MISSION weltweit – Ausgaben 2017
9 sambia darum geht’s mission weltweit 9–10/2017 nicht scheiden lassen. Aber nun habe ich so viel Elend gesehen, dass ich denke, dass es manch- mal notwendig ist. In manchen Ehen leiden die Frauen sehr. Viele sterben an den Folgen von Aids wegen der Untreue der Männer. Da ist eine Scheidung doch besser! Aber viele Frauen wis- sen nicht, wie sie alleine ohne finanzielle Mittel überleben können. Außerdem fürchten sich vie- le vor der Schande, die einer Trennung folgt.“ Und was sagen geschiedene Frauen? Frau S., 35 Jahre alt, erzählt: „Ich war noch sehr jung, als ich meinen Mann heiratete, weil ich von ihm schwanger war. Weil er noch studierte, lebten wir bei seinen Eltern. Als er später eine gute Arbeitsstelle in Südafrika bekam, blieb ich bei seinen Eltern wohnen. Er kam nur selten zu Besuch, und seine Eltern rieten ihm, sich eine Frau in Südafrika zu nehmen. Seine neue Frau sagte mir klar, dass ich gehen soll. Meine Eltern ermutigten mich in dieser Zeit, aber auf meinen Mann hatten sie keinen Einfluss. Das war vor elf Jahren. Erst seit vier Jahren zahlt er die Schulge- bühren für unsere Kinder. Ansonsten bin ich ganz auf meine Eltern angewiesen. Meine Tochter ist im Teenageralter, und ich rate ihr, dass sie sehr aufpassen soll, wen sie einmal heiratet.“ Die 40-jährige Frau P. machte ähnliche Erfah- rungen: „2008 hat mich mein Mann wegen ei- ner anderen Frau verlassen und ist weggezogen. Meine Eltern und Freunde aus der Kirche ha- ben mit ihm geredet, aber er blieb hartnäckig. Seitdem lebe ich mit meinem 11-jähri- gen Kind bei einer Tante. Gott ist meine Stärke. Durch ihn überlebe ich, und ich halte mich an die Tatsache, dass für Gott nichts unmöglich ist.“ Beide Frauen bestätigten, welch große Schande es in Sambia ist, vom Mann ver- lassen worden zu sein. Wie man es auch dreht, in der Öffentlichkeit ist an einer Scheidung immer die Frau schuld. „Sie hat ihn nicht richtig ver- sorgt“ oder „sie hat versagt“, heißt es über sie. Auch in der Kirche ist es nicht einfach: „In der Gemeinde werde ich als geschiedene Frau nicht ernstgenommen.DieanderenFrauenhaltenmich für oberflächlich, für nicht normal. Wenn in der Frauenstunde Entscheidungen getroffen wer- den, werde ich nicht einbezogen. Eine Zeit lang war ich deswegen sehr niedergeschlagen und bin nicht mehr in den Gottesdienst gegangen.“ Frau P. meinte: „Wenn ich gefragt werde, ob ich verheiratet bin, sage ich: ‚Ich bin mit Jesus verheiratet.’ Es ist eine zu große Schande, geschieden zu sein. Es ist besser, in einer schlechten Ehe auszuhalten, als alleine dazustehen!“ Vor meinem Interview hatten Frau P. und Frau S. voneinander nicht ge- wusst, dass sie dasselbe Schicksal tei- len! In Zukunft wollen sie einander zur Seite stehen. Viele Gemeinden haben Programme zur Versorgung von Witwen, aber Geschiedene stehen oft alleine da. Andere Frauen haben Angst, dass auch sie von einer Scheidung betroffen werden, wenn sie mit Geschiedenen verkehren … Hatte mir nicht Frau M. gesagt, dass in ihrer Gemeinde geschiedene Frauen ermutigt werden und man ihnen zur Seite steht? Das ist sicher ein Idealfall, der leider selten vorkommt. Im- mer noch herrscht auch unter Pastoren hierzu- lande eine große Unsicherheit, wie mit Schei- dung und Geschiedenen umzugehen ist. Bis Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung auch das Verhältnis zu Geschiedenen bestimmt, kann es noch ein langer Weg sein. Cornelia Frey l „Ein Mann ohne Familie ist wie eine Heuschrecke ohne Flügel“ Dieses Sprichwort in Lamba meint: Ohne den Rückhalt seiner Familie steht ein Mann auf verlorenem Posten. Eheschließung im Gottesdienst Großes Bild: In Sambia ist es eine große Schande, geschieden zu sein. „Shipikisha- Club“ ist die Bezeichnung derer, die im Leiden ausharren. Shipikisha ist ein Spottname für die Ehe.
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