15 miSSioN weltweit 3–4/2016 maLaWi DaRUm gEhT’S Das Dorfentwicklungsprojekt „Ubwenzi“ (freundschaft) liegt in chilonga, einem abgeschiedenen gebiet südlich des malawisees. Es umfasst einen kindergarten, eine grundschule und geistliche angebote wie jungschargruppen, kindertage, gemeindeleiterschulungen und übergemeindliche Treffen. mehr infos in einem kurzclip unter www.liebenzell.org/ ubwenzi waren aber dagegen, und so fand die Beisetzung hier statt. Was ist nach der Beerdigung und den darauffolgenden Trauertagen passiert? Nana: Mein Schwager kam nach den Trauertagen zu unserem Haus. Er meinte, dass alles, was wir besitzen, meinem verstorbenen Mann gehörte. Jetzt würde es ihm als dem ältesten Bruder zustehen. Die anderen Verwandten und auch der Häuptling versuchten zu vermitteln. Siewollten erreichen, dass der Nachlass gerecht verteilt wird. Aber mein Schwager wollte davon nichts wissen. Als er mir und den Kindern einfach alles wegnahm, haben alle nur zugesehen. Er hat die Ziegen und Perlhühner aus den Ställen geholt. Dann die Mais- und Erdnusssäcke, die wir in diesem Jahr geerntet hatten. Sogar das Maismehl, das ich noch hatte. Einfach alles! Für die Kinder und mich blieb nichts. Das war furchtbar. Und niemand konnte das verhindern? Was für eine schlimme Situation! Was hast du dann gemacht? Nana: Alle Versuche, mit dem Mann zu reden, halfen nichts. Aber ich bin unserer Kirchengemeinde sehr dankbar. Sie haben wirklich versucht, mir und den Kindern zu helfen. Eigentlich wollte ich ja zu meiner Verwandtschaft nach Palombe zurück, aber den Transport für neun Personen konnte ich mir einfach nicht leisten. Wir haben uns dann irgendwie durchgeschlagen. Ich habe zusammen mit den Kindern die Felder bestellt und Gelegenheitsjobs gesucht. Was hätte ich auch tun können? Doch ich habe in diesen schlimmen Jahren erlebt, dass Gott mir geholfen und uns nicht vergessen hat. Mein Glaube war mir eine große Hilfe in dieser Zeit. Dann kam das UbwenziProjekt nach Chilonga, und so konnte ich mir dort etwas dazuverdienen. Debora (Missionarin Debora Jägers) hat mir auch immer wieder unter die Arme gegriffen. Das regelmäßige Einkommen als Reinigungskraft an der Grundschule hilft meiner Familie sehr. Liebe Nana, du hast es in deiner Not wirklich ganz praktisch erlebt, dass Gott ein Vater der Witwen und Waisen ist. Vielen Dank, dass du uns an deinem Erleben teilhaben lässt. Wir freuen uns, dich als Mitarbeiterin in der Schule zu haben! Das Schicksal von Nana ist in Malawi kein Einzelfall. Malawi ist eine matrilineare Gesellschaft. Das Erbrecht richtet sich im Normalfall nach der Familie der Frau. Darum ist zum Beispiel auch der Bruder für die Kinder seiner Schwester verantwortlich, nicht der leibliche Vater. Die Kinder „gehören“ also nach malawischem Verständnis der Familie der Mutter. Oft heiratet der Mann in die Familie der Frau. Stirbt die Frau, bleibt der ganze Nachlass, einschließlich der Kinder, in ihrer Herkunftsfamilie. Der Mann wird nicht selten zu seiner Familie zurückgeschickt. So ist es nicht verwunderlich, dass manche Männer nicht viel in ihre Familie und ihre Kinder investieren. Mit der Aussicht, eventuell alles zu verlieren, fehlt die Motivation. In den Städten gibt es inzwischen staatliche Erbregelungen. Immer öfter werden nun auch Testamente aufgesetzt, vor allem in den besser gestellten Gesellschaftsschichten. In den Dorfgebieten bringt der Tod eines Angehörigen nach wie vor häufig Not und Schulden für die Hinterbliebenen durch den teuren Transport ins Heimatgebiet und Erbstreitigkeiten. Folgt eine Frau ihrem Mann, wie es bei Nana der Fall war, ist es oft die Frau, die alles verliert und mit den Kindern ohne Hilfe zurückbleibt. Vroni Urschitz ● Johannes und Vroni Urschitz leben seit 1996 in malawi, haben zunächst die jugendarbeit unserer malawischen partnerkirche unterstützt und dann eine arbeit unter aidswaisen in Songa und das Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi aufgebaut. johannes ist österreicher, als missionarskind in papuaNeuguinea aufgewachsen und hat vor seiner ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller mission maschinenschlosser gelernt. Vroni kommt aus Deutschland und ist Erzieherin. Die beiden haben eine Tochter, die seit herbst 2015 das „orientierungsjahr“ in korntal besucht. Nana in der Kochhütte der Grundschule des Dorfentwicklungsprojektes „Ubwenzi“ und rechts mit einigen ihrer Kinder. Eine Windhose riss im November das Dach von ihrem Ziegelhaus. Diese Grashütte baute die Kirchengemeinde als Notunterkunft. mithelfen: sPENDENCoDE 1673-32 malawi
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