11 mIssIoN weltweit 1–2/2019 mIkroNesIeN darum geht’s In Chuuk kommt Adoption häufig vor. Im Falle von Freddy* kannten sich die leiblichen und die Adoptiveltern, und sie trafen ihre Abmachung, als Freddy zwei Jahre alt war. Wo ist mein Zuhause? Als er die Wahrheit erfuhr, wusste Freddy es nicht mehr. Seine „richtigen“ Eltern liebten ihn offensichtlich nicht. Warum hatten sie gerade ihn weggegeben? Er hatte doch noch fünf Geschwister! Und seine Adoptiveltern hatten ihn angelogen – also liebten auch sie ihn nicht. Er nannte sie jetzt nur noch beim Vornamen, nicht mehr Mom und Dad. Freddy fühlte sich einsam, als hätte er überhaupt keine Eltern. Draußen spielte er oft alleine, denn die anderen Kinder erinnerten ihn schmerzvoll an die Adoption. Der Vater seiner leiblichenMutter hörte ihm zu. Er war der einzige, von dem sich Freddy geliebt fühlte. Weil die Adoptiveltern Besuche verhinderten, besuchte der Junge seinen Opa heimlich. Doch kurz vor Freddys Schulabschluss starb sein Großvater. Wenn gesagt wurde, dass Gott der Herr über alles ist, schüttelte Freddy nur den Kopf und wandte sich ab. Er begann zu trinken und forderte Gott zehn Jahre lang heraus: „Ich will sehen, wie mächtig du bist, Gott!“ Freddys leibliche Mutter lud ihn ein, mit nach Guam zu kommen. Freddy bekam dort einen Job, konnte studieren, bei den Eltern wohnen – und trank weiter. In die Kirche ging er selten; bei den Predigten wusste er bald, wie sie enden, und er fand sie langweilig. Immer noch trieb ihn der Gedanke an die Adoption um. Zehnmal fragte er seine leibliche Mutter: „Warum habt ihr mich in solch eine Familie gegeben? Ihr wusstet doch, dass mein Adoptivvater trinkt und seine Frau schlägt.” Die Antwort war jedes Mal gleich: „Das wirst du nie verstehen.“ Freddy litt unter seinem Lebensstil Aber er wusste nicht, wo er Hilfe finden könnte. Als er seine Frau kennenlernte, erinnerte sie ihn in vieler Hinsicht an seinen Großvater. Er befolgHartmut und Urte Scherer sind seit 1997 Missionare in Mikronesien, zunächst auf chuuk, jetzt auf Guam. Beide haben die ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller Mission absolviert. Zuvor war hartmut als Ingenieur im fahrzeugbau tätig, Urte als Dipl.finanzwirtin (fh). Beide sind jetzt Dozenten an der theologischen Universität Mikronesien (pIU). abgegeben und einsam seine kindheit war friedlich verlaufen. doch als er zehn Jahre alt war, erzählten ihm die spielkameraden, dass er ein adoptivkind sei. das hatte er nicht gewusst! * Name geändert te ihren Rat und ging wieder mehr zur Kirche. Aber die Predigten sagten ihm immer noch nichts. Mit 27 Jahren hörte er, wie Studenten unserer Pacific Islands University von ihrem Missionseinsatz in Thailand erzählten. Die persönlichen Erlebnisse sprachen Freddy an. Hier wusste er nicht schon im Vorfeld, wie die Geschichten ausgehen würden. Außerdem merkte er, dass Gott das Leben der Studenten veränderte. Das half ihm in seinem Fragen nach Gott. Freddy begann, die Bibel aufmerksam zu lesen. Schließlich gab er seinen Beruf auf und wurde selbst Student an der PIU. 1. Korinther 10,13 half Freddy sehr in seinem Ringen mit Gott: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr‘s ertragen könnt.” Eines Tages besuchte er seine leibliche Mutter. Er wollte nicht wieder den Gründen seiner Adoption nachspüren. Dieses Mal sagte er ihr: „Ich habe gelernt, dass Gott mein Leben bestimmt. Im Rückblick sehe ich, dass Gott mich an einen Platz gebracht hat, an dem ich geistlich zu dem Menschen reifen konnte, der ich jetzt bin.“ Heute schätzen ihn seine Geschwister und fragen ihn um Rat. Wer weiß, überlegt Freddy, ob ich das alles gelernt hätte, wenn ich nicht adoptiert worden wäre. Hartmut und Urte Scherer ● Mithelfen: SpenDencoDe 1260-32 Mikronesien Spielende Kinder am Strand in Guam. Es ist unüblich, alleine zu spielen. fotoS: haRtMUt ScheReR
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