MISSION weltweit – Ausgaben 2017

20 Stichworte für eine stabile Ehe Ehe ist und bleibt eine Gabe Gottes an alle Menschen, eben auch an Christen. Und so gibt es gute und schwierige Ehen bei Christen und bei Nichtchristen. Heute kennt man definitiv die wesentli- chen Schöpfungsgesetze, die in der Regel zu einer gelingenden Partnerschaft führen. Sie liegen im Bereich einer zuhörenden Kommunikation, des gemeinsamen Wachsens und Reifens an Aufgaben und Projekten, der konstruktiven Beziehungsgestal- tung und der Fähigkeit, weder den Partner noch sich selbst noch die gemeinsame Beziehung zu idealisieren. Ehrlichkeit, Offenheit und der Entschluss zusammenzuhalten, auch wenn man sich ge- genseitig manchmal Schweres zumutet, sind weitere Bausteine für eine glückliche Ehebeziehung. Wenn Christen beginnen, diese ihnen ebenso von Gott in die Hand gegebenen Schöpfungsgesetze, wie sie zum Beispiel in einem Rat- geber von Schindler, Hahlweg und Revenstorf 3 ganz nüchtern und hoch wirksam beschrieben werden, zu missachten, hilft am Ende „alles Beten“ nichts. Das ist gerade so, wie wenn sich ein Christ per- manenten Schlafentzug zumutet und sich dann darüber wundert, dass er psychosomatische Symptome entwickelt und krank wird. Wie kann man Betroffene begleiten? Trennung und Scheidung sind für Betroffene, aber auch für ihr Netzwerk in der Gemeinde oder einem christlichen Werk, meist eine notvolle Realität. Un- sicherheit, unterschwellige Aggressionen, Scham- und Schuldgefühle belasten und blockieren das Miteinander. So lösen Trennung und Scheidung in Gemeinden Angst und oft Ratlosigkeit aus. Wie kann man den unmittelbar Betroffenen und den Menschen im Umfeld helfen? Die nachfolgenden Ansätze folgen dem Motto: Es soll nicht noch mehr zerbrechen als schon zerbrochen ist! WEITERDENKEN >> sonderbeItrag Von WILFrIed Veeser Wahrnehmen und realisieren, wie es den unmittelbar Betroffenen geht – die Individuelle Ebene Trennung und Scheidung gehören zu den äußerst schmerzhaften und belastenden Lebensereignissen in der Biografie eines Men- schen. Es geht umschwere Gefühlewie Verlust und Trauer, umden Tod einer Beziehung und um komplizierte Beziehungsklärungen. Damit verbindet sich die Notwendigkeit, die eigene Lebenssitu- ation, das eigene Verhalten, die eigene Schuld, das eigene Schei- tern und Versagen realistisch einzuschätzen und zu lernen, mit diesem Makel eines gescheiterten Lebensprojektes zu leben. Was Menschen bei Trennung und Scheidung subjektiv erleben, ist am besten mit dem Begriff einer „viele Lebensbereiche tan- gierenden Lebenskrise“ zu beschreiben. Psychische, körperliche und/oder geistliche Symptome sind kennzeichnend. Wie kann man Betroffene seelsorgerlich begleiten? Vor allem geht es um Zuwendung, die nicht verurteilt. Es geht um Mittragen und Anteilnehmen und um die Fähigkeit, die Not des anderen mit dem anderen auszuhalten, ohne schnelle Lö- sungsansätze anzubieten, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Es geht um die Fähigkeit, dem anderen Raum zu geben, damit die- ser seinen Weg finden kann. Es braucht aktives Zuhören, ohne neugierig nachzufragen und das Gespräch zu killen. Eine sehr bedenkenswerte Beispielgeschichte hierzu findet sich im Verhalten der Freunde Hiobs. Sie traten nicht gleich in eine lange Diskussion ein, sondern hielten mit Hiob zusammen seine Not aus: „Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid, und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war“ (Hiob 2,12f). Darum geht es: Mit dem anderen zusammen dessen zerstörte Lebens- welt aushalten und nicht davor wegrennen. Schließlich ist alles hilfreich, was Seelsorge zur christlichen Zu- wendung macht: Trösten, das heißt, dem anderen zusprechen, was ihm von Gott her gilt. Ihn in seinem Glauben an den barm- herzigen Gott vergewissern, was er als Christ ist und bleibt, trotz des Scheiterns. Für ihn beten, für ihn klagen, für ihn vor Gott eintreten, für ihn glauben, wenn es ihm selbst gerade schwer- fällt. Für ihn da sein wie der leibhaftige Vertreter Gottes in dieser schwierigen Lage. Zur seelsorgerlichen Begleitung gehört auch das Wissen darüber, wie schwere Lebenskrisen verlaufen und wie Menschen Schritte aus diesen Krisen finden: Da sein, wenn der Betroffene die Ent- scheidung treffen muss, die Trennung und Scheidung zu akzep- tieren. Beistehen, wenn das Chaos der Gefühle ausbricht. Ideen beisteuern und Ressourcen wecken, wenn es darum geht, neue Perspektiven zu gewinnen. Und sich mit dem anderen freuen, wenn er es schafft, das Leben neu zu wagen. Reaktionen der anderen – der verletzende Fingerzeig: Schaut, dort ist sie/dort ist er Wer Betroffene auf dem Weg der Trennung und Scheidung be- gleitet, realisiert bald, dass diese gerade im Umfeld christlicher Gemeinden und Werke mit negativen und manchmal verdeck- Vor Gott ist ein der Öffentlichkeit verborgen gebliebener Steuerbetrug genauso Schuld wie ein bekannt werdender Ehebruch. Sünde ist Sünde. FOTO: SHuTTERSTOCK/ELENa ELiSSEEVa 3 Schindler, L.; Hahlweg, K.; Revenstorf, D.: Partnerschaftsprobleme: Möglichkeit zur Bewältigung. Ein Handbuch für Paare. 3., aktualisierte und vollständig überarbeitete Auflage, Springer Medizin Verlag Heidelberg 2007.

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