MISSION weltweit – Ausgaben 2017

5 ECUADOR DARUM GEHT’S MISSION weltweit 7–8/2017 Klar, das wusste ich, und die Frage war natür- lich ironisch gemeint. Aber sie hat mich trotz- dem und wieder einmal nachdenklich gemacht. Mission weltweit – dafür leben und arbeiten wir. Aber was ist dabei die Hauptsache? Unser eifriges, fleißiges und durchorganisiertes Tun? Fleiß und Eifer sind ja eine gute Sache, aber möglicherweise verlieren wir aus dem Blick, dass die Mission nur ein Mittel ist. Das eigentliche Ziel ist die Anbetung Gottes . Die Anerkennung, dass er Gott ist und ich ein von ihm geliebter Mensch bin . Dieses Mensch sein will ich vorleben und dafür werben: Menschsein weltweit. Ja, ich liebe meine Arbeit, und am liebsten würde ich gerne noch viel mehr machen. Hier würde sich noch ein Projekt anbieten, und dort könnte man auch noch wesentlich intensiver arbeiten. Und manchmal muss man auch eine Nachtschicht einlegen. Aber ich glaube nicht, dass Gott an meiner Arbeitsleistung mehr inte- ressiert ist als an mir selbst. Ich sollte auf mich aufpassen. Und, abgesehen von den vielen Men- schen um mich herum, auch auf meine Familie. Macher oder Anbeter? Ich frage mich manchmal, ob ich öfter – im über- tragenen Sinn – auf den Berg gehen sollte, um zu beten, so wie Jesus das vorgelebt hat. Und ich frage mich auch, was andere sehen, wenn sie mich anschauen: einen Macher oder einen Anbeter? Ich hoffe, dass ich vor allem Letzteres bin und mehr dazu werde. Mein Lebensstil ist ja nicht nur Privatsache, sondern auch das, was ich anderen vor lebe. Ich sage damit aus, was Mission und Menschsein letztendlich ausmacht. Ich möchte künftig anderen Menschen mehr von dem geben, was immer knapper zu werden scheint: meine Zeit. Nicht indem ich ein zu- sätzliches Projekt für sie starte, sondern indem ich mir für sie persönlich Zeit nehme. Dieses Zeitnehmen gilt ebenso für die Beziehung zu Gott. Mitten zwischen biblischen Kernaussa- gen zu Götzendienst, Mord und Ehebruch steht in den Zehn Geboten etwas zur Heiligung des Sabbats. Ich denke, dass die Nichteinhaltung (oder Nicht-so-ganz-Einhaltung) zu Unrecht als „Bagatelldelikt“ angesehen wird. Das Gebot ist ja gleichzeitig ein Zugeständnis, das unserer Menschlichkeit Rechnung trägt: Wir dürfen ruhen und uns darauf zurückbesinnen, dass Gott selbst der Macher ist und wir Menschen vor allem Anbeter sein sollen. Ja, ich weiß: Mission weltweit und Menschsein weltweit gehören zusammen, sie schließen sich nicht aus. Aber wir könnten uns gegenseitig auch mehr in unserer Beziehung zu Gott bestär- ken, statt darin, immer noch mehr zu leisten. Wir sind oft gut im Tun (für Gott), sollten aber mehr auf unser Sein (vor Gott) achten. Andreas Schiller l Andreas und Donata Schiller leben seit August 2012 in Ecuador. Sie haben zwei Töchter. Andreas hat nach einer handwerklichen Aus­ bildung zum Bäcker Soziale Arbeit studiert, Donata ist Veranstaltungsmanagerin. Beide leiteten die impact­ Jahresteams in Ecuador und arbeiten nun überwiegend unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. impact ist das Programm für missionarische Kurzeinsätze der Lieben- zeller Mission. Mehr: www.impact-einsatz.de Mithelfen: SPENDENCODE 1640-32 Ecuador Menschsein weltweit Bei einem Telefonat nach Deutschland berichtete ich meinem jüngeren Bruder auch von aktuellen Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Jünger- schaft, in der Jugendarbeit und bei den missionarischen Aufgaben. Nachdem wir eine Weile geredet hatten, meinte er: „Andreas, du weißt schon, dass du nicht alleine die Welt retten musst?“ Gemeinsames Gebet vor einem Anspiel in La Loma FOTO: DOROTHE EISINGER

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