miSSioN weltweit 3–4/2016 22 Diese Episode verdeutlicht, wie wichtig es ist, den jeweiligen Kontext zu kennen, damit man sich nicht verirrt bei der Interpretation von Gesagtem, Gehörtem, Gelesenem oder von Handlungen. Hören will gelernt sein. Sehen ist mehr als ein flüchtiges Hinblicken. Auch Worte wollen mit Bedacht gewählt werden. In Sprüche 12,18 ist zu lesen: „Wer unüberlegt redet, der verletzt andere, die Worte der Weisen aber sind wie Balsam.“ Wir dürfen und können heute mitreden – bei allem, zu fast allem und bei fast jedem. In der „Facebook-Gemeinde“ wird der „Gefällt mir“-Button gedrückt, es wird kommentiert oder geteilt. Manchmal scheinen die Fingerreflexe schneller zu sein als die neuronalen Schaltkreise im Gehirn. „Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben.“ Diese Bemerkung von Boethius passt auf manche geäußerte Ansicht oder Meinung. Neben HerzKreislauf-Erkrankungen und anderen Volkskrankheiten hat die verbale Inkontinenz stark um sich gegriffen. „Unüberlegt reden“ – das macht niemand bewusst. Wir haben unsere Worte mit Sorgfalt gewählt, die passenden Argumente überlegt und das Ganze ohne Rechtschreibfehler präsentiert. Aber das ist nicht alles. Mancher hat nicht begriffen, dass es nicht nur um Rhetorik, Semantik und die Wahrheitsfrage geht. Was wir sagen, hat seinen Ursprung in unserem Herzen – in unserer Motivation, in unserem Willen, in unseren Erfahrungen und Verletzungen. „Was immer in deinem Herzen ist, das bestimmt auch dein Reden“, sagt Jesus in Lukas 6,45. Ich habe immer wieder Probleme mit Debatten unter Christen, die in den öffentlichen Medien ausgetragen werden. Jeder meint, dass er – im Namen der freien Meinungsäußerung, der biblischen Wahrheit, einer neuen Toleranz oder was auch immer – die Welt mit seiner Weisheit beglücken muss. „Gegnern“ wird die Rechtgläubigkeit oder die Weltoffenheit abgesprochen. Die einen sind einem traditionellen Milieu verhaftet, die anderen bereits in der Nachpostmoderne zu verorten. Es könnte sinnvoll sein, sich die Worte Jesu aus Matthäus 12,36 vor Augen zu führen: „Ich sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen.“ Was treibt uns zum Reden und Schreiben? Welche Auswirkungen hat es auf andere und den größeren Kontext? Was verstehen Menschen noch, wenn ich dieses oder jenes sage? Ist es notwendig, dass ich mich äußere, oder ist schon alles gesagt? In Psalm 141,3 steht ein kurzes und für uns hilfreiches Gebet: „Stelle eine Wache vor meinen Mund, Herr, ja, achte auf die Worte, die über meine Lippen kommen.“ Ihr Pfarrer Detlef Krause Direktor Verbale inkontinenz akTUELLE iNfoS O im Internet unter: www.liebenzell.org O in der wöchentlichen Gebetsmail (bitte anfordern): www.liebenzell.org/ gebetsanliegen O vomBand abhören: Telefon 07052 17-111 SpENDEN Liebenzeller mission Sparkasse pforzheim calw ibaN: DE27 666500850003 3002 34 bic: pZhSDE 66 Die Liebenzeller mission ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden, Schenkungen und Vermächtnisse müssen nicht versteuert werden. bitte vermerken Sie den beim artikel angegebenenSpendencode auf ihrer Überweisung, wenn Sie diese arbeit unterstützen möchten. herzlichen Dank! mithelfen: sPENDENCoDE 1440-32 mithelfen: sPENDENCoDE 1440-32 3 Klartext „Sag mal, die frau, die meine freundin werden will – ist das deine frau?“ Erstaunte blicke in der Runde, dann schallendes gelächter. mit dem gesagten war etwas anderes gemeint als das, was man auch verstehen konnte. Es ging um eine freundschaftsanfrage bei facebook. also völlig harmlos.
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