MISSION weltweit – Ausgaben 2017

schWestern konkret 24 FotoS: S. GErtruD rÜck Sich vor einem Zeltlager zu d rück en kam für Gertrud Rück nie in Frage! Schon mit acht Jahren ist sie voll dabei und entschei- det sich dort ganz bewusst für ein Leben mit Jesus. Aufgewachsen ist sie in einer gläubigen Familie mit fünf jüngeren Ge- schwistern auf einem Bauernhof in Ilsho- fen-Leofels. Im Familienbetrieb macht sie eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Während eines Einsatzes als Dorfhelferin wird ihr unvermittelt gesagt: „Du gehörst auf eine Bibelschule!“ Nach einem Diako- nischen Jahr in Bad Liebenzell meldet sie sich 1977 zur Bibelschule an – auch wenn sie insgeheim hofft, nicht angenommen zu werden. Doch sie wird genommen. Aber Schwester werden? Keine Option! Ihr Plan: heiraten, Familie gründen. ein fast ver rück tes erlebnis in der Zelt- mission haut Gertrud Rück schier vom Stuhl. Sie sitzt im Zelt, als der Evangelist plötzlich stoppt und ruft: „Ich weiß nicht, warum ich das sagen muss, aber du, jun- ges Mädchen, lass die Sache mit dem jun- gen Mann. Gott hat dich zur Schwester be- stimmt.“ Sie schaut sich um und weiß: Sie ist gemeint! Doch sie – und vor allem ihre Eltern – sind nicht überzeugt. Erst als Gott mit einem weiteren Wunder die Meinung der Eltern wendet, wird der Weg frei. So kommt es, dass sie Schwester wird, zwei Jahre lang trotz ihres jungen Alters die Hausmutter vertritt und schließlich, wie sie es selbst formuliert, mit 25 „auf die Menschheit losgelassen“ und in Sim- mozheim eingesetzt wird. Vor allem das Zeltlager, das sie bereits als Kind begeis- tert hat, ist auch jetzt ihr Steckenpferd. Ihr Auftrag ist die Arbeit unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Nahezu bed rück end ist die Stille der Nacht, als sich in Schwester Gertruds Zim- mer eines Freizeitheims plötzlich die Tür- klinke bewegt. „Kein Licht“, zischt eine Stimme. Es ist ein Mädchen, das Schwester Gertrud über den Glauben ausfragt und sich wieder aus dem Zimmer schleicht. Später landet eine (Wieder-)Geburtsanzei- ge bei der Schwester im Briefkasten und sie weiß: Dieses Gespräch war entschei- Wie gott alles zurecht- rück t Die Arbeit mit Kindern begeisterte Schwester Gertrud. dend! „Das Schönste war, wenn Kinder zum Glauben kamen“, sagt sie voller Be- geisterung. Und das darf sie erleben! Als sie 1997 in den Bezirk Emmendingen wechselt, fängt sie noch einmal ganz neu an. Wo anfänglich „nur“ Frauenarbeit für sie geplant ist, entsteht schnell wieder eine Kinder- und Zeltlagerarbeit. Heute finden dort jeden Sommer Zeltlager mit rund 200 Kindern statt. WieGott seineGemeinde baut undwachsen lässt, erlebt sie auch im Bezirk Loßburg, in dem sie von 2009 bis 2015 arbeitet. Neu in den Fokus rück en muss Schwes- ter Gertrud einiges, als eine einseitige Stimmbandlähmung diagnostiziert wird. Die bisherige Arbeit wird fast unmöglich. Deshalb fängt sie mit 58 Jahren noch ein- mal ganz von vorne an und beginnt eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin. „Ich war plötzlich wieder Schülerin und Azu- bi in der ersten Klasse.“ Doch sie nimmt die Herausforderung mit Würde an. Jetzt ist sie im Feierabendhaus der Schwestern- schaft eingerückt, auch wenn noch lange nicht Feierabend ist. Sie übernimmt dort ihre neue Aufgabe: Hausmutter als Nach- folgerin von Schwester Elsbeth Pfeiffle. Für Schwester Gertrud kein Problem, denn ihr Motto ist: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“ l Josia Haupt, student der ev. theologie an der internationalen hochschule liebenzell, verheiratet mit rosalie, freier mitarbeiter beim donaukurier Sie „rückt“ nach: Schwester Gertrud Rück (rechts) ist die Nachfolgerin von Schwester Elsbeth Pfeiffle.

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