DArUM GeHt’S ecUADor 10 Seit sieben Monaten lese ich wöchentlich die Bibel mit Mario und Alicia. Sie haben großen Hunger nach Gottes Wort. Der Dienstagabend ist für sie der Höhepunkt der Woche. Dann treffen wir uns bei ihnen zu Hause. Ich erinnere mich noch gut, wie zaghaft Alicia mir in den ersten Wochen die Tür öffnete. Verschämt senkte sie den Blick und entschuldigte sich für ihr bescheidenes Heim. Sie bot mir den einzigen Stuhl an, während sich die Familie auf eine Strohmatte setzte. Wie sie schämen sich viele Quichua für ihre Volksgruppe, ihre gesellschaftliche Stellung als Bauern und Handwerker, ihre Armut oder ihr Aussehen. Bis heute werden sie von den Mestizen als minderwertig angesehen wegen ihrer Körpergröße, dunklen Hautfarbe und sozialen Herkunft. Man schaut auf sie herab und es fallen Bemerkungen wie „Schau mal den hässlichen Indianer da“ oder „Du taugst doch eh nichts!“. Worte wie diese verletzten tief. ramona rudolph lebt seit 2012 in ecuador und arbeitet seit Mitte 2013 unter Quichuaindianern im raum cotacachi. Vor ihrer theologischen Ausbildung am Seminar der liebenzeller Mission war ramona Fachangestellte für Arbeitsförderung in der Agentur für Arbeit. Gefangen im Netz einer falschen Scham ecuador ist eine Schamgesellschaft. Anders als in der vom individualismus geprägten mitteleuropäischen kultur hat das Urteil anderer großen einfluss auf das lebensgefühl der Menschen. Besonders die Quichua nehmen sich selbst negativ wahr, weil sie bloßgestellt, als minderwertig angesehen oder ausgegrenzt werden. Das junge Quichua-Ehepaar Mario und Alicia trifft sich jede Woche mit Ramona Rudolph zum Bibellesen. Mithelfen: sPendenCode 1640-32 ecuador
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