MISSION weltweit – Ausgaben 2017
26 ihl konkret Im Alter von vier Jahren kann aber etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht werden: Sascha hat auf dem rechten Auge immerhin zehn Prozent Sehvermögen; links sind es zwei Prozent. Über Jahre hinweg bleibt dieser Wert stabil, niemand ahnt, dass sich daran etwas ändern würde. Er kann sogar Kindergarten und Schule „fast nor mal“ besuchen. Wie alle anderen Jugendlichen eben auch, besucht er mit 14 Jahren den Konfi- Unterricht. Die Motivation: „Ein Jahr absitzen, danach ein schönes Fest und viel Kohle.“ Doch genau diese Zeit ist es, in der er den ken nenlernt, der von sich selbst behauptet, dass er das Licht der Welt sei. Als sein Nachbar freitag abends keine Zeit hat, weil er zum EC-Teenkreis geht, sagt Sascha bald: „Ich komm mal mit.“ Das prägt. Im Gegensatz zur Schule, in der er so viel Ablehnung erfährt, stellt er dazu fest: „Zum ersten Mal hatte ich die Situation, dass Leute mich nicht abgelehnt, sondern mir das Gefühl gegeben haben, ein wichtiger Bestandteil der Gruppe zu sein.“ Dieses Zeugnis – es wird nicht nur von Liebe geredet, sie wird vorgelebt – lässt ihn nicht los. Sascha entscheidet sich für ein Le ben mit Jesus und feiert schließlich seine Kon firmation mit einer ganz neuen Motivation. Die quälende Frage Doch das Licht wird überschattet, als im Jahr 2006 plötzlich ein schwarzer Punkt im linken Auge auftaucht. Die Diagnose heißt: Netzhaut ablösung. Sofort wird er operiert. Er liegt im Aufwachraum und hofft, alles nur geträumt zu haben. Doch er bekommt mit, wie ein Arzt sagt, dass er jetzt auf diesem Auge blind sei. Und es kommt noch schlimmer. Exakt ein Jahr darauf: Auf dem rechten Auge ein seltsames Flimmern, ein Tag mit zig Untersuchungen, im Hinterkopf die Geschichte mit dem linken Auge, eine be vorstehende OP und die Frage: „Ist das der letz te Tag, an dem du auf dieser Welt etwas sehen konntest?“ Für die weiteren sechs Wochen wird nicht klar sein, wie viel Prozent der Sehkraft gerettet wer den können. Denn das Auge ist mit Gas gefüllt und er kann gerade absolut nichts sehen. Sascha meint über diese Zeit: „Wenn ein Mensch eine schlimme Diagnose bekommt, weiß er, worauf er sich einstellen kann. Aber die Ungewissheit zerreißt einen.“ Und doch gewinnt er Kraft und Vertrauen durch seinen Glauben und weiß: Schlimmer als jetzt, wo er nichts sieht, kann es nicht werden. Er wechselt die Sichtweise und will sich über jedes Stück Helligkeit, das zurückkommt, freuen. Und tatsächlich: Nach sechs Wochen kompletten Blindseins kommen acht Prozent zurück. Das Beste, was man aus einer solchen OP rausholen könne, sagen die Ärzte. Wie orientiert sich Sascha ganz praktisch im Alltag? Man muss es ihm lassen: Er ist erstaun lich selbstständig und speichert sowohl seine Umgebungen wie auch Stimmen sehr geschickt im Kopf ab. Selbst in einem vollen Raum weiß Sascha, wer gerade redet, obwohl er die Perso nen gar nicht sieht. Das wertvolle Theologiestudium Dieser Wert ist bis heute, neuneinhalb Jahre später, stabil. So sitzt mir Sascha heute fröhlich grinsend gegenüber – an seinem Schreibtisch in Bad Liebenzell, hinter sich theologische Bücher. Er ging das Wagnis ein, trotz der Sehschwäche Die Sichtweise des Lichtblicks Das Licht der Welt erblickt Sascha Wössner 1991 in Stuttgart. Mit der Geburt beginnen viele Porträts. Das ist nichts Außergewöhnliches. Und doch ist hier etwas anders. Denn die Phrase „das Licht der Welt erblicken“ trifft hier nur bedingt zu: Noch vor der Geburt bekommen Saschas Eltern die Prognose: „Ihr Sohn wird komplett blind sein“. Für die Hebräisch-Prüfung übersetzte Sascha sechs Stunden am Stück. Eine unentbehrliche Hilfe ist sein Lesegerät. Lernen mit weltweitem Horizont Erfahren Sie mehr über das Studium in Bad Liebenzell. Kostenlos im Internet anschauen auf www.liebenzell.tv/328 oder die DVD (Bestell-Nr. F201309) für 7,– € zzgl. 2,- € Versandkos- tenpauschale bestellen bei Liebenzeller Mission, Materialdienst, Telefon 07052 17-296, Fax 07052 17-115, E-Mail: material@liebenzell.org
RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy