MISSION weltweit – Ausgaben 2017

6 darum geht’s malawi Aber es geht ihm nicht gut. Neben dem Bett steht eine Schüssel mit vier oder fünf Litern Wasser. Ein Schlauch leitet es aus seinem Kör- per ab. Dadurch geht es ihm wieder besser. Aber schon einige Tage später wird sein Unterleib wieder prall voll sein, und er wird wieder ins Krankenhaus müssen. Wenn kein Wunder ge- schieht, wird er nicht mehr lange leben. Pastor Mwathunga arbeitete seit 2005 als Leh- rer am „Chisomo Training Center“. Er war bei Beginn um die 30 Jahre alt, jung verheiratet und voller Eifer und Freude über seine Beru- fung als theologischer Lehrer. Er arbeitete sich schnell ein und lehrte mit Hingabe. Er prägte die Studenten, von denen jetzt viele Pastoren sind, und lebte ihnen vor, was es heißt, Christ zu sein. Er sagte ihnen auch immer wieder, dass man als Christ nicht zu traditionellen Heilern gehen sollte, weil unser Leben in Gottes Hand ist und Krankheit nichts mit dem Einfluss der Ahnen zu tun hat. Nach einigen Jahren stellte sich heraus, dass er Probleme mit der Leber hat. War es eine He- patitis? Waren schimmelige Lebensmittel die Ursache? Hinterher kann man das nicht mehr feststellen. Jedenfalls bekam er Probleme mit Wasser im Bauch. Die Leber arbeitete immer weniger, und so war es ein langsames Sterben. Über den Tod redet man nicht Was mich gefreut hat, als ich ihn besuchte: Er war nicht verzweifelt, obwohl er wusste, wie es um ihn steht. Wir haben Johannes 14,1–6 gele- sen und über die Wohnung geredet, die für ihn bereitsteht. Viele hätten abgeblockt und so ge- tan, als ob alles gut wäre, erzählte er. Über den Tod redet man in Malawi nicht, auch wenn er hier zum täglichen Leben gehört. Aber Pastor Mwathunga war reif im Glauben. Er konnte mit seinem Leid umgehen, weil er die Gewissheit hatte, dass ihn nichts aus der Hand des guten Hirten reißen kann. Seine Eltern beschwerten sich nach der Beer- digung, dass niemand mit ihm zu einem tra- ditionellen Heiler gegangen sei. Es wäre bei den meisten Leuten normal gewesen, selbst bei Christen, dass man angesichts einer unheilbaren Krankheit alles versucht, um doch noch Heilung zu finden. Doch weder Pastor Mwathunga noch seine Frau wollten das. Sie waren der Überzeu- gung, dass Gott es gut macht, so oder so. Krankheit und Tod sind in Malawi allgegen- wärtig. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nur 55 Jahre, obwohl Aids inzwischen nicht mehr so vorherrschend ist wie noch vor zehn Jahren. Seit es antiretrovirale Medikamen- te gibt, die das Virus weitgehend ausschalten können, leben viele HIV-Infizierte länger und besser als um die Jahrtausendwende. Aber an- dere Krankheiten wie zum Beispiel Speiseröh- renkrebs nehmen zu. Tuberkulose ist nach wie vor häufig. Sie tritt dann auf, wenn der Körper durch andere Infekte geschwächt ist. Und auch Verkehrsunfälle führen in Malawi oft zum Tod, weil die Fahrer Geschwindigkeit und Straßen- Paul und Dorothe Kränzler sind seit März 2016 erneut in Malawi im Einsatz und neben der Teamleitung in der Gemeindegründung unter den Yao tätig. Sie haben zwei erwachsene Kinder. Paul ist Industrie­ kaufmann und hat die Ausbildung am Theologi­ schen Seminar der Lieben­ zeller Mission absolviert. Dorothe ist Schreinerin. Von 1988 bis 2006 arbeitete Familie Kränzler in Afrika, zunächst in der Gemeinde­ gründung in Liberia und Guinea, dann von 1993 an in verschiedenen Aufgaben in Malawi: Aufbau und Leitung des Chisomo-Zentrums, Mitarbeiterschulung, Aids­ waisenprojekt, Bibelschul­ unterricht. Von 2006 bis 2015 waren Kränzlers in der Gemeindearbeit in Salz­ burg/Österreich tätig. Gott hält bei Krankheit und im Tod Nachdem ich im Büro der „Evangelical Baptist Church“, unserer Partnerkirche in Malawi, alles Nötige besprochen habe, fahre ich von Liwonde nach Zomba zurück. Unterwegs biege ich bei Malosa ab. Dort ist ein Missionskrankenhaus, in dem unser Mitarbeiter liegt. Im Krankenzimmer frage ich: „Muli bwanji?“ (Wie geht’s?). „Gut“, antwortet er.

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