MISSION weltweit – Ausgaben 2017

12 Jedes Jahr am 22. Dezember werden die Glückszahlen durch singende Kinder bekannt gegeben. Ein Event, auf den alle Augen Spani- ens gerichtet sind und der in jeder Kneipe und in den meisten Wohnzimmern live mitverfolgt wird. Bereits ab Juli sind die Lotteriescheine zu kaufen, und die Schlangen an den Verkaufsstel- len sind lang. Als wir 2005 in der Sprachschule waren, führte uns unsere Spanischlehrerin stolz in diese Tradition ein. Auch befanden sich re- gelmäßig im Opfersäckchen der Gemeinde eini- ge Lotteriescheine. Spanien ist in gewisser Weise eine Lottogesell- schaft. Außer der Weihnachtslotterie gibt es die wöchentliche Ziehung und dieVerkaufsbuden der „Once“ an strategischen Punkten in allen Städ- ten Spaniens. Once ist eine Lotterie, die die Ar- beit von schwerhörigen Menschen unterstützt. Wenn ich einmal reich wär … „Que me toque el gordo“ heißt in Deutsch: Dass ich doch einmal in der Weihnachtslotte- rie gewinne! Einmal so richtig fett absahnen, das wäre doch genial, oder? Träumt nicht jeder da- von, sich einmal die Träume des Lebens zu ermöglichen? Auch in der Gemeinde- arbeit steht man vor fi- nanziellen Herausforde- rungen. Wie schön, oder soll ich sagen: wie „fett“, wäre es, wenn man durch einen Lottogewinn ein ei- genes Gemeindehaus kaufen könnte oder das Pastorenge- halt der nächsten Jahre gesichert wäre. Nun will ich an dieser Stelle nicht auf die ethische Frage eingehen, ob ein Christ Lotto spielen darf oder nicht. Es geht mir lediglich darum aufzuzeigen, wie wichtig es für den Menschen ist, materiell abgesichert zu sein. darum geht’s spanien Immer gerne das Neueste Da sich Spanien seit 2008 in einer ernsten Finanz- krise befindet, von der es sich nur sehr langsam erholt, ist der Wunsch nach einem finanziellen Durchbruch nur noch stärker geworden. Viele konnten sich vor der Krise einiges leisten bzw. leisteten es sich durch die Inanspruchnahme von Krediten. Das galt für Wohnungen, Autos, Fern- seher oder den neuen Sofatisch. Auch heute ist zu beobachten, dass die Spanier gerne das neu- este Smartphone, eine Playstation 4 oder einen aktuellen Fernseher besitzen. Außerdem woh- nen sie nicht gern zur Miete, sondern zah- len lieber eine Hypothek ab, um Eigentum zu haben. Um sich diesen Lebensstil leisten zu können, arbeiten in der Regel beide Eltern- teile voll. Sie schicken ihre Kinder mit vier Mo- naten in die Kita und spielen fleißig Lotto. Auch Christen sind von dieser Denkweise nicht verschont, was sich auch darin zeigt, dass die Opfermoral meist nicht so hoch ist. Es ist schwer, über Geld zu reden, auch im Blick auf ein Pas- torengehalt. Schnell werden südamerikanische Gemeinden angeführt, in denen ein Wohlstand- sevangelium* gepredigt wird (und Gemeinde- glieder mit Spendendruck ausgenutzt werden). Wenn Gott ruft Daniel Zafra ist gebürtig aus Vinaròs, unserem Nachbarort. Nach seiner Hochzeit mit Marian zog er nach Tarragona, wo seine Frau aufge- wachsen ist. Sie waren aktiv in der Gemeinde, Daniel hatte einen guten Job in einem Auto- haus, Marian einen eigenen Laden, und sie wohnten im elterlichen Haus. Kurzum: Es ging ihnen gut, und es fehlte an nichts. Doch eines Tages spürte Daniel ganz deutlich den Ruf Gottes, in seine alte Heimat zurückzu- gehen und vollzeitlich in die Gemeindearbeit einzusteigen. Bereits seit einiger Zeit hatten wir für ihn gebetet, da wir ihn kennengelernt hatten und ihn uns gut als künftigen Pastor der Gemeinde Benicarló vorstellen konnten. Que me toque el gordo Einmal so richtig fett absahnen „El gordo“ (der Fette) ist in Spanien ein Begriff, mit dem jeder etwas anfangen kann. Es handelt sich um den Hauptgewinn von vier Millionen Euro in der spanischen Weihnachtslotterie, die ihren Ursprung bereits im Jahre 1811 hat. * Bitte beachten Sie die Erklärung auf Seite 11 Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu erlangen, was er nicht verlieren kann. Jim Elliot

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