MISSION weltweit – Ausgaben 2017

8 darum geht’s Zentralasien Wer ist so rabiat: ihre Mutter, eine Tante? Und was hat das Mädchen wohl ausgefressen? Warum tut niemand etwas gegen diese Ungerechtig­ keit? Und weshalb hört die Frau mit den Atta­ cken erst dann auf, als ein Polizist – ohne etwas zu sagen – vorbeischlendert? In den vergangenen vier Jahren haben wir in ei­ nem Land gelebt, in dem das Wohl und Ansehen der Familie wichtiger ist als das des Einzelnen. Wer sich nicht den Normen und Regeln gemäß verhält oder Anlass gibt, dass die Familie das Gesicht verliert, kann keine Gnade aus den ei­ genen Reihen erwarten. Oft leben die Menschen unter einem enormen Druck. Mädchen lassen sich in eine Ehe drängen, weil eine unverhei­ ratete Tochter eine Schande für die Eltern ist. Familien verschulden sich hoch, um eine Hoch­ zeit oder Beerdigung gemäß den Erwartungen des Umfelds zu gestalten. Bekennt sich ein Fa­ milienmitglied zu Jesus Christus, ist das für die Familie kaum auszuhalten. Sie hat Angst, ihr Gesicht in der Gesellschaft und ihre Zugehörig­ keit in der Gemeinschaft zu verlieren und übt Druck aus. Nur wenn „das Ärgernis“ beseitigt wird, fühlt sich die Familie wieder sicher und kann selbstbewusst auftreten. Diese Zwänge führen oft in ausweglose Situationen. Grenzen- loser Zwang führt zur Ausweglosigkeit. kann falsch sein, was glücklich macht? Aus deutscher Sicht sind solche Denkweisen unvorstellbar. Wir sind dankbar für die Freiheit, in der wir leben, und dass jeder Mensch sein Recht auf individuelle Lebensgestaltung ausle­ ben kann. Materiell sind wir schon lange nicht mehr auf den Familienverband angewiesen. Wir sind unabhängig. Das Dogma unserer Zeit ist das Recht, dass jeder auf seine Art glücklich werden soll. Bei uns herrscht „Glückszwang“. Viele sind in diesem Zwang gefangen. Zwang führt zur Ausweglosigkeit. In der westlichen Welt werden Grenzen auf­ gelöst und Tabus gebrochen, um dem Drang nach persönlichem Glück und Individualität nachzukommen. Jeder muss für sich erkennen, was ihn glücklich macht. Und wenn es glücklich macht, kann es doch nicht falsch sein ... Doch die Jagd nach dem individuellen Glück endet oft in einer Sackgasse: Wenn alles Unmögli­ che möglich gemacht wurde und alle Gren­ zen überschritten sind, bleibt eine grenzenlose Orientierungslosigkeit. die Jagd nach dem individuellen glück endet oft in einer sackgasse: Wenn alles unmögliche möglich gemacht wurde und alle grenzen über- schritten sind, bleibt eine grenzenlose orien- tierungslosigkeit. das ist keine kuh! wir sind in der stadt unterwegs, als wir plötzlich aus unseren gedanken gerissen werden. dort, gegenüber im Park, diese Frau! sie schlägt auf ein teenie-mädchen ein. schon liegt es am boden und bekommt die wütenden tritte der Älteren zu spüren. Fotos: lm-archiv

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