MISSION weltweit – Ausgaben 2016

6 DaRUm gEhT’S Sambia Wir lernten Bana Bwalya in Nabwalya kennen. Ihr Ehemann verstarb plötzlich und ließ sie und ihre drei kleinen Kinder alleine zurück. Traditionell glaubt man, dass die Witwe nach dem Tod ihres Mannes mit einem seiner Verwandten – meistens mit dem Bruder – Geschlechtsverkehr haben muss, damit der Geist des Verstorbenen zufriedengestellt wird. Wenn das nicht geschieht, würde der Geist zurückkommen und sie und ihre Familie verfluchen. Die Vorstellungen, wie sich ein solcher Fluch auswirkt, sind von Stamm zu Stamm verschieden. Bana Bwalya gehört zum Stamm der Bisa. Dort glaubt man, dass der Fluch zum Tod jeden Mannes führen wird, den die Witwe künftig heiratet. Nicht nur mit diesem „Erbe“ muss eine Frau zurechtkommen. Sehr oft passiert es, dass kurz nach dem Tod des Mannes seine Verwandtschaft vor der Tür steht, um alles angebliche Eigentum des Mannes in dessen Großfamilie zu holen. So erging es auch Bana Bwalya Sie stand nach dem Tod ihres Mannes nicht nur ohne Ehemann und Versorger da, sondern auch mit leeren Händen. Alles, was sie besessen hatte, wurde ihr von der Familie ihres Mannes genommen. Wenn sie nicht in der besonderen Lage gewesen wäre, dass ihr Mann Lehrer war und sie eine staatliche Witwenrente bekommt, wäre sie genötigt gewesen, so schnell wie möglich den nächstbesten Mann zu heiraten. Je nachdem wäre sie sogar die zweite oder dritte Frau eines Mannes geworden, um sich und die Kinder zu versorgen. Insbesondere für Christen ist diese Tradition eine große Prüfung, und sie war es auch für Bana Bwalya, die damals noch keine Christin war. Wenig Absicherung, selten ein Testament In unseren Jahren als Missionare in Sambia haben wir nicht sehr viel mitbekommen in Bezug auf Erbstreitigkeiten in Familien. Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens gibt es für die meisten Sambier nicht sehr viel zu vererben bzw. zu erben. Das liegt daran, dass es nur wenige Möglichkeiten zur Absicherung gibt. Man hat weder eine Lebens- noch eine Krankenversicherung in der Art, wie wir sie in Deutschland kennen, und es gibt schon gar keine soziale Absicherung von Seiten Nabwalya liegt äußerst isoliert zwischen dem Nord- und SüdluangwaNationalpark. Das gebiet ist etwa so groß wie badenWürttemberg und liegt 1000 meter tiefer als die sonstige Landesfläche. Zu Nabwalya gehören rund 100 Dörfer mit etwa 16000 Einwohnern. Diese sind überwiegend animisten, die an geister glauben, aus furcht ihre ahnen verehren und vereinzelt auch Zauberei praktizieren. Die in Nabwalya von Liebenzeller missionaren gegründete gemeinde wird inzwischen von einem sambischen pastor betreut. Unsere missionare unterstützen die arbeit durch sporadische Einsätze. Der Zugang mit einem allradbetriebenen auto ist nur in der regenfreien Zeit möglich. feldfrüchte wachsen durch die hitze und einen hohen grundwasserspiegel schnell, aber die menschen müssen einen großen Teil ihrer Ernte mit Elefanten, büffeln, Nilpferden und affen teilen. Nicht nur einmal haben wir miterlebt, was es für eine sambische frau bedeutet, wenn der Ehemann stirbt und die Witwe mit einem „Erbe“ zurechtkommen muss, das in vielen Stämmen Tradition hat. Das schwere Los nach dem Tod mithelfen: sPENDENCoDE 1440-32 sambia Fotos: mARgIt sChWEmmLE, sAmUEL mEIER

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