MISSION weltweit – Ausgaben 2017

10 DARUM GEHT’S MIKRONESIEN Wenn dieser schlecht gelaunt war oder etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief, wurde Kieko (Name geändert) hart bestraft. Das war schmerzhaft und führte dazu, dass er seinen Va- ter zunehmend hasste. Einmal wollte Kieko bei einem Cousin übernachten. Sein Onkel fragte, ob das sein Vater erlaubt hätte. Als Kieko zu Hause anrief, schrie sein Vater ihn an, er solle sofort nach Hause kommen. Dort warnten ihn die Geschwister vor dem übellaunigen Vater, der eine Ketchup-Flasche ergriff und nach Kieko warf, als er ihn erblickte. Erst als alle Bügel und Besenstiele im Haus durchgebrochen waren, hörte der Vater auf, seinen Sohn zu schlagen. Immer wieder wollte Kieko weglaufen, aber er wusste nicht, wohin. Onkels und Tanten ahn- ten oder wussten, was bei ihm zu Hause abging, taten aber nichts. Seine Mutter versuchte, den Vater zu beschwichtigen, aber dieser ließ sich nichts sagen. Selbst die Warnung, dass Nach- barn möglicherweise die Polizei rufen würden, nutzte nichts. Und weil der Vater als Einziger eine Arbeitsstelle hatte, fühlte sich ihm die rest- liche Familie machtlos ausgeliefert und wider- sprach nicht. Eines Tages rannte Kieko weg und suchte für zwei Wochen Schutz bei John Jim, dem Ge- meindepastor. Dieser hörte nicht nur von den familiären Zuständen, sondern sprach auch mit dem Familienoberhaupt. Und das Wunder ge- schah: Neben Bibellesen und Beten lernte der Vater, mit seinem Jähzorn umzugehen! Seitdem setzt er sich sogar in der Gemeinde ein. Und als Pastor John Jim umzog, wurde Kiekos Vater zum Laienpastor der Gemeinde berufen. Happy End? Leider nicht. Kieko war inzwischen mit der Oberschule fertig und begann sein Studium an der Pacific Islands University (PIU). Schon an der Oberschule war das Trinken von Alkohol zu einer Gewohnheit geworden, aber Kieko dachte, dass er das beim Studium an einem christlichen College hinter sich lassen könne. Das war ein Irrtum. Wann immer er etwas Geld zur Verfügung hatte, kauf- te er Alkohol und wurde immer abhängiger. Eines Tages kam er betrunken auf das Schul- gelände zurück und wollte direkt ins Studen- tenwohnheim gehen. Ausgerechnet an diesem Abend war ein Bibelgespräch für alle Studenten angesetzt, an dem er widerwillig teilnahm. Sein Zustand blieb nicht verborgen, und so folgte tags darauf ein Gespräch mit dem Direktor und den Hauseltern. Kieko musste die PIU verlassen und durfte sein Studium erst nach einem Semes- ter Pause fortsetzen. Während einer Bewährungszeit hatte er seel- sorgerliche Gespräche und musste an den zwei- wöchigen Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnehmen. Die Lebensberichte, die er dort von anderen Betroffenen hörte, sprachen ihn an. Aber am meisten half ihm, dass seine Cousinen gleichzeitig an der PIU studierten und auf ihn achteten: Wenn Kieko Alkohol in einem nahe gelegenen Geschäft kaufen wollte, boten sie häufig ihre Begleitung an. Kieko merkte, wie Gott ihm dadurch half, auf den Konsum von Al- kohol zu verzichten. Menschen hatten auf ihn acht und unterstützten ihn, von der Gewohnheit loszukommen. Die Wochenenden waren eine weitere Versu- chung. Doch die Jugendgruppe „Kingdom See- kers“, die sich am Freitagabend und zu Wochen- endaktivitäten traf, half Kieko, seine freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Bitte betet, dass Gott das angefangene Werk im Leben des jungen Mannes vollendet! Hartmut und Urte Scherer l Hartmut und Urte Scherer sind seit 1997 Missionare in Mikronesien, zunächst auf Chuuk, jetzt auf Guam. Beide haben die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absol­ viert. Zuvor war Hartmut als Ingenieur im Fahrzeugbau tätig, Urte als Dipl.Finanz­ wirtin (FH). Beide sind jetzt Dozenten an der Theologischen Universität Mikronesien (PIU). Mithelfen: SPENDENCODE 1335-32 Mikronesien Kieko, sein Vater und der Alkohol Er wuchs in einer traditionell christlichen Familie in Guam/ Mikronesien auf. Sonntags ging die Familie regelmäßig zum Gottesdienst, aber es bedeutete ihnen nicht viel. Einen stärkeren und bleibenden Eindruck hinterließ der jähzornige Vater. FOTOS: HARTMUT UND URTE SCHERER In diesem Alkoholgeschäft war Kieko ein treuer Kunde. Die Jugendgruppe „Kingdom Seekers“ bei einer Osterfreizeit auf dem Schulgelände

RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy