MiSSioN weltweit 5–6/2016 19 Als wir das zehnjährige Bestehen des Gemeindezentrums feierten, waren unsere farbigen Geschwister aus dem Familienbild nicht mehr wegzudenken. Da saßen Luc und Jeanne mit ihren drei quirligen Kindern. Manelas sechsköpfige Familie fehlte ebenso wenig wie Adrien und Serra samt Söhnen. Die allein erziehende Sonia mit ihrem Elie war da. Wir freuen uns, dass sie alle bei uns Heimat gefunden haben. Es war von Anfang an eine interessante Mischung gewesen, die sich vor 20 Jahren zum Singen, Bibellesen und Beten traf. Die Akzente von Briten, Belgiern und Deutschen waren nicht zu überhören. Schon bald blieben wir weißen Europäer nicht mehr unter uns. Immer bunter … Ich kann mich gut an meinen ersten Besuch bei Flüchtlingen aus Afrika erinnern. Im Halbdunkel eines Hotelzimmers traf ich sie mit ihrem Baby an. Als ihnen die Stadt eine Übergangswohnung zur Verfügung stellte, verschwand plötzlich der Vater. Später erfuhren wir, dass er nur untergetaucht war. Viele beteten, Einzelne unterstützten die junge Mutter nach Kräften, und alle freuten sich, als sie ihre Aufenthaltsgenehmigung erhielt und die Familie wieder komplett war. Sie fanden den Weg in die Gemeinde, ja, wir hatten sogar eine Mitarbeiterin für die Sonntagsschule gewonnen! Wenn die Familien afrikanischer Herkunft da sind, sind die Kinder weißer Hautfarbe in der Minderheit. Daran hat sich noch nie jemand gestört. Spannender wird es, wenn es um die unterschiedlichen Zeitvorstellungen geht. Wenn das zeitaufwendige Flechten der Zöpfchen oder das morgendliche Backen der traditionellen „beignets“ (eine Art Fastnachtskrapfen) fürs Gemeindemittagessen wichtiger sind als der gemeinsame Beginn, haben nicht nur Alteingesessene Mühe: „Wenn sie schon zu uns kommen, sollen sie sich auch in unsere Kultur einfügen!“ Als die Weihnachtsfeier mit dem Einzug der Kinder „auf Afrikanisch“ eröffnet Norbert und Susanne Laffin sind seit 1990 in der Gemeindegründung und dem Gemeindeaufbau in der kleinstadt coutances (zwischen Mont St. Michel und cherbourg) aktiv. Sie haben sechs, zum teil erwachsene kinder. zurzeit bewegt sie die Schulung der verantwortlichen Mitarbeiter und der geplante Umzug im Sommer 2017 in eine neue Arbeit. Auch bei uns es besteht kein zweifel: Die normannischen Gemeinden sind in den vergangenen Jahren bunter geworden! trotz ihrer lage abseits der Ballungszentren und trotz des ländlichen charakters. werden sollte, warteten und warteten wir vor einem vollen Saal auf die Verantwortliche, die nach den morgendlichen Aktivitäten (siehe oben) nach bangen 20 Minuten endlich eintraf. Immer besser … Wir sind mit dem Lernen längst nicht am Ende und entdecken Nuancen in der bunten Welt, die Gott geschaffen hat: Nicht jeder Afrikaner stammt aus demselben Land, noch gehört er derselben Volksgruppe an – selbst wenn er französisch spricht. Nicht jeder Farbige ist Afrikaner. Eine Familie bekränzte mich mit einer Muschelkette von einer französischen Südseeinsel. Hinzu kommen dunkelhäutige Flüchtlinge, die unsere Sprache nicht verstehen. Wie gut, dass Thomas und John, die ihre Familien zurückgelassen haben, sich unter uns so aufgenommen fühlen. Was können wir für sie tun? Gebet ist kein billiger Trost. Wie oft hat Gott eingegriffen, ob bei der drohenden Ausweisung oder der Suche nach einem Arbeitsplatz. Hat nicht zuletzt auch unser „guter Draht“ zu den Behörden hier und da den Ausschlag gegeben? Dann die praktische Hilfe: Besuche, Behördengänge, aber auch mal ein Geldschein. Sarah stammt von der Insel Mauritius im Indischen Ozean und hat ein Herz für entwurzelte Frauen, weil sie selbst erlebt hat, was es heißt, in eine normannische Familie hineinzuheiraten. Noch ist die große Einwanderungswelle nicht bis zu uns geschwappt. Doch wir wollen weiter lernen, den Einzelnen willkommen zu heißen, woher er auch stammt. Norbert Laffin ● INTEGrATION KONKrET >> FrANkreicH Fotos: noRBeRt laFFin Sarah, ein fröhliches und aktives Gemeindeglied Kinder und Mitarbeiterinnen der Sonntagsschule in Coutances Mithelfen: sPendenCode 1460-32 Frankreich
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