MISSION weltweit – Ausgaben 2017
18 WEITERDENKEN >> sonderbeItrag Von WILFrIed Veeser FOTO: aTELiER aRNOLd/CCViSiON Manche Mitchristen schütteln irritiert den Kopf, wenn sie in ih- rer Bekanntschaft oder Verwandtschaft vor dem Scherbenhaufen einer einst glücklich begonnenen Ehe stehen. Mancher Mitchrist hat schon gemeint: „Das darf es einfach nicht geben!“ Doch die Realität holt die Menschen ein. Christen sind mit ihrem Denken, Fühlen und Handeln immer noch „in der Welt“. Und wie bei anderen Menschen können auch bei ihnen Fehler passieren, die über kurz oder lang zu einem Scheitern in der Ehe führen. Was bedeutet Scheidung? Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 165.335 Ehen 1 geschieden. Eine bedrückende Zahl, auch wenn sie einen leichten Rückgang zumVorjahr darstellt. Unter einer Scheidung versteht man die for- melle Beendigung einer Ehe mit allen juristischen Konsequenzen. Der Scheidung geht das Trennungsjahr voraus, das meint konkret die Trennung von „Tisch und Bett“ und bedeutet, dass eine Ehe tatsächlich beendet wird. In Deutschland gilt die Trennung als Voraussetzung für eine Scheidung. Ein Paar muss sich erst tatsäch- lich trennen, bevor diese Trennung gerichtlich festgestellt werden kann. Die offizielle Scheidung ist somit gleichbedeutend mit ei- ner formalen Auflösung einer bereits nicht mehr existierenden Ehe. Warum lassen sich so viele Ehepaare scheiden? Noch vor wenigen Jahrzehnten war es mehr als selbstverständ- lich, ein Leben lang zusammenzubleiben. Unsere Gesellschaft hat sich von vielem, mehr und mehr auch von dieser Übereinkunft der Ehedauer gelöst und fühlt sich ihr nicht mehr so stark verpflich- tet. Merkt ein Ehepaar nach einiger Zeit, dass es doch nicht so gut zueinander passt, ist die Hemmschwelle, sich zu trennen, niedrig geworden. Es scheint attraktiv zu sein, das Glück nochmals auf anderenWegen und vielleicht mit einem neuen Partner zu suchen, auch wenn Kinder im Spiel sind. Vielfach werden Partnerschaf- ten auch emotional überfordert. Dann werden Wünsche auf den Ehepartner projiziert, die dieser nicht erfüllen kann. Konfrontiert mit der Realität werden Beziehungen beendet. Was fehlt, sind die traditionellen Werte, die früher für eine Ehe wichtig waren. Heu- te sind vielmehr die Gefühle das wichtigste Bindeglied. Lassen diese nach, gibt es immer weniger, was das Paar zusammenhält. Neben diesen generellen Einsichten berichten Betroffene immer wieder ähnliche Themen, die von ihnen als Ursachen für die Trennung genannt werden: 2 Untreue: Das Vertrauen wird erschüttert. Entscheidet sich ein Partner für eine Außenbeziehung, zerbricht die bisherige Zweier- beziehung. Auchbetroffene Christen sprechen leichtfertig und ver- harmlosend von einem „Fremdverliebtsein“ oder vom „Ikea-Phä- nomen“. Haltbarkeit sieben Jahre und dann ist ein Wechsel dran. Suchtstörungen: Alkoholmissbrauch kann als Sucht Leben und Familien zerstören. Ebenso Drogen und sexuelle Süchte. Ohne Suchttherapie gibt es meist keine Wende. MangelndeLösungvomElternhaus: Schwerwiegende Verletzung der ehelichen Solidarität, weil einer der Partner in emotionaler Abhän- gigkeit zu seinenEltern steht. Folgen sindKonfliktemit demSchwie- gerkind und massive eheliche Konflikte des betroffenen Paares. Sexuelles Desinteresse: Permanente sexuelle Frustration durch andersartige sexuelle Orientierung, Appetenzprobleme oder an- dere sexuelle Störungen. Kann es sein, dass christen in ihrer ehe scheitern? Ja, das kann sein. Leider. aber wie ist das möglich? christen haben ihren glauben an gott, und wenn zwei christen in einer ehe zusammen sind, dann müssten doch die regeln von Vergeben und Verzeihen greifen ... Heute sind Gefühle das wichtigste Bindeglied. Lassen diese nach, gibt es immer weniger, was das Paar zusammenhält. Sonder- beitrag von Wilfried Veeser Kaputt, aus, vorbei? umgang mit scheidung und Zerbruch 1 Lt. Statistischem Bundesamt Wiesbaden 2 Vgl. dazu Hipler, M.: Das Leben neu umarmen. Wie‘s weitergeht, wenn zwei nicht miteinander weitergehen. Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers 2005, 24f.
RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy