MISSION weltweit – Ausgaben 2017
mission weltweit 5–6/2017 PaPua-neuguinea darum geht’s 7 Pastor Mwathunga (Bildmitte) lädt zusammen mit Studenten vom Chisomo-Zentrum Sand auf. Die Aufnahme entstand vor zwei Jahren. Die Oberschicht hier interessiert sich kaum noch für Bibelunterricht. Sie will raus aus dem Schlamassel, hinein ins Geschäftsleben oder in die Politik. Da kann man leichter bekommen, was jeder will: Ansehen, Geld, ein scheinbar gu tes Leben. Und wie ist es in der Kirche? Viele ältere Pastoren sind für die Jugend nicht gerade werbewirksam, sondern zutiefst von ihrer Wür de überzeugt. Sie reden oft über dasselbe, inter essieren sich kaum für Kinder und Jugendliche, wollen und können nicht abgeben. Wie soll es unter solchen Bedingungen mit der Gemeinde Jesu weitergehen? Lehre kontra Lüge Viele einheimische Leiter denken darüber nicht nach. Sie „wurschteln“ weiter vor sich hin. Nur wenige, wie etwa meinen Lehrerkollegen und Mitarbeiter Peter, bedrückt das sehr: „Wir müs sen so viele Menschen lehren, wie wir können!“ „Sie müssen die Bibel nicht nur besitzen, lesen und zitieren können, sondern verstehen, was geschrieben steht. Sie müssen die Wahrheit von der Lüge unterscheiden können.“ Erstaunlich, dass die fantasievollsten Dinge ge glaubt werden. Da wird behauptet, vom Stamm Benjamin abzustammen, man pilgert ins Heilige Land und bringt nicht nur „heilendes Jordan wasser“ mit, sondern verrückteste Theorien. Scharlatane, die ein unheiliges Leben führen, berufen sich auf den Heiligen Geist, der ihnen im Traum Sonderoffenbarungen gegeben habe. Sehr viele Christen hierzulande fallen auf Träu mer oder Wahrsager herein. Peter und ich kamen bei einem Treffen der Evangelischen Allianz in PNG mit Männern zu sammen, denen die Not ihres Landes das Herz zerreißt. Es sind Missionspiloten, Techniker in der Radiomission, Kirchenvertreter, bis hin zum Bischof der Lutherischen Kirche. Sie alle wollen zusammenarbeiten, damit die Gemeinde Jesu Verantwortung und Einfluss auf das Land neh men und „Salz der Erde“ sein kann. Auch die zunehmende Hexenjagd, die dem Land weltweit einen schäbigen Ruf eingebracht hat, war auf der Agenda. Selbstjustiz, vorbei an Regierung, Polizei, Recht und leider auch den Kirchen. Dieser neue, barbarische „Sport“ wird nicht nur in abgelegenen Gegenden betrieben, wo SangumaZauberei schon früher praktiziert wurde. Nein, jetzt auch in den Städten und Gebieten, die diese Terrorstruktur bisher nicht kannten. Kulturell bedingt glauben die Men schen schnell einem Wahrsager und Gerüchten. Und sie bedienen sich verkommener Jugendli cher, die ihre höllische Freude daran haben, frei und öffentlich unter den Augen einer stummen, furchtsamen Masse Menschen mit mittelalterli chen Methoden zu quälen. Gott sei Dank gibt es Beispiele von mutigen Zeugen Jesu, die dann sagen: „Nur über meine Leiche!“ Wir waren uns alle einig, dass wir – egal ob ein heimischer Pastor, Kirchenleiter oder Missionar aus dem Ausland – unseren Auftrag neu erken nen und dort dienen müssen, wo es heute be sonders nötig ist. Es braucht biblische Lehre und Menschen, die Gottes Wille dem einfachen Volk nahebringen können. Wir müssen junge Leute zurüsten, die der Gemeinde dienen können. Wir dürfen die abgeschiedenen Gebiete nicht ver gessen, wie es die Regierung aus pragmatischen Gründen tut. Sie lässt das Schulsystem und die Krankenversorgung einfach schleifen, von einer Infrastruktur wie funktionstüchtigen Straßen ganz zu schweigen. Hauptsache, man kann das Land nach außen gut vertreten und von seinem Reichtum schamlos absahnen. „Wir werden uns wieder treffen und sehen, was wir in der Zwischenzeit anpacken können“, sag ten wir uns. Peter und ich gingen ermutigt nach Hause. Wir setzen unsere Kraft am richtigen Platz ein. Wir sind dort, wo es das „normale“ Volk juckt, und wir kratzen nicht dort, wo es unserer Vorstellung nach passt und nur uns be friedigt. So wurde mir persönlich neu bestätigt, den Dienst der Unterweisung an diesen einfa chen und schlecht geschulten jungen Menschen fortzusetzen. Ich fahre nun den Computer herunter und sehe nach meinen Jungs, die gerade in ihrer Studi enzeit einige harte Nüsse zu knacken haben ... Gerhard Stamm l Robert (rechts) hat erst in der Bibelschule lesen gelernt. Seelsorge während der Wartezeit am Flugstreifen Fotos: gerhard stamm ihr habt mich nicht erwählt; sondern ich habe euch erwählt und gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe. JohaNNes 15,16a
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