MISSION weltweit – Ausgaben 2017
darum geht’s PaPua-neuguInea 6 Mein Freund weiß von fünf jungen Paaren aus einemDorf, die sich schon bald nach ihrer Heirat imvergangenenJahr trennten. „Es ist soeinfach“, meint er, „der Brautpreis wurde abgeschafft. Es gibt seither auch keine Zeremonie der Eheschlie- ßung mehr. Man trennt sich eben ‚einfach‘.“ Ich erinnere mich an eine Situation vor vielen Jahren. Damals lebten wir in einem anderen Ort und hörten nachts einen heftigen Ehestreit im Nachbarhaus. Es hörte sich irgendwann nach Schlägen an. So hielt ich es nicht mehr aus und ging rüber. Auf der dunklen Veranda hockten die Verwandten und winkten ab: „Wir passen schon auf. Wir lassen ihn nicht zu weit gehen.“ So warteten sie ab, ob ihr Eingreifen „nötig“ wurde. Schließlich musste die „Investition“ ge- schützt werden. Arrangierte Ehen können auch Vorteile haben … Es war einmal: Brautpreis und Arrangements Die Anthropologin Margaret Mead beschreibt in ihren Studien die Schwierigkeiten mit von El- tern oder der Sippe arrangierten und bestimm- ten Ehen auf der Insel Manus 1 . Damals kam die junge Frau in das Langhaus ihrer Schwiegerleu- te. Der junge Mann konnte bis zum Zeitpunkt der Übergabe des Brautpreises ein unbeschwer- tes Leben führen. Nun aber schuldete er seinen Verwandten eine Art Gefolgschaftstreue. Er musste ihnen helfen und kleine Beträge von seinen eigenen Erträgen der Felder oder vom Fischfang abstottern. Er hatte keine Freiheiten mehr und war auf Jahre hinaus verschuldet und abhängig. Der Ernst des Lebens begann. Oft entlud sich sein aufgestauter Zorn auf die scheinbare Ursache des Dilemmas, und so miss- handelte er seine Frau häufig verbal, aber auch körperlich. Sie blieb lange Zeit eine Fremde im neuen Clan und war mit vielen Tabus der Ge- sellschaft belegt. Die Schwiegermutter behan- delte sie aber am schlimmsten. Sie hatte die gleichen Erfahrungen gemacht und trampelte nun auf der Schwiegertochter herum. Gegen den Strom In diese Situation hinein kam damals die Bot- schaft der Bibel. Die junge einheimische Kirche schaffte den Brautpreis nicht ab. Aber mit der Zeit begannen sich viele Christen dafür einzuset- zen, die Höhe zu limitieren und die Bedingun- gen zu ändern. Junge Verliebte konnten bei den Clanführern vorsprechen. Noch immer war es wichtig, dass eine Heirat auch Vorteile für den Clan brachte. Aber der Zwang ließ nach oder zumindest hörte man auch die jungen Leute. Als wir 1990 nach Papua-Neuguinea kamen und in einem Urwalddorf wohnten, erlebten wir eini- ge Eheleute, die uns tief beeindruckten. Da war René und Elisabeth Bredow arbeiten seit 2014 erneut in Papua-Neuguinea. ihre auf- gaben sind die Teamleitung, die Weiterbildung von Ju- gend- und Gemeindeleitern, administration und Gemein- debesuche. René war Ma- schinenschlosser von Beruf, Elisabeth arzthelferin. Beide haben ihre theologische ausbildung in Bad Liebenzell absolviert und sind seit 1990 im Missionseinsatz. zunächst in Papua-Neuguinea, dann als Missionsreferent in deutschland und als dozent in Südostasien. david, der Jüngste von vier Kindern, lebt im internat in ukarumpa/ Hochland und geht dort zur Schule. mit einem Freund trinke ich eine tasse Kaffee auf unserer Veranda in der hauptstadt Port moresby. er ist bibelübersetzer, und wir unterhalten uns über Kursmaterialien, die in der besonderen situation neuguineas wirklich „greifen“. besonders schwierig ist es, jungen ehepaaren zu helfen. FOTOS: RENÉ BREdOW, aRCHiV Foto: Alte Aufnahme aus Manus. Männer und Frauen hatten lange Ohrlöcher. Bei Ehebruch wurden sie herun- tergerissen. Damit war der/die Treulose gebrandmarkt. Was wirklich zusammenhält Skizze: Aus dem Buch „Skulim ol long Marit“ (Eheschule) von Ossie und Jenny Fountain: Eine Ehe kann nicht funktio- nieren, wenn beide einen „Dickkopf“ haben und die Führung an sich reißen. Die Ehe braucht einen Kopf, nach dem biblischen Vorbild ist das der Mann (Epheser 5). mithelfen: SPENdENCOdE 1200-32 Papua- Neuguinea 1 Margaret Mead, „Growing Up in New Guinea“, Verlag William Morrow & Co, New York, 1930, S. 148, 155–159 u.a.
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