MISSION weltweit – Ausgaben 2017

13 mission weltweit 11–12/2017 DeutsCHlanD Darum GeHt’s ihrer Person. Sie kommen sich nutzlos vor in dieser Leistungsgesellschaft. Wie viele würden gerne einen sinnvollen Beitrag für die Gemein- schaft leisten, doch diesen Arbeitsplatz gibt es für sie nicht. Mehrere Maßnahmen, die für Ar- beitslose verpflichtend sind, fühlen sich sinnlos an, wie Beschäftigungstherapie. Das gibt ihnen das Gefühl, eher therapiebedürftige Patienten als gleichwertige Bürger einer modernen Ge- sellschaft zu sein. Gerade Menschen in einem gutbürgerlichen Umfeld stehen in der Gefahr, in Arbeitslosen zu schnell „Unfähige“ zu sehen. Das entwertet Menschen. In einer Präsentation von Neubran- denburger Stadtplanern im Rathaus hieß es von einer Fachfrau: „Der Anteil von Langzeitarbeits- losen im Reitbahnviertel mit 20 Prozent wird so bleiben. Diesen Berg schieben wir vor uns her, ganz unabhängig von der wirtschaftlichen Situ- ation der Stadt.“ Ich war erschüttert! Das klang abwertend und es hörte sich deprimierend an, als wenn jemand sagen würde: „Das statistische Urteil über dieses Viertel ist gefallen: Es gibt Menschen, mit denen wir einfach nichts anfan- gen können.“ Aber das sollte mir für meine Arbeit im Vier- tel egal sein. Die ganzen Beispiele von Entwer- tungen haben nämlich eines gemeinsam: Es ist niemals der Mensch, der weniger wertvoll ist, sondern es ist das Umfeld, das Menschen ihren Wert aberkennt. Wir sind alle davon abhängig, dass die Menschen um uns herum unseren wah- ren Wert erkennen. Wenn sie mit unseren Bega- bungen, unserem Wissen, dem Abschluss oder unseren Werten nichts anfangen können, haben wir ein großes Problem. In unserer sozial-missionarischen Arbeit der Oase müssen wir bei diesem Thema besonders sensibel sein. Ob wir fähig sind, Gemeinde im Reitbahnviertel zu gründen, hängt auch damit zusammen, ob wir unsere Art, Menschen zu se- hen, hinterfragen können. Welchen Wert sehe ich in den Menschen, denen ich begegne? Was steht für mich im Vordergrund? Wenn es in der Oase mit dem Gemeindeaufbau nicht schnell genug vorangeht, oder wenn es im Leben von Bekannten Rückschläge gibt, darf ich nicht vor- schnell urteilen. Es kann sein, dass ich den Wert von Menschen übersehe, weil mein Maßstab, zum Beispiel wie Gemeinde aussehen soll, Men- schen mit ihren derzeitigen Fähigkeiten und Wachstumsprozessen entwertet. Ich erlebe kaum jemanden, der frei ist von inne- ren Entwertern. Und so sollten wir uns fragen: ● Was ist Dein Entwerter? ● Welchen Maßstab legst Du an Dich und andere an? Ist es Dein Fleiß, sind es Deine christlichen Werte, Deine heile Ehe? ● Was ist Dir sehr viel wert und lässt Dich vor- schnell einteilen, wer von den anderen gut oder schlecht ist? Es lohnt sich, dem Entwerter in Dir auf die Schli- che zu kommen. Denn der Segen, den Menschen erfahren, wenn sie echt wertgeschätzt werden, ist enorm. Es schafft Vertrauen und bereitet den Weg zum Glauben. Aaron Köpke ● es ist niemals der mensch, der weniger wertvoll ist, sondern es ist das Umfeld, das menschen ihren Wert aberkennt. Wir leben im Landkreis Mecklenburgische Seen­ platte. Das landschaftlich sehr reizvolle Gebiet ist der größte landkreis Deutsch- lands: mehr als doppelt so groß wie das saarland, in dem es aber viermal mehr einwohner gibt. Von der Fertigstellung 1987 bis heute ist das reitbahn- viertel das jüngste der stadt. Vorwiegend junge Familien fanden dort Wohnraum. kurz nach der Wende lag der Altersdurchschnitt bei nur 24,5 Jahren. Heute liegt er bei rund 35 Jahren. in der ganzen stadt neubranden- burg beträgt er rund 45, im bundesdurchschnitt sind es 44 Jahre. Seit zehn Jahren gibt es unser Sommerlager. Gemeinsam mit Kindern und Mitarbeitern der sozial-missionarischen Arbeit „Leuchtturm“ in Güstrow erle- ben wir diese wertvolle Zeit. Großes Foto: Bei der Aktions- woche „Oase tut gut“ haben sich viele Leute des Viertels zum ersten Mal die Oase von innen angesehen. mithelfen: SPendencode 164-32 deutschland Foto: tobiaS KaRnStedt Foto: andRea KÜhn

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