MISSION weltweit – Ausgaben 2017
26 SCHWESTERN KONKRET Schwaben sind gefragt. Annemarie Bert- schinger ist nicht nur eine waschechte Schwäbin von der Alb, sondern auch ge- fragt. Das zeigt ein Einblick in ihr Leben. In einem gläubigen Elternhaus aufge- wachsen, entscheidet sie sich mit zwölf Jahren auf einer Osterfreizeit für Jesus. In einer Gemeinschaftsstunde kommt die Frage nach dem Ruf zum Dienst auf: „Wen soll ich senden?“ Ihre Antwort ist kurz: „Alle, außer mir.“ Doch eine Bibelstelle lässt Fragen offen: „Dienet dem HERRN mit Freuden“ , heißt es in Psalm 100. Das hat die junge Annemarie „absolut nicht einge- plant.“ Schließlich wird das Fragezeichen zum Ausrufezeichen: 1965 tritt sie in die Schwesternschaft der Liebenzeller Mission ein. Am Abend davor wird ihr 1. Thessa- lonischer 5,24 zugesprochen: „Treu ist er, der euch ruft, er wird’s auch tun.“ Ob sie die Gemeinschaftsarbeit, in die sie gesendet wird, „hinbekommt“, ist für sie fraglich: „Das schaffe ich nicht“, denkt sie. Doch sie erfährt, dass Jesus zu den Auf- gaben die Gaben gibt. In Linkenheim bei Karlsruhe arbeitet sie vor allem und gern mit Kindern und Jugendlichen. Nach zwei Jahren folgen ein weiteres Jahr Bibelschu- le und ein Jahr Krankenpflegehelferinnen- Ausbildung. Wieder wird sie für Linken- heim angefragt. In weiteren zwölf Jahren dort erfährt sie immer wieder: „Was er uns gibt, macht tüchtig zum Dienst.“ Es ge- fällt ihr so sehr, dass sie zögert, als sie auf den Missionsberg soll. Aber Alfred Gajan wünscht sie als Redakteurin für „Augen- blick mal“ und „Durchblick und Dienst“. Nach zwei Jahren wird sie für andere Bü- roarbeiten zuständig, zunächst im Schwes- ternbüro bei Oberin Hanna Bär, dann im Sekretariat des Liebenzeller Gemein- schaftsverbandes (LGV). Auch für diese je- weils sechseinhalb Jahre ist es Schwester Annemarie wichtig, eine Bestätigung für den neuen Einsatzort zu haben, „ein Ja, um ganz und gern dort zu sein“. Während der Zeit auf dem „Missionsberg“ macht sie 15 Jahre Frauenarbeit in Oberlengenhardt und hält Gemeinschaftsstunden im LGV- Bezirk Neubulach. Die nächste Anfrage kommt aus Backnang. Bibel-, Frauen- und Gemeinschaftsstunden sind dort ihre Auf- gaben. „Vom ersten Augenblick an habe ich mich wohlgefühlt“, sagt sie heute über diese Zeit. Wiederum werden es sechsein- halb Jahre. „Dann kam ein Schock für mich – die größte Herausforderung!“ Sie soll Oberin im Diakonissenhaus Zion in Aue/Sachsen werden. Ihre erste Reakti- on: „Das geht nicht, könnt ihr vergessen.“ Aber: „Ich wurde mit ‚Fürchte dich nicht‘ und ‚Sei getrost und unverzagt‘ bombar- diert.“ Für diesen neuen Lebensabschnitt ist sie besonders auf die Vorbereitung Got- tes angewiesen. Wieder ersetzt sie das Fra- gezeichen durch einen Punkt und nimmt das „Vorrecht und die große Herausforde- rung“ an. Rückblickend sieht sie alle vorherigen Stationen als Vorbereitung für diesen gro- ßen Dienstabschnitt. Die Aufgaben, die sie seit mehr als zwölf Jahren übernimmt (davon siebeneinhalb Jahre als Oberin), sind so vielseitig, dass sie nicht in einen Artikel passen. Höhepunkte sind die Ge- meinschaft mit den Schwestern und die Schwesternfreizeiten. Schwester Annema- rie zehrt von den jahrelangen Erfahrungen in Gemeinde und Sekretariat. Vor fast fünf Jahren hat Schwester Frauke Groß als neue Oberin die Verantwortung übernommen. Schwester Annemarie ist trotz ihres offiziellen Ruhestandes weiter- hin gern im Diakonissenhaus Zion tätig. Josia Haupt, Student der Ev. Theologie an der Internationalen Hochschule Lieben- zell, verheiratet mit Rosalie, freier Mitar- beiter beim Donaukurier Schwester Annemarie lebt seit 2005 in Aue/Sachsen. Besuch bei einer Diakonisse im Pflegeheim FOTOS: PRIVAT Die gefragte Schwester
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