MISSION weltweit – Ausgaben 2017

15 JaPan Darum GeHt’s mission weltweit 11–12/2017 Älteren zu finanzieren. Es ist die Tendenz erkenn- bar, ältere Menschen als wirtschaftliche Belas- tung anzusehen. Die Alten leiden oft darunter, dass sie den Jüngeren eine „Mewaku“ sind. Du bist leidenschaftlicher Gemeindebauer und leidenschaftlicher Kindergartenleiter. Was bereitet Dir an Deiner Arbeit Freude? Ich liebe Erziehung und Bildung. Ich meine damit nicht nur Wissensvermittlung. Vielmehr haben Erziehung und Bildung die Aufgabe, das Kind in seinem ganzheitlichen Wachstum zu unterstützen – im geistigen, psychischen und sozialen Bereich ebenso wie im physischen und auch geistlichen. Ich komme aus einer Presbyterianischen Kirche, in der wichtig ist, dass unser ganzes Denken, unser Lebenswandel, unsere Familie, unser gesellschaftliches Umfeld, einfach alles durch den Glauben umgestaltet wird. Eine Woche hat 10.080 Minuten. Aber nicht nur die 80 Minu- ten im Sonntagsgottesdienst, auch die übrigen 10.000 Minuten sind von Bedeutung. Und für diese 10.000 Minuten sind die 80 im Gottes- dienst besonders wichtig. Für mich gehören Bildung/Erziehung und Evangelisation/Mission untrennbar zusammen. Meine größte Freude ist es zu sehen, wie Kinder Gott vertrauen und ihn ehren. Wie sie ihren ei- genen Fähigkeiten vertrauen und etwas Heraus- forderndes versuchen. Wie sie ihrem Nächsten Vertrauen schenken und sich austauschen. Wie sie an den Schöpfer glauben und seine wunder- bare Schöpfung erforschen. Was unterscheidet den Mominoki­ Kindergarten von anderen in Ome? Bei uns sind alle Erzieher Christen und es gibt täglich eine Andacht. Das gibt es in Japan selbst unter christlichen Kindergärten kaum. Was den Mominoki-Kindergarten darüber hinaus charak- terisiert: Wir können aufgrund der überschau- baren Kinderzahl und einem flexiblen Lehrplan den tatsächlichen Bedürfnissen der Kinder sehr individuell begegnen. Zudem werden bei uns auch Kinder mit Entwicklungsdefiziten oder Entwicklungsstörungen besonders gut betreut und integriert. Außerdem haben die Mädchen und Jungen die Möglichkeit, neben regelmäßi- gen Ausflügen in die Natur andere Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Warum schicken Eltern ihre Kinder in einen christlichen Kindergarten, wenn sie doch selbst nicht an Gott und die Bibel glauben? Früher gab es insgesamt weniger Kindergärten, sodass es oft weit mehr Anmeldungen als freie Plätze gab und man froh war, einen Platz zu bekommen. Heute gibt es viele verschiedene Gründe, warum Eltern ihre Kinder zu uns schi- cken: weil sie in der Nähe wohnen; weil Be- kannte ihre Kinder hier haben; weil sie selbst als Kind hier waren; weil sie sich um die geis- tige und körperliche Entwicklung ihres Kindes sorgen; weil sie glauben, dass ihre Kinder in einer kleinen Gruppe besser betreut werden; weil sie gehört haben, dass die Erziehung und Betreuung in christlichen Kindergärten gut ist. Auch christliche Schulen in Japan haben gene- rell einen guten Ruf durch ihre qualitativ hoch- wertige Erziehung und Bildung. Welche Rolle spielt die Vermittlung von Wert und Würde jedes Menschen im Kindergarten? In Japan gibt es heute immer mehr Kinder mit einem negativen Selbstwertgefühl und fehlen- dem Selbstbewusstsein. Ein gesundes Selbst- wertgefühl kann sich in den Herzen der Kinder nur entwickeln, wenn sie von klein auf Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit, Bestätigung und Lob erfahren. Die japanische Gesellschaft ist je- doch von Hektik getrieben, sodass Erwachsene für Kinder immer weniger das Gegenüber sein können, das sie sein sollten. Sowohl in der eige- nen Familie als auch in der Nachbarschaft, im Kindergarten und in der Schule kümmert man sich oft nicht mehr gut um die Kinder. Wenn sie dem Umfeld nützen, werden sie angenommen. Gibt es dagegen Probleme, werden sie abge- lehnt. Ein Kind entwickelt sich positiv, wenn es als Mensch wertgeschätzt und geliebt wird und wenn seinen Fähigkeiten Vertrauen geschenkt wird. Eigentlich sollte man meinen, dass eine solche Erziehung selbstverständlich sei. Aber in Japan scheint diese Fähigkeit verloren gegan- gen zu sein. Gerade deshalb ist es uns im Mominoki-Kin- dergarten wichtig, dass jedes Kind weiß, dass es von Gott geliebt, erdacht und erschaffen ist. Kinder müssen wissen und erfahren, dass ihr Leben geschätzt wird und dass sie angenom- men sind, so wie sie sind (Sein). Und zwar noch bevor sie lernen, was sie leisten können (Tun) oder welche besonderen Fähigkeiten sie besit- zen (Haben). Alles „Tun“ und „Haben“ setzt ein gesundes „Sein“ voraus. Andreas und Rahel Gross ● Andreas und Rahel Gross haben zwei Kinder und leben seit dezember 2009 in Japan. ihre aufgabe seit 2013 ist der Gemeindeaufbau in ome, ei- ner Stadt mit 136.000 einwoh- nern im Westen tokios. beide haben nach dem abitur die ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller mission absolviert und waren zwei Jahre beim liebenzeller Gemeinschaftsverband tätig. Das „MewakuPrinzip“: mewaku bedeutet in etwa belästigung oder störung. Für Japaner gilt: „nur keine belästigung oder störung verursachen! nur nieman- dem zur last fallen! nur keinen Grund zum anstoß geben!“ Gelingt dies nicht, kann es enorme schuld- gefühle hervorrufen. Spielerisch lernen, rechts hinten Rahel Gross

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