MISSION weltweit – Ausgaben 2017

DARUM GEHT’S JAPAN 14 Beim Rückblick auf diese lange Zeit beschäfti- gen mich Fragen wie: Habe ich eine gute Ba- lance gefunden zwischen Opfer bringen und auf mich selbst achten? Wie habe ich das Mitein- ander im Team erlebt und gelebt? Wie gehen Japaner mit diesem Thema um? Auf mich selbst achthaben Fest steht, dass es mir nicht immer gelungen ist, eine ausgewogene Balance zu finden. Ich habe es als bleibende Herausforderung empfunden, zu wissen, wann meine eigenen Bedürfnisse Vorrang haben und wann die meiner Mitmen- schen. Manchmal habe ich zu wenig darüber nachgedacht und mich einfach von den Bedürf- nissen anderer bestimmen lassen. Ich musste ler- nen, dass Vernachlässigung mei- ner selbst immer auch negative Auswirkungen auf meine Bezie- hungen und meinen Dienst hat. Bernhard von Clairvaux drückte das so aus: „Wenn alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst einMensch, der einRecht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selbst? Wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein?“ Als ich 2012 für meinen letzten Term nach Japan reiste, machte ich einen Zwischenstopp in Thai- land, um in einem Internat für Missionarskinder zu hospitieren. Die letzte Woche in Chiang Mai verbrachte ich in einem christlichen Gästehaus. Der dortige Manager sagte mir beim Abschied sinngemäß: „Sag deiner Missionsleitung, dass du nicht zu hart arbeiten solltest. Ohne Entspannung kannst du keine gute Hausmutter sein.“ Ich gab ihm folgende Antwort: „Ich denke nicht, dass ich das nur meinen Vorgesetzten sagen muss, sondern in erster Linie mir selbst.“ An diese Begegnung habe ich in den ver- gangenen Jahren immer wieder gedacht. Ich vermute, dass dieser Mann an seinem Arbeitsplatz im- mer wieder Missionaren begegnet ist, die ausgelaugt waren. Ich musste lernen, dass Vernachlässigung meiner selbst immer auch negative Auswirkungen auf meine Beziehungen und meinen Dienst hat. Rechts: Japaner bei der Pflaumenblüte im Park Unten: S. Regina Kraft und Samuel Strauß backen Weihnachtsplätzchen im Schülerheim. Mithelfen: SPENDENCODE 1350-32 Japan Achtet auf euch! Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich ziemlich am Ende meines fast 30-jährigen Dienstes in Japan angelangt. Die letzten 25 Jahre habe ich Missionarskinder im Schülerheim betreut, die wegen der Schulausbildung von ihren Eltern getrennt sind.

RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy