MISSION weltweit – Ausgaben 2017
18 WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG VON CHRISTIAN KIMMICH Mit Auto und Hänger bin ich unterwegs nach Gutach, vollbeladen mit Ostergarten- Material. An einem Ortseingang sehe ich aus dem Augenwinkel ein Schild am Straßenrand: „Schlössle – heute geöffnet“. Mein Blick achtet für einen kurzen Moment auf das dahinter liegende, ziemlich unscheinbare Gasthaus Schlössle. Die Folge dieser fehl- geleiteten Achtsamkeit oder besser Unachtsamkeit: Mein Auto wuchtet mit der linken Fahrerseite über den Randstein einer Verkehrsinsel, der ich nur noch halb ausweichen kann. Das Auto bleibt heil, beim Anhänger ist die Zwillingsachse verbogen. In diesem Fall sind es nur Materialkosten. Kaum auszudenken, wie viele verbogene menschliche Achsen sich in meiner Umgebung, in meiner Nachbarschaft, in unse- ren Gemeinden befinden, weil ich/weil wir ihnen mit flüchtiger Achtsamkeit, besser Unachtsamkeit, begegnet sind. Wer wurde nicht schon mal mit Handschlag begrüßt, während die Augen des Grüßenden schon bei der nächsten Person waren, die Worte schon bei der übernächsten. Ich nenne es mal „Dissoziative Kom- munikation“, das Auseinanderfallen von eigentlich zusammen- hängenden Funktionen. Dies ist in diesem Zusammenhang nicht effektiv, sondern eher eine Störung, für die der Begriff „Unacht- samkeit“ eigentlich viel zu harmlos daherkommt. Zudem neh- Ich habe einen Traum: Ich träume von einer (EC-)Jugendarbeit, von einer Gemeinschaft oder Gemeinde, wo ehrliche Achtsamkeit gelebt wird, wo einer für den anderen da ist, wo keiner mit seinen Nöten, Sorgen, Ängsten und Problemen übersehen wird, wo das Wohlergehen des Nächsten über dem eigenen steht, wo Lasten miteinander getragen werden, wo ein respektvoller Umgang miteinander gepflegt wird, sodass Beobachter von außen sagen: „Schaut euch mal das an! Gibt’s so was überhaupt noch? Wie die sich lieb haben!“ – Ich werde wach und nehme die Wirklichkeit wahr: Aus der Traum! Sonder- beitrag von Christian Kimmich Respekt, FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/AVID_CREATIVE
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