MISSION weltweit – Ausgaben 2019

13 mission weltweit 7–8/2019 Bangladesch darum geht’s FOTOS: SAMUEL STRAUSS die direkt von denOrtsgemeinden angestellt werden – einige sind es vom Verband, andere vom Bezirk. Finanziert werden sie durch Spenden und kleine Mitgliedsbeiträge; aber beiden Anstellungsträgern fehlt es an Mitteln. Manche Gemeinden spenden in einen Pastorenfonds, aus dem Gehälter aufgestockt werden. Gehören Pastorenfamilien in Bangladesch zur Mittelschicht? Bei manchen Hauptamtlichen in Schlüsselpositionen mag das der Fall sein. Unsere Premierministerin meinte neulich, dass das Einkommen der Menschen mit umgerechnet 1280 Euro jährlich ein mittleres Niveau erreicht habe. Doch das entspricht für die meisten Arbeitnehmer nicht der Realität, und viele Pastorenbekommennur 40bis 50 Euro im Monat. In Bangladesch legen die meistenGemeindeglieder als Opfer nochMünzen ein … Die Lebenshaltungskosten sind teurer geworden, aber die Spenden gehen nicht in gleichem Maße hoch. Also erleben die Pastoren große Herausforderungen!? Um angemessen darüber zu reden, müssen wir sehr offen und ehrlich werden. Die meisten sind privat finanziell nicht so gut aufgestellt wie ich. Sie wissen umGottes Sendung in ihremLeben und geben einiges auf um etwas Größeren willen. Die Mitarbeit im Reich Gottes sollte für die, die auf anderen Verdienst verzichtet haben und sich vollzeitlich einbringen, eine „doppelte Ehre“ mit sich bringen. Das meinte Paulus in 1. Korinther 9,4ff und 1.Timotheus 5,17. Unseren Pastoren fehlt aber sehr oft die Würdigung ihrer Arbeit. Finanzprobleme der Gemeinden und die Entlohnung der Hauptamtlichen hängen zusammen. Woran könnte das liegen? Manche Pastoren sind, außer im theologischen Bereich, nicht besonders gebildet. Sie stehen gesellschaftlich nicht auf Augenhöhe mit manchen Gemeindeleitern und werden zuweilen von oben herab behandelt. Die Höhe ihres Gehaltes entspricht eher einem Honorar und genügt nicht zum Leben. Müssen sie aber etwas hinzuverdienen, leidet ihr Einsatz. Es ist ungemein schwer geworden, junge Menschen für den hauptamtlichen Dienst zu gewinnen, denn es fehlt an beiden Formen der „Ehre“. Wäre der Respekt und die Würdigung da, wäre die Not geringer. Entscheidend scheint mir aber die Frage zu sein: Macht der Pastor einen Job oder einen Dienst? Sowohl die Antwort des berufenen Pastors darauf wie auch die der verantwortungsbewussten Gemeinde beeinflussen das Ganze! Im Dienst für Jesus unterwegs sein – was freut Sie daran und was fällt Ihnen schwer? Freuden im Dienst habe ich viele. Ich habe den Dienst mit meinem Leben verknüpft und hake ihn nicht einfach ab. Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich eine Gemeinde oder einen Hauskreis besuche, wenn ich die Liebe der Gläubigen und meiner Mitmenschen erlebe. Es ist mir eine Ehre und Freude, diese Kontakte zu haben und vonGott eingesetzt zu sein, sein Wort weiterzugeben. Was schwer ist für mich und die Pastoren: Wir haben ein Leiterschaftsproblem. Als Pastoren sehen wir die Dinge von der dienstlichen und geistlichen Wachstumsseite her, und gewählte Leiter, mit denen wir zusammendieKirchenleitung bilden, oft von einer anderen Perspektive. WennmanLiebeerfährt, kann man vieles hinnehmen. Aber wenn weder der Dienst gewürdigt noch der Diener versorgt wird, ist es schwer, motiviert zu bleiben. Alles beginnt damit, dass wir den Herrn lieben, ehren und fürchten. Wer das nicht tut, wird es auch nicht verlässlich Menschen gegenüber tun. Ich frage mich, ob wir Missionare in der fast 230-jährigen Kirchengeschichte Bangladeschs in Sachen Finanzen falsche Weichen gestellt haben. Haben wir etwas versäumt? Natürlich ist vieles gut gemacht worden. Aber finanzielle Stabilität ist noch nicht erreicht. Die katholische Kirche ist finanzstark und investiert in säkulare Bildungsgrade für ihre Hauptamtlichen. Diese können in Bildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen etc. wichtige Führungsaufgaben übernehmen. Ich frage mich, warum wir als ältester protestantischer Gemeindeverband immer noch keine Projekte betreiben, die Gewinne abwerfen. Das ist eine Frage an unsere Leitung. Viele haben über die Jahre Hilfe, Arbeit und Unterstützung durch diverse Projekte und Programme erhalten. Aber der Transfer, aus Dankbarkeit selbst zu geben, gelingt nicht – und das ist eine Einstellungssache. Wir brauchen die Gaben aller und dass auch die „säkularen“ Fähigkeiten zum Beispiel im Management und der Projektgestaltung in den vielen Facetten des Gemeindelebens eingesetzt werden. Gemeinde braucht Wissen und Weisheit, am allermeisten aber Liebe: Liebe im Herzen der Hauptamtlichen für die Menschen in der Gemeinde und außerhalb. Liebe der Gläubigen in der Verantwortung für ihre Diener, damit sie lange und gerne – mit ihnen zusammen – im Einsatz für Jesus sind. Samuel Strauß Ronald Dilip Sarkar ist verheiratet, hat eine erwachsene tochter und einen enkelsohn. er ist Pastor und dekan im baptistischen gemeindeverband und stammt aus der nähe von mongla im südwesten von Bangladesch. Pastor sarkar (links) bei einer taufe im norden von Bangladesch

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