MISSION weltweit – Ausgaben 2017
darum geht’s ecuador 14 ehescheidungen und trennungen sind auch im katholisch geprägten ecuador keine ausnahme. In unserem bekanntenkreis haben sich in den vergangenen Jahren viele Paare getrennt. die gründe, warum beziehungen zerbrechen, sind vielfältig: angefangen von untreue über finanzielle Probleme (insbesondere schulden) bis hin zu alkoholmissbrauch oder häuslicher gewalt. * Namen geändert Was auch immer der Grund sein mag, es ist eine extrem belastende Situation, wenn eine Bezie- hung in die Brüche geht. Sie ist voller Schmerz und Unsicherheit für alle Beteiligten – ganz besonders aber für die Kinder. Sie sind die ei- gentlichen Leidtragenden und können die Emo- tionen, denen sie ausgesetzt sind, nur schwer einordnen. Allzu oft werden sie damit alleine gelassen! Kaum jemand nimmt sich Zeit für sie, um mit ihnen zu reden oder um ihnen zu helfen, ihr Gefühlschaos in den Griff zu bekom- men. Im Gegenteil! Leider erleben wir immer wieder, dass Elternteile (oder auch Angehörige) versuchen, die Kinder zu instrumentalisieren und gegen die andere Partei aufzubringen. Hin- zu kommt, dass in Ecuador Elternteile die Fami- lie für immer verlassen und keinerlei Interesse oder Verpflichtung gegenüber den Kindern empfinden. Meistens sind es die Väter, die als wichtige Bezugsperson für die Kinder nicht mehr verfügbar sind. Die- ser Verlust hinterlässt Narben. Mit 16 ins Jugendgefängnis Erfahrungen und Verletzungen dieser Art spie- len wahrscheinlich auch im Leben von Kevin* eine große Rolle, obwohl er das nicht ohne Wei- teres zugeben oder an sich heranlassen würde. Kevin ist mittlerweile 18 Jahre alt – und sitzt seit fast zwei Jahren im Jugendgefängnis. Ich habe ihn kennengelernt, als er noch ein ganz kleiner Kerl war, sechs oder sieben Jahre alt. Damals starteten wir in seinem Heimatort einen Kinderclub. Viele Jahre kam er treu zu unseren Programmen. Auch als er älter wurde und ande- re in seinem Alter nicht mehr kamen, setzte er sich oft in die hinterste Reihe und hörte zu. Dann sah ich ihn eine Weile nicht mehr: Er musste immer wieder die Schule verlassen, um auf dem Bau zu arbeiten und so seine Fa- milie finanziell zu unterstützen. Und meine Familie und ich waren für ein Jahr in Deutschland. Als wir wieder in Ecuador waren, trafen wir zufällig Maria*, Kevins Schwester. Sie erzählte und die Kinder?! Heiko und Simone Erndwein leben seit 2006 in Ecuador und haben vier Söhne. Sie arbeiten unter Quichua-indi- anern in den vielen dörfern um Cotacachi. dazu gehört die missionarische arbeit unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, theologischer unterricht und Schulungen. Heiko absolvierte nach dem abitur die ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Simone ist Heilerziehungspflegerin und Gemeindediakonin. * Namen geändert
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