MISSION weltweit – Ausgaben 2017

8 darum geht’s sambIa „Scheidung wird in unserer Kultur nicht tole- riert“, gibt mir auch Frau M. zur Auskunft. Sie muss es wissen, denn sie ist Fachfrau für traditio- nelle Ehevorbereitung. Üblich ist, dass die Fami- lie eine Ehe arrangiert. Sie sucht Partner aus, die vom familiären und Stammeshintergrund her zueinander passen. Wenn Probleme auftauchen, steht die Familie dem Paar mit Rat und Tat zur Seite, um die Ehe um jeden Preis zu erhalten. Heute suchen sich junge Leute ihren Ehepartner vermehrt selbst. Dennoch muss die Familie ihre Zustimmung geben – auchwenn sie nicht jedeVer- bindung gutheißt. Bei Schwierigkeiten kann ein junger Mann von seinen Eltern zu hören bekom- men: „Wir haben dir gleich abgeraten, eine Frau aus diesem Stamm zu heiraten. Die sind alle gei- zig! Du musst dich von ihr trennen!“ Falls er sich diesem Druck nicht beugt, katapultiert er sich aus seiner Familie und steht alleine da, was un- ter Umständen seine Existenz bedrohen kann. Was ist, wenn … In der traditionell geschlossenen Ehe spielen Romantik und Liebe keine Rolle, und die Frau ist völlig vom Mann und der Verwandtschaft abhängig. Mittlerweile sind in manchen Ehen die Ansprüche höher, und die Selbstständig- keit der Frauen hat auch in Bezug auf Ehe und Scheidung einiges verändert. So liest man etwa in der Zeitung: „Scheidungsrate in Lusaka explosionsartig gestiegen“. Der häufigste Scheidungsgrund ist ehe- liche Untreue – sowohl vom Mann als auch von der Frau ausgehend. Auch der Studentin, mit der ich mich unterhalte, brennt das Thema unter den Nägeln: „Was ist, wenn der Ehemann die Frau laufend miss- handelt und dieser Zustand für Frau und Kinder körperlich und psychisch untragbar wird? Was ist, wenn die Frau ums Überleben kämpfen muss, weil der Mann alles Geld für sich und seine Interessen ausgibt?“ In der Frauenstunde höre ich, wie sich Besuche- rinnen über eine Nachbarin unterhalten: „Der Ehemann treibt sich ständig mit anderen Frauen herum. Ein Mann kann eben nicht nur mit einer einzigen Frau auskommen, das reicht ihm nicht. Was will man da schon machen? Das muss man einfach ertragen!“ Eine Frau meint jedoch: „Die Männer ändern sich nicht, weil sie davon aus- gehen, dass ihre Frauen sie nicht verlassen. Vielleicht sollten wir da manchmal doch etwas energischer werden?“ Die 61-jährige Frau M. sagt: „In Maleachi 2,16 sagt Gott: ‚Ich hasse Ehescheidung’. Und des- halb bin ich ganz und gar gegen Scheidung. Ich habe so viel Elend gesehen, das einer Scheidung folgte. Vor allem die Kinder haben sehr gelitten, sind rebellisch geworden und vom guten Weg abgekommen. Die Bibel sagt, wir sollen Leiden erdulden. Wer in einer schwierigen Ehe steckt, soll sich nicht bei unwissenden Leuten Rat ho- len, sondern bei Menschen, die die Bibel ken- nen. Ich selbst mache jeder Frau Mut, in ihrer Ehe auszuhalten.“ Frau C., 54 Jahre alt, sieht es so: „Früher war ich ganz gegen Scheidung. Als Christ sollte man sich Dr. Reinhard und Cornelia Frey sind nach 13 Jahren Gemeindedienst in deutsch- land im Herbst 2015 nach Sambia zurückgekehrt. dort waren sie schon von 1986 bis 2002 in der Gemein- de- und Schulungsarbeit tätig. Reinhard arbeitet nun in der Gemeindeleiterschu- lung in Sambia und dem benachbarten Kongo. Cornelia bringt sich in Frauenstunden und im Kindergottesdienst ein. Vor einem Jahr besuchte ich den Kurs „ehe und Familie“ an der hiesigen evangelikalen universität. gleich in den ersten stunden fiel der satz: „Wir reden hier über ehe. das thema scheidung kommt da nicht vor.“ FOTOS: REiNHaRd uNd CORNELia FREy „ich spüle keine zwei Töpfe“ lautet ein sprichwort in der sprache bemba. es ist der rat einer mutter an den schwieger- sohn, ihre tochter gut zu behandeln, und ein hinweis dar- auf, dass sie eine scheidung und einen zweiten schwieger- sohn nicht zulässt. scheidung, schamund schande Frauenstunde unter dem Grasdach mithelfen: SPENdENCOdE 1440-32 Sambia

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