MISSION weltweit – Ausgaben 2017

6 Darum GeHt’s sÜDostasien FotoS: SamUel Und Johanna mithelfen: SPendencode 1400-32 Südostasien So oder ähnlich hört man Menschen in Deutsch- land reden, wenn es ein paar Glückliche ge- schafft haben, den grauen Wintertagen zu ent- fliehen. Bei uns in Südostasien bekommt man solche Sätze nicht zu hören. „Klar, bei euch sind die Menschen ja auch viel ärmer und könnten sich eine solche Reise bestimmt niemals leisten“, werden Sie vielleicht denken. Das stimmt. Aber es ist nicht der eigentliche Grund. Sonne haben wir genug – aber „braun sein“ will hier keiner! Meine einheimische Freundin erzählte mir ein- mal, dass ihre Schwiegermutter sie anfangs nicht leiden konnte, weil sie so hässlich sei. Entsetzt bestritt ich ihre Aussa- ge. Aber die Erklärung schien für meine Freundin auf der Hand zu liegen: „Ich hab doch so eine dunkle Haut!“ Nachdem ich es zuerst kaum fas- sen konnte, lernte ich bald: So eine Aussage ist keineswegs ein Einzelfall. Die Haut regelt den Brautpreis Für einige Wochen lebten mein Mann Samuel und ich mit einer (muslimischen) Dorffamilie zusammen in einer Wellblechhütte, um einfa- cher in die fremde Kultur hineinzufinden. In dieser Zeit verstanden wir langsam das Ausmaß der Bedeutung der Hautfarbe. Ständig war es ein Thema unter den Frauen. So erfuhren wir von unserer Gastgeberin, dass ihre Schwiegermutter ihre älteste Tochter als Baby weder auf den Arm nehmen noch auf sie aufpassen wollte, einfach weil sie so dunkel und eine Enttäuschung für die Großeltern war. Wie tat mir das weh für die inzwischen 14-Jährige! Auch in unserem Beisein gaben Besucher aus der Nachbarschaft immer wieder herablassende Kommentare über das Aussehen unserer jungen Freundin. Und das begann wohl schon direkt nach ihrer Geburt. „Nachbarn kamen und sagten: Du Arme, jetzt habt ihr so ein hässliches Mädchen, da werdet ihr einen hohen Brautpreis zahlen müssen, weil sie schwer zu verheiraten ist!“, berichtete unse- re Gastmutter. Es ist offensichtlich: Hier wird der Wert eines Mädchens stark von ihrer Haut- farbe abhängig gemacht. Die Haut ist nur der Anfang Das brachte mich dazu, nach dunklen Frauen und Mädchen Ausschau zu halten, um ihnen zu sagen: „Du bist sehr schön!“ oder „Dein Kind sieht sehr schön aus!“ Die Frauen reagieren dann oft beschämt und verwundert: „Aber … ich bin doch schwarz!“, entgegnen sie. Sie wis- Werturteile „Du hast ja so einen schönen sommerlichen teint! Wart ihr im urlaub?“ „Ja, auf den kanarischen inseln. Wir mussten endlich mal wieder an die sonne!“ Bei den Frauen erkennt man an der Kleidung, welcher Religion und sozialen Schicht sie angehören. Es gibt viele Cremes zu kaufen, die die Haut aufhellen sollen. Diese trägt den Namen „Weiße Schönheit“, eine andere „hell und liebenswert“.

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