oder Predigt vorzubereiten. Pastor Kasanda und ich arbeiteten einen Leitfaden in der Bemba-Sprache aus. Damit schulen wir Leiter und Mitarbeiter wie Edward. Nach jedem Gottesdienst gehen wir gemeinsam noch einmal die Bibelarbeit oder Predigt durch und geben Feedback. Langsam steigert sich die Qualität, und aus der Hilflosigkeit vor dem biblischen Text wird Freude und Zurüstung. Alles, was Edward gelernt hat, kann er an seinen Nachfolger weitergeben. Bitte betet mit, dass noch viele Mitarbeiter geschult werden können und die Gemeinden geistlich erneuert werden! Frank Krämer ● Ein ganz normaler gottesdienst in Sambia. nach über einer Stunde fahrt komme ich auf der mit gras bewachsenen fläche neben dem Kirchengebäude an und steige aus dem geländewagen. Es ist 10 uhr, aber noch ist es ruhig. niemand ist in der Kirche. Die nächste Generation Edward bei der Predigt zurüstung kontra hilflosigkeit Frank und Juliane krämer sind mit august und annie im august 2014 nach sambia ausgereist. zunächst sprach- und kulturtraining in mpika, jetzt in kasama in der nordprovinz des landes. Frank hat die ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission absolviert. zuvor arbeitete er als elektroniker. juliane ist krankenschwester von beruf. mithelfen: spenDencoDe 1440-32 sambia Fotos: Frank krÄmer
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=