MISSION weltweit – Ausgaben 2016

6 DArUm GeHt’S BUrUnDi Die ständige Präsenz von Not und Armut, die ständige Unsicherheit, Gewalt und Angst im Blick auf die politische Situation mit Übergriffen auf die Bevölkerung lassen uns Missionare in Burundi und unsere Freunde hier oft fragen: „Wie kann man da noch dankbar sein?“ Wir haben viele Burundier kennengelernt, die uns zum Vorbild für Dankbarkeit und für „Freude im Leid“ wurden. Gerade auch in der unsicheren und friedlosen Zeit rund um die umstrittene Präsidentschaftswahl im Jahr 2015. Frau A.* wohnt in einem teilweise abgeriegelten Viertel. Schießereien waren fester Bestandteil der Tage und Nächte. An jeder Straßenecke standen Polizisten. Die alleinerziehende Mutter zweier Söhne hatte noch andere Familienmitglieder bei sich untergebracht. Nur sie als Frau konnte das Haus verlassen, doch die Lebensmittel wurden im ganzen Viertel knapp, von ihrem Geld ganz zu schweigen. Wie kann man da noch dankbar sein? Manuel* singt im Chor im französischsprachigen Gottesdienst. Er war zu Fuß unterwegs und bog gerade um eine Straßenecke, als ein lauter Knall die Luft zerriss. Eine Granate wurde auf der Nebenstraße geworfen, Menschen kamen ums Leben. Wie kann man da dankbar sein? Obwohl unser Zuhause sicher war, waren auch wir Missionare sehr herausgefordert. Wir konnten keine Hausbesuche mehr machen. An manchen Tagen war es nicht möglich, die Kinder zur Schule zu bringen. Die Betreuung der Projekte gestaltete sich schwierig, weil manche Orte nicht besucht werden konnten. Manche Freunde nahmen wir für eine Zeitlang bei uns auf. Es wurde auch in unserer näheren Umgebung geschossen. Wir litten mit den Einheimischen. Nach dem gescheiterten Putsch wurden alle privaten Radiosender zerstört oder geschlossen. Informationen waren nur noch als Gerüchte zu erhalten. Kaum eine Nacht verging, ohne dass am Morgen irgendwo Leichen entdeckt wurden. Wie kann man da noch dankbar sein? Diese Frage ist berechtigt. Aber Gott lädt uns ein, den Blick weg von den Umständen und dem Unmöglichen hin zu seinen (noch) verborgenen Möglichkeiten und himmlisch-ewigen Versprechen zu wenden. „Danke mit dem Mund, das Herz kommt nach“, hörte ich einmal. Bewusst einen Dank formulieren erreicht mein Herz und lässt das alte Sprichwort Realität werden: „Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben.“ Dankbarkeit hält mich nah am Vaterherz Gottes, während Undank mich anfällig macht für das, was der Feind Gottes in mich hineinpflanzen will: Frust, Zorn, Neid, Zynismus, Selbstgerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit. Eine der vielen Passagen in der Bibel vom Danken spricht mich besonders an: Apostelge- Mithelfen: SPenDenCoDe 1620-32 Burundi Samuel und Sabine Anderson leben mit ihren drei töchtern seit September 2008 in Burundi und leiten seit 2013 das dortige team der liebenzeller mission. im rahmen der Partnerschaft mit der anglikanischen Kirche in Burundi sind ihre Aufgaben: Gemeindearbeit, theologische Ausbildung, mitbetreuung der Projekte und Beratung der einheimischen Kirchenleitung. Samuel ist Kommunikationselektroniker und war von 2001 bis 2006 zur Ausbildung am theologischen Seminar in Bad liebenzell. Sabine ist Krankenschwester von Beruf. Wie kann man (da noch) dankbar sein? Dankbar sein, und dann noch „in allem und für alles“, wie Paulus es in 1. thessalonicher 5,18 und epheser 5,29 empfiehlt, ist nicht immer leicht. oft genug erleben wir Situationen, die uns fordern, überwältigen oder sprachlos machen und alles andere als dankbar stimmen. *Namen geändert Viele Menschen in Burundi leben in täglicher Abhängigkeit von Gottes Versorgen. FotoS: SaMUeL anDeRSon

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