MISSION weltweit – Ausgaben 2017

mission weltweit 3–4/2017 17 ratlos ratlos, aber nicht mutlos!? Wo ist das Wachstum besonders stark? Der An- teil der Afrikaner an der Weltbevölkerung wird sich von 16 Prozent im Jahr 2015 auf etwa ein Viertel im Jahr 2050 erhöhen. Dies ist die na- türliche Folge davon, dass 41 Prozent der Afri- kaner derzeit unter 15 Jahre alt ist. Daher ver- doppelt sich die Bevölkerung Afrikas bis 2050 auf etwa 2,5 Milliarden. Sie vervierfacht (!) sich bis 2100 auf 4,2 Milliarden. Wir erleben alsomomentan ein geradezu schwin- delerregendes Bevölkerungswachstum, das sich besonders auf den afrikanischen „Problemkon- tinent“ konzentriert. Was bedeutet das künftig für die Stabilität der afrikanischen Staaten und für das Zusammenleben der Völker, die immer näher zusammenrücken und um immer weniger Ressourcenkonkurrieren?Wasbedeutetesfürdie Fähigkeit der afrikanischen Staaten, junge Men- schen mit Arbeit, Studien- und Ausbildungs- plätzen zu versorgen? Was bedeutet es für die Nahrungsmittelproduktion und für die Land- ressourcen? Was bedeutet es für die Umwelt und damit zusammenhängende kommunale Güter wie Luft und Wasser? Was bedeutet das vor dem Hintergrund der Effekte des Klimawandels, der diese Länder ohnehin besonders trifft? Einige werden sicher auch fragen, was das für die Migrationsbewegung nach Europa bedeutet. Werden sich riesige Bevölkerungsteile auf den Weg über das Mittelmeer machen? Wenn sie es täten, könnte es ihnen jemand verübeln? Der Vater, der für sein krankes Kind keine Hoffnung in Afrika hat, weil das überforderte öffentliche Gesundheitswesen schon lange zusammenge- brochen ist und er selbst die Kosten niemals pri- vat bezahlen könnte – er muss doch geradezu alles unternehmen, um mit seinem Kind in das solidarische Gesundheitssystem Europas ein- zuwandern. Schließlich fühlt er in erster Linie Verantwortung für sein Kind. Wie gehen die Mission und die Kirchen vor Ort mit diesem Groß-Problem um? Kann der Schöp- fungsauftrag „Seid fruchtbar und mehret euch und macht euch die Erde untertan“ noch wörtlich ver- standen werden? Müsste dieses Wort nicht kon- sequent geistlich ausgelegt werden, wonach es allein darum geht, in Jesu Auftrag fruchtbar zu sein und Menschen aus dieser brennenden Welt heraus zu retten? Und was passiert, wenn man uns darauf hinweist, dass schwarze Kinder nicht weniger willkommen seien als weiße und dass Kinder stets eine Gabe Gottes sind, über die wir unsimmerfreuensollen?Könnteestrotzdemsein, dass für diese Gabe das gilt, was wir auch für Nahrungsmittel in Anspruch nehmen: Wir sol- len dafür als Gabe Gottes danken. Unabhängig davon, dass Essen im Übermaß neutestament- lich als Völlerei verurteilt wird. Nicht immer, überall und unbeschränkt ist also eine Gottes- gabe Segen, sondern es hängt davon ab, wie verantwortungsvoll ein Christ damit umgeht. Kann man Afrika und damit diese Welt retten? Das erscheint eher unwahrscheinlich. Aber man kann durch kompetente geistliche und soziale Arbeit Inseln schaffen, auf denen im Glauben verantwortungsvoll, ehrfürchtig und schöp- fungsbewusst gedacht, geredet und gehandelt wird. Das bleibt nicht ohne Effekt, und manch- mal hat es auch große Ausstrahlungswirkung. Die Entwicklung solcher Gottesinseln ist das Engagement vieler Liebenzeller Missionare und so manche Spende wert. Diese Gottesinseln sind Wegweiser. Sie kehren den Trend nicht um, denn das Haus dieser Welt brennt. Aber sie wei- sen in Wort und Tat auf das Haus des Vaters hin, das niemals verbrennen wird. Daher sind wir zwar ratlos, aber keineswegs mutlos! l im Jahr 2015 bestand die Weltbevöl- kerung aus 7,34 milliarden menschen. Bereits 2050 wird es ein drittel mehr sein, tendenz steigend. dass dies eine enorme herausforderung für die ressourcen darstellt, die gott diesem planeten mitgegeben hat, kann sich jeder denken. Rund 47 Prozent der Einwohner im ostafrikanischen Burundi sind unter 15 Jahre alt. Prof. dr. detlef Hiller ist professor und leiter des Studiengangs Theologie und Soziale Arbeit an der internationalen hochschule liebenzell. Er hat politische Wissenschaft, Erziehungs­ wissenschaft und Ev. theo­ logie studiert. Er und seine Frau haben über die Jahre insgesamt acht pflegekin­ der bei sich aufgenommen, derzeit leben noch zwei bei ihnen. Foto: lm-ArchiV Foto: lm-ArchiV Foto: priVAt

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