MISSION weltweit – Ausgaben 2017

darum geht’s PaPua-neuguinea 6 Robert schaut mich mit großen Augen treuher­ zig an. Auf Fragen gibt er drollige Antworten, die er schon immer parat hatte. Manchmal verblüfft er auch mit guten Einfällen. Er hat in der Schule wenig gelernt. Die Lehrer waren oft nicht anwesend, betrunken oder ließen die Schüler den Lernstoff wie Papageien nachplap­ pern. Lehrer hierzulande sind oft unmotiviert, weil ihnen kein Gehalt gezahlt wird oder auch, weil sich niemand darum kümmert, was sie tun. Und so juckte es niemand, wenn Robert erst gar nicht zum Unterricht ging. Nach der vierten Klasse gab er auf. Dann lernte er falsche Freun­ de kennen und benebelte sich mit Marihuana. Die Droge hat Spuren hinterlassen. Robert hat erst jetzt in der Bibelschule lesen gelernt. Mittlerweile liest er gerne vor, auch wenn er manche Worte eher errät. Er bemüht sich echt und sitzt auch dann noch im Klas­ senzimmer und lernt, wenn die anderen längst im Gespräch miteinander sind. Geht es an die praktische Arbeit, so kommen Roberts kräftige Muskeln zum Einsatz, und er schafft mehr als die andern. Auch seine Kameraden sind „ein­ fach gestrickte“ junge Männer aus der Gegend. Fast alle haben mit Marihuana Bekanntschaft gemacht und mehr oder weniger Schaden ge­ nommen. Es sind die Jungs, die die große Mas­ se der Jugendlichen ausmachen und nicht das Privileg hatten, eine gute Schule in der Stadt zu besuchen. Sie mussten nehmen, was es gab. Lehre gibt Orientierung Was hilft es, von einem idealen Unterricht zu träumen, der schlaue und begabte Schüler in die Lage versetzt, einmal die Kirche und die Nation auf den Kopf zu stellen? Wir haben die Voraussetzungen dafür nicht! Und so kann man als Bibelschullehrer mit „meinen Jungs“ nicht glänzen. Aber man kann sie lieb haben – und Veränderung in ihr Leben bringen! Sie lernen neben dem Bibelunterricht viel Nützliches, das ihre Chancen verbessert: wie man sich benimmt, spricht, lernt, Dinge abwägt, arbeitet, seinen Tag sinnvoll plant. All das ist für sie ein großer Schritt nach vorne! Egal, ob sie einmal in der Kirche vollzeitig arbeiten werden oder nicht. Wie ging es eigentlich Jesus mit seinen Jün­ gern? Er nahm Fischer, Partisanenkämpfer, Zöllner und einfache Leute in seine Mannschaft auf. Es waren keine Helden. Sie haben fast bei jeder Prüfung versagt. Und doch hat der Lehrer sie nicht fortgejagt, sondern geduldig getragen. Er hat sein wertvolles Leben an sie verschwen­ det, hat versucht, ihnen beizubringen, warum er gekommen ist. Gerhard und Brigitte Stamm sind seit fast 29 Jahren in papua-Neuguinea tätig. sie unterrichten Blockkurse an der Bibelschule in popun im hochland und besuchen menschen in abgelegenen gebieten. dort lehren sie pastoren und gemeindelei- ter und geben Jung und alt lebenshilfe. gerhard war vor seiner ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission bei der Bundesbahn. Brigitte ist hauswirtschafterin und krankenschwester. Mithelfen: speNdeNcode 1200-32 papua- Neuguinea mittagszeit, der heutige unterricht ist geschafft. ich trage die gewebte tasche mit zwei bibeln und zwei ordnern mit meinen ausarbeitungen – habseligkeiten eines bibelschullehrers „für einfache leute“ – in unser haus. die eindrücke des morgens gehen mir durch den kopf. wie viel meine schüler wohl verstanden haben? lehre statt leere Bibelschullehrer Peter predigt.

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